Lothar Matthäus' Anfänge beim FC Bayern: "Er war nicht aufzuhalten"

Von Dennis Melzer
Klaus Augenthaler begleitete Lothar Matthäus beim FC Bayern.
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Lothar Matthäus wechselte 1984 zum FC Bayern. Sein ehemaliger Mitspieler Klaus Augenthaler erinnert sich bei SPOX und Goal anlässlich des 60. Geburtstages von Matthäus am heutigen Sonntag an den damaligen Youngster.

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Eigentlich wollte Gladbachs Lothar Matthäus diesen Elfmeter gar nicht schießen. Jupp Heynckes überredete ihn dazu, im Finale des DFB-Pokals gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber anzutreten. Matthäus, damals 23 Jahre alt, setzte die Kugel drüber, vergrub sein Gesicht im Trikot, weinte, als die Spieler des FC Bayern den Pokal im Frankfurter Waldstadion gen Himmel reckten. "Der einzige Fehler war, dass ich überhaupt geschossen habe", gab er Jahre später zu Protokoll. Es sei einer der negativsten Momente seiner Karriere gewesen.

Viele Fohlen-Fans nahmen ihm den Fehlschuss lange übel, begrüßten Matthäus bei jeder Rückkehr an den altehrwürdigen Bökelberg mit Judas-Rufen, weil der verheißungsvolle Jungspund seine Zukunft in München und nicht am Niederrhein gesehen hatte. Klaus Augenthaler stand in besagtem Pokal-Endspiel 1984, das für Matthäus so verhängnisvoll endete, als Bald-Teamkollege auf der anderen Seite. Auch er hatte seinen Elfmeter verschossen, am Ende tröstete er Matthäus.

"Er war zu seinen Gladbacher Zeiten noch sehr jung, aber als gebürtiger Bayer hat er natürlich sehr gut zu uns gepasst", sagt Augenthaler im Gespräch mit SPOX und Goal. Der mittlerweile 63-Jährige erinnert sich an Matthäus' Anfänge in München. "Er hat sich nahtlos eingefügt, ohne große Ansprüche zu stellen. Schon damals hat vor allem seine Dynamik herausgestochen, die er später bei der WM in Italien gezeigt hat. Lothar Matthäus war nicht aufzuhalten. Er wollte aber immer unbedingt dazulernen."

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Klaus Augenthaler: Matthäus "war nicht derjenige, der sagte: 'Alle auf die Seite, jetzt kommt der Lothar!'"

Augenthaler ergänzt: "Er wusste schon, was er konnte und war nicht unbedingt demütig. Aber er war auch nicht derjenige, der sagte: 'So, jetzt bin ich da! Alle auf die Seite, jetzt kommt der Lothar!' Das war nicht seine Art." Vielmehr sei Matthäus extrem professionell und bodenständig, aber eben auch zielstrebig aufgetreten. "Er ist ja auch in der Folge nicht umsonst Rekordnationalspieler geworden", sagt Augenthaler.

Matthäus profitierte bei seiner Ankunft in München vor allem von Erfolgstrainer Udo Lattek. Kurz nach dessen Tod schwärmte Matthäus in den höchsten Tönen von seinem Förderer. "Für mich ist Udo Lattek wie ein zweiter Vater gewesen", sagte er der Bild-Zeitung. "Und das vom ersten Tag an. Die Chemie zwischen uns hat sofort gestimmt. Er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich ein wichtiger Spieler für ihn bin. Wenn ich mal Probleme hatte, konnte ich immer zu ihm kommen. Udo hat die Probleme der Spieler verstanden."

Auch Augenthaler macht in Lattek einen wichtigen Mentor für die weitere Laufbahn von Matthäus aus: "Er hat ihn genau gekannt und wusste, wie viele Freiheiten er ihm geben konnte und wann er die Leine anziehen musste", sagt er.

Augenthaler: "Es war nicht so, dass wir um elf Bettruhe hatten und der Lothar um zwölf"

Bei besagten Freiheiten habe es sich aber nicht um Sonderrechte für einen Hochbegabten gehandelt. "Es war nicht so, dass wir um Elf Bettruhe hatten und der Lothar um Zwölf. Er hat die Freiheiten, die er auf dem Platz bekommen hat, doppelt und dreifach zurückgezahlt, sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt und war sich nicht zu schade, nach hinten zu arbeiten."

Gleich in Matthäus' erster Bayern-Saison schnappten sich die Münchner die Schale, der Neuzugang aus Gladbach kam in 33 von 34 möglichen Partien zum Einsatz, erzielte beachtliche 16 Tore. Auch in den beiden anschließenden Spielzeiten wurden Matthäus und Augenthaler gemeinsam Deutscher Meister. 1988, mit vier nationalen Titeln im Gepäck, zog es Matthäus nach Italien zu Inter Mailand.

Am Ende seiner ruhmreichen Laufbahn standen insgesamt 20 Trophäen zu Buche, außerdem ist er bis heute der einzige deutsche Weltfußballer der Geschichte.

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