FC Bayerns Robert Lewandowski bleibt torlos: Das ungewöhnliche Gefühl des Scheiterns

Robert Lewandowski blieb gegen Hertha BSC ohne Tor.
© Getty

Robert Lewandowski erzielte beim 0:0 des FC Bayern München gegen Hertha BSC erstmals in dieser Saison bei einem Heimspiel kein Tor. Trainer Jupp Heynckes bezeichnete die fehlende Effizienz seines Stürmers als "ungewöhnlich", generell war die Chancenauswertung für ihn der einzige Kritikpunkt an der Leistung des Rekordmeisters. Der Punktverlust traf die Münchner nicht sonderlich hart. Aus Gründen.

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Am Ende hat es nicht für den alleinigen Rekord gereicht. Und so stapfte Robert Lewandowski nach Abpfiff zu dem Mann, dessen bestehende Bestmarke er zwar eingestellt, nicht aber ausgebaut hat und klatschte mit ihm ab.

Wie Jupp Heynckes einst hatte der Pole in den ersten elf Heimspielen jeweils mindestens einen Treffer erzielt und war so mit seinem Trainer gleichgezogen. Beim 0:0 gegen Hertha BSC riss die Serie des Angreifers schließlich.

"Ich hätte dem Lewy das gerne gegönnt, dass er ein oder zwei Tore erzielt hätte", sagte Heynckes später auf der Pressekonferenz. Nichtsdestotrotz hatte er Lob für Lewandowski übrig: "Er hat sich Chancen erarbeitet, hat sehr laufstark und mit Einsatzbereitschaft gespielt. Leider hat er seine Chancen nicht genutzt."

Robert Lewandowski stellt Saisonrekord von Timo Werner ein

Tatsächlich konnte es an diesem Nachmittag zumindest keine Diskussion darüber geben, dass Lewandowski es in seinem 250. Bundesligaspiel nicht versucht hätte. Der Führende der Torjägerliste gab elf der 19 Münchner Torschüsse ab und stellte damit den Saisonrekord von Leipzigs Timo Werner (beim 2:0 gegen den FC Augsburg am 22. Spieltag) ein.

Lewandowski war anzumerken, wie sehr es ihn wurmte, ohne Tor zu bleiben. In der Schlussphase wirkte er angestachelt, rannte mehrmals emotional reklamierend auf Schiedsrichter Guido Winkmann zu und forderte Elfmeter. Immerhin seine Lieblingsdisziplin und beim Blick auf seine Quote ein beinahe sicheres Tor. Doch es kam eben nicht so.

Arjen Robben analysierte später in der Mixed Zone: "Es gibt solche Tage, da geht der Ball nicht rein. Heute war so ein Tag. Das passiert nicht oft, vor allem hier in der Allianz Arena. Wir haben die Chancen gehabt, aber da musst du auch ein Tor machen. Das haben wir heute nicht gemacht."

Bayern-Stars mit viel Lob für Hertha BSC

Letztlich standen die Münchner gegen tapfer verteidigende Berliner bei 75 Prozent Ballbesitz, 19:5 Torschüssen und einer Passquote von 88 Prozent gegenüber 62 bei der Hertha. Doch die Videowand zeigte in der wichtigsten Statistik eben ein 0:0.

Für die Gäste aus der Hauptstadt hatten die Bayern viel Lob übrig: "Berlin hat es sehr gut gemacht, wie ich das gewohnt bin. Ich hatte gegen sie nur selten ein leichtes Spiel. Sie haben leidenschaftlich, intensiv, diszipliniert auf einem sehr hohen Niveau verteidigt", sagte Mats Hummels. "Der Gegner war unangenehm, stand defensiv sehr gut und hat die Räume sehr eng gemacht", stimmte David Alaba ihm zu.

Die Hertha empfing die Münchner aus einem tiefen 4-1-4-1 in der eigenen Hälfte, statt in vorderster Reihe auf den Spielaufbau zu pressen.

Robben und Ribery vom Spiel abgeschnitten

Dort gelang es dann besonders gut, die Außen Robben und Franck Ribery durch konsequentes Doppeln vom Spiel abzuschneiden. Wollte der Niederländer von rechts von innen ziehen, rückte immer ein Berliner Verteidiger nach und stellte somit den Weg für den Abschluss zu. Ein diszipliniertes Verteidigungsmuster, das besonders bei Robben eigentlich naheliegend ist. Jedoch gelingt es nur selten einem Team, das so effektiv umzusetzen.

Wenn die Bayern schnell durch das Zentrum kombinierten, ergaben sich jedoch Chancen, da dort die Abstimmung in der Hertha-Defensive nicht immer perfekt war: "Zwei-, dreimal haben wir ihnen Räume gegeben, dann hat es gebrannt", gab Trainer Pal Dardai später zu.

Jarstein entscheidet Privatduell gegen Lewandowski für sich

Dennoch gelang es der Hertha zum dritten Mal in Folge, gegen die Bayern ungeschlagen zu bleiben. Als bislang einziges Team in dieser Saison haben die Hauptstädter keines der beiden Duelle mit dem Rekordmeister verloren.

"Wir hatten von Anfang an den Glauben, dass wir hier etwas schaffen können und wir haben am Ende einen Punkt geholt, das ist sehr gut. Für uns ist das ein Bonuspunkt", sagte Torhüter Rune Jarstein im Bauch der Arena.

Einen euphorischen Eindruck machte der Norweger nicht. Ganz nach seinem Naturell. Dabei hätte er Anlass dazu gehabt: Mit seiner Strafraumbeherrschung und zahlreichen starken Paraden war er der Garant für den Punktgewinn seines Teams. Das Privatduell gegen den Stürmer entschied er für sich.

FC Bayern erstmals seit Mai 2015 ohne Heimtor

Doch nicht nur für Lewandowski war es ungewohnt, den Rasen der Allianz Arena ohne eigenen Treffer zu verlassen. Dass im Spielberichtsbogen hinter der Heimmannschaft FC Bayern bei geschossenen Toren eine Null steht, war seit Mai 2015 nicht mehr der Fall. Damals hatten die Münchner nach bereits gewonnener Meisterschaft 0:1 gegen den FC Augsburg verloren.

Angesichts ihres riesigen Vorsprungs in der Tabelle waren die zwei verlorenen Punkte für die Münchner kein Weltuntergang: "Das passiert auch einfach mal. Das 0:0 nehmen wir alle hin", sagte Hummels nüchtern.

Heynckes: Lewandowski Chancenauswertung "ungewöhnlich"

Auch Jupp Heynckes teilte diese Einschätzung. Nach nun genau einer Halbserie (beim Hinspiel hatte Willy Sagnol die Mannschaft als Interimstrainer betreut) musste er erst zweimal auf Punkte verzichten: beim 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach und nun eben gegen die Hertha. Entsprechend war das Torlos-Remis für ihn auch kein schwerwiegender Betriebsunfall: "Wir können mit dem einen Punkt leben, denn ich kann meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen, nur dass wir unsere Chancen in der zweiten Halbzeit nicht genutzt haben."

Eine Aussage, die sich vor allem auf Lewandowski bezog. Dass dieser keinen seiner elf Torschüsse zu einer Fortsetzung seiner Heimserie nutzte, bezeichnete Heynckes als "ungewöhnlich".

Daran gewöhnen, ohne Torerfolg vom Rasen zu stapfen, will sich Lewandowski mit Sicherheit nicht. Diesen Eindruck jedenfalls vermittelte er in der Endphase der Partie. Und nach Abpfiff sowieso.

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