FC Bayern holt Nagelsmann: Herzensangelegenheit mit dreifacher Last
Julian Nagelsmann war am Tag seines Wechsels eine Sache besonders wichtig. "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass mich der Trainerposten beim FC Bayern reizt", stellte er in der offiziellen Bekanntgabe seines Wechsels klar. Und das tat er auch mit Recht. Denn schon lange war die nun im Sommer beginnende Liason vorbestimmt.
Auf der einen Seite der FC Bayern, der stets den Anspruch hat, das beste, was der deutsche Fußball auf unterschiedlichsten Positionen auf und neben dem Feld zu bieten hat, in sich zu vereinen. Auf der anderen Seite Nagelsmann, der deutsche Shootingstar der Trainer-Branche, trotz seiner Vergangenheit als Jugendspieler und Jugendtrainer beim TSV 1860 München bekennender Bayern-Fan und nur 50 Kilometer von München entfernt in Landsberg am Lech aufgewachsen.
Mit erst 33 Jahren hat er sich nun einen Kindheitstraum erfüllt. Den FC Bayern zu trainieren ist eine Herzensangelegenheit für ihn, jedoch eine gleich dreifach schwere: Die Fußstapfen, die Flick hinterlässt, sind immens - nicht nur in puncto Titel, sondern auch bezüglich des Ansehens des scheidenden Trainers innerhalb der Mannschaft. Empathie mit seinen Spielern wird Nagelsmann stets nachgesagt.
Dass er Titel holen kann, muss er nun unter Beweis stellen. Das war weder in Hoffenheim noch in Leipzig der ultimative Anspruch, wird nun aber von ihm verlangt - weil er in München nun auch eine Mannschaft hat, die um Meisterschaften spielen kann.
Nagelsmann beim FC Bayern: Die Last der Rekordablöse
Und zuletzt: Der ohnehin schon immer vorhandene Erfolgsdruck ist aber besonders durch die Weltrekordablöse, die der FC Bayern für ihn bezahlt, noch einmal deutlich größer geworden. Nach Informationen von SPOX und Goal liegt die Summe zwischen 20 und 25 Millionen Euro und es ist schon so manch talentierte Spieler an Erwartungshaltungen gescheitert, die ihm durch Transfersummen sprichwörtlich als Rucksack umgeschnallt wurden.
Darin liegt das Risiko, das Nagelsmann mit seinem Wechsel eingegangen ist, auch wenn er selbst sagte, dass diese Summe "nicht viel mit mir" mache ("30 Millionen für Nagelsmann? Eigentlich zu billig": Hier geht's zum SPOX-Kommentar zur Weltrekordablöse für den künftigen Bayern-Trainer).
Einen Wechsel, den er noch vor Wochen in unwahrscheinlichem Licht hatte stehen lassen. Er habe bei "vollem Bewusstsein" einen Vertrag bis 2023 ohne Ausstiegsklausel unterschrieben und werde "keinen Krieg" mit RB Leipzig anfagen, sagte er zunächst.
In dieser Woche bat er jedoch um die vorzeitige Vertragsauflösung und setzte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff somit die Pistole auf die Brust. Die Wahl, die Mintzlaff hatte: Entweder der Bitte nachkommen und Nagelsmann entgegen eines Schmerzensgeldes verlieren oder hart bleiben und damit das Risiko eingehen, mit einem potenziell unzufriedenen Cheftrainer und drohenden internen Differenzen in die neue Saison zu gehen.
Dass genau das die Gedankengänge waren, die Mintzlaff beschäftigten, bestätigte der 45-Jährige sogar recht offen auf einer Pressekonferenz am Dienstag: "Es war eine Situation, die wir uns so nicht gewünscht haben", sagte Mintzlaff: "Natürlich sind wir hier nicht da, um Träume zu erfüllen. Wir mussten abwägen: Wie viel Sinn macht es noch in die neue Saison zu gehen, wenn wir den Traum nicht erfüllen. Wir haben es abgewogen für uns und aus unserer Gesamtsicht war es die beste Entscheidung."
Insofern hat Nagelsmanns "Traumhochzeit" mit den Bayern auch ein Geschmäckle. Die sportliche und persönliche Perspektive, die sich ihm nun aber bietet, ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. Last hin, Herzensangelegenheit her.