BVB siegt dank Michy Batshuayi: Watzke hat es mal wieder geschafft

Zwei Tore und ein Assist: Michy Batshuayi feierte ein sensationelles Debüt beim BVB.
© Getty

Borussia Dortmund grüßt nach dem knappen 3:2-Erfolg beim 1. FC Köln zumindest kurzzeitig wieder vom zweiten Platz der Bundesliga-Tabellen. Besonders Neuzugang und Aubameyang-Ersatz Michy Batshuayi kann bei seinem Debüt glänzen. Trotzdem warten auf ihn - und auf Trainer Peter Stöger - noch eine Menge Arbeit.

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Etwas schmallippig reagierte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei Eurosport auf die Frage nach dem sechsten Tabellenplatz, den sein Team vor dem 21. Spieltag innehatte. Darauf angesprochen, dass der BVB nicht unbedingt als Favorit in die Partie gehen würde, betonte er, dass man in den letzten Jahren in der Domstadt nie gewonnen hatte. Den Dreier beim Tabellenletzten einzuplanen - in seinen Augen Arroganz.

Nachdem Referee Benjamin Brand die schweißtreibende Partie schließlich nach 94 Minuten abgepfiffen hatte, musste sich Watzke bestätigt sehen. Zwar hatte sein Team endlich den ersten Sieg der Rückrunde eingefahren und damit zumindest den Anschluss an die Champions-League-Plätze gehalten, doch wirklich zufrieden konnte der BVB-Macher nicht sein. Dafür war das Spiel wieder einmal viel zu eng gewesen: Zweimal hatte Köln einen Rückstand wettgemacht und vor dem endgültigen K.o. durch Andre Schürrle sogar am Heimsieg geschnuppert.

Champions-League-Anwärter gegen Tabellenletzter - vom allseits bemühten "Klassenunterschied" konnte keine Rede sein. Trainer Peter Stöger musste bei seiner Rückkehr an den Rhein kurz auflachen, als er nach dem Spiel sein Fazit zog: "Es war kein Spiel für schwache Nerven." Die Kölner hatten mehr Torschüsse zu verzeichnen, mehr Ecken, mehr Flanken aus dem Spiel, fast 50 Prozent Spielanteil. "Wir hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt", sagte Jonas Hector enttäuscht.

Gesetz der Fußball-Savanne: Der BVB muss verkaufen

Und so war es vor allem eine Tatsache, die Watzke, der zuvor ebenfalls nicht müde geworden war, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des BVB herauszustellen, nach dem Spiel Genugtuung bereitete: Es scheint, als hätte es die Borussia wieder einmal geschafft, mit schmalem Geldbeutel einen gestandenen Torjäger ohne großen Leistungsabfall zu ersetzen.

Es ist das Gesetz der Fußball-Savanne: Wenn die Löwen aus dem Schatten herantrotten, haben die Hyänen ihre Beute liegenzulassen. "Die ganz Großen stürzen sich auf unsere Spieler", klagte Watzke, angesprochen auf den Substanzverlust, den Schwarz-Gelb Jahr für Jahr wettmachen muss. In der Spitze tut es besonders weh: Als Robert Lewandowski zu den Bayern wechselte, musste es Pierre-Emerick Aubameyang richten, für 13 Millionen Euro ein Jahr zuvor aus Saint-Etienne verpflichtet.

Diesmal musste es fast komplett ohne Eingewöhnungszeit gehen - und für gerade mal 1,5 Millionen Euro. Diese Summe hatte man an Leihgebühr für Michy Batshuayi an den FC Chelsea überwiesen, gerade einmal zwei Tage vor dem Freitagsspiel in Köln. Zwei Trainingseinheiten hatte der 24 Jahre alte Belgier mitmachen können, schon stand er in der Startelf. Alexander Isak ist einfach noch nicht soweit, Andre Schürrle zeigte gegen den Effzeh mit einer guten Leistung, dass er auf dem Flügel besser aufgehoben ist.

Michy Batshuayi: nicht filigran, dafür ein Knipser

Also musste es der "Batsman" richten. Was ihm zunächst nicht leicht fiel: Auf dem rutschigen Geläuf kamen zunächst nicht viele Bälle in seine Richtung, und wenn er das Spielgerät dann einmal am Fuß hatte, wirkte es noch ein wenig hölzern. Ein Mann für die filigranen Dribblings ist er mit seinen 1,85 Metern nicht. "Es war schwierig", lautete sein Fazit.

Nicht so schwer fällt ihm das Spiel mit einem Ballkontakt, wie die Kölner nach diesem Abend bezeugen können: Beim 1:0 stahl sich Batshuayi im Rücken seines Bewachers davon und brachte trotz der Rückwärtsbewegung mit seinem eigentlich schwächeren linken Fuß trotzdem so viel Wucht hinter den Ball, dass Timo Horn keine Abwehrchance blieb. Beim 2:0 bewies er seine Geschwindigkeit ohne Ball: Zuerst spitzelte er Heintz den Ball weg, dann erreichte er den Steilpass von Pulisic gerade noch vor Horn und schob zum 2:1 ein.

Spätestens nach seinem dritten Scorerpunkt - Batshuayi spielte auch den Pass vor Schürrles Siegtreffer - musste Stöger von einem Debüt sprechen, wie man es sich besser nicht erträumen hätte können. Ein "richtig guter Junge" sei der Neuzugang.

Der trotz des Doppelpacks noch jede Menge Arbeit vor sich hat. Die Abseitsposition beim nicht gegebenen Treffer vor der Pause war unnötig, beim 2:2-Ausgleich durch Jorge Mere war es Batshuayi, der seinen spanischen Gegenspieler im Fünfer ungehindert ziehen ließ. Zudem plagten ihn in der Schlussphase Krämpfe - nach seiner Jokerrolle bei den Blues fehlt noch die Kraft für 90 Minuten.

Endlich Ruhe: Erleichterung in Dortmund

Dennoch: Die Lücke im Dortmunder Angriff ist erst einmal geschlossen. Mit einem "klassischen Strafraumspieler", wie ihn Oliver Bierhoff im deutschen Nachwuchs vermisst. Mit 40 Ballaktionen hatte Batshuayi so wenig vom Spiel wie kein anderer Akteur in der Startelf, gleichzeitig waren seine sieben Torschüsse mit Abstand Spitze. Es liegt an Stöger, ihn sukzessive ins Dortmunder Kombinationsspiel zu integrieren, oder aber das Spiel noch mehr auf ihn zuzuschneiden.

Zunächst einmal ist jedoch ein wenig Ruhe eingekehrt in Dortmund. Aus ihrer Erleichterung über das Ende der Aubameyang-Posse und das nun geschlossene Transferfenster machten die Beteiligten keinen Hehl. "Die letzten Tage war es ein bisschen ruhiger, es gab weniger Themen in der Mannschaft", gab Schürrle zu. Stöger sprach davon, dass man sich in den letzten Wochen "wenig auf Sport konzentriert" habe.

Eine Woche bleibt ihm, dann beginnt die Europa League und damit die englischen Wochen der Rückrunde.

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