Kommentar zum FC Bayern München und David Alaba: Derzeit gibt es nur Verlierer - aber das war’s noch nicht

David Alaba: "Enttäuscht und verletzt" vom FC Bayern
© imago images / Laci Perenyi

Der Fall David Alaba ist geradezu ein Lehrstück misslungener Verhandlungsführung. Das zurückgezogene Vertragsangebot von Seiten des FC Bayern München und die Reaktionen darauf lässt nur Verlierer zurück. Ein Kommentar von Filippo Cataldo.

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Eigentlich waren die Verhandlungspositionen vom FC Bayern München und David Alaba seit Monaten sehr gut. Oder eben sehr schlecht, je nach Blickwinkel.

Sehr gut, weil beide Seiten wussten, was sie aneinander haben und sich immer wieder ihrer Wertschätzung versicherten. Weil der Klub das Gehalt des Spielers erhöhen wollte und es für den Spieler eigentlich keine sinnvolle Alternativen zu den Bayern gibt.

Sehr schlecht, weil beiden Seiten so von Beginn an die Argumente fehlten, um ihre Verhandlungspositionen im Vertragspoker zu stärken und ihre Maximalforderungen durchzusetzen.

Drei gescheiterte Verhandlungsrunden später gibt es nur Verlierer. Wie konnte es so weit kommen?

Alaba und FC Bayern: Einigung bis zuletzt wahrscheinlich

Als David Alaba und sein Vater George im März den Berater Pini Zahavi anheuerten, war im Grunde klar, dass Real Madrid und vor allem der FC Barcelona andere Probleme haben und sich einen Transfer Alabas im Sommer nicht leisten können. Alaba hat nie ein Geheimnis gemacht aus seiner Schwäche für die beiden spanischen Renommierklubs. Gleichzeitig hat er aber auch bis zuletzt glaubhaft versichert, dass ihm sehr viel an München und dem FC Bayern liegt, dass ihm das Fußballspielen dort großen Spaß macht und es ihn nicht wirklich wegzieht. Zahavis Installierung war vielleicht nicht die allerbeste Idee der Alabas.

Auf der anderen Seite haben die Verhandlungsführer des FC Bayern zwar wiederholt auf die aus ihrer Sicht überzogenen Gehalts- und Provisionsvorstellungen des Spielers und seines Beraters hingewiesen. Jedoch haben die Bayern bis zum Auftritt von Herbert Hainer im Blickpunkt Sport am Sonntag nicht so agiert, als ob sie die Verhandlungen platzen lassen wollten.

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stellte Alaba gar in eine Reihe mit Franz Beckenbauer. Sportvorstand Hasan Salihamidzic betonte noch vor drei Wochen, dass man Alaba nicht unter Druck setzen wolle und dem Abwehrchef kein Ultimatum setze. Angesichts dieser Ausgangslage schien eine Einigung zwischen Alaba und den Bayern bis Sonntag - aller Verworrenheit zum Trotz - viel wahrscheinlicher als ein Ende, bei dem es nur Verlierer gibt.

Warum Alaba und der FC Bayern Verlierer sind

Alaba steht durch das öffentlichkeitswirksame Zurückziehen des Angebots als gieriger Raffzahn da, der dem Klub, bei dem er großgeworden ist und der ihn großgemacht hat, zu wenig Dankbarkeit entgegenbringt und der vor allem die Zeichen der Zeit nicht verstanden hat.

Hainer mag es mit seinem Auftritt darum gegangen sein, die Deutungshoheit in einer verworrenen und zerfahrenen Situation zu behalten und außerdem ein Zeichen zu setzen, dass der FC Bayern in Corona-Zeiten nicht jede Verrücktheit mitmachen möchte.

Das ist zwar völlig legitim, sollte zunächst aber intern abgesprochen werden - was offenbar nicht geschehen ist. Seit Hansi Flicks Kritik am Zeitpunkt des Verhandlungsstopps mitten in der Vorbereitung auf das Champions-League-Spiel bei Red Bull Salzburg steht der FC Bayern mal wieder als Gebilde da, bei dem die linke Hand nicht immer weiß, was die rechte gerade macht.

Geholfen hat Hainers Auftritt so am Ende niemandem. Zumal sich auch an der Ausgangslage nichts geändert hat: Eigentlich sind beide Seiten an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit interessiert. Der Weg dahin ist nur noch komplizierter, die Gefahr, dass es noch weiter eskaliert, ist noch größer geworden.