FC Bayern München - Ivan Rakitic verteidigt Manuel Neuer nach Urlaubsvideo: "Manu wie einer von uns"

Von SPOX
Spielten gemeinsam beim FC Schalke 04 und wurden gute Freunde: Manuel Neuer und Ivan Rakitic.
© imago images / Jan Huebner

Der kroatische Nationalspieler Ivan Rakitic hat Manuel Neuer nach dessen vieldiskutierten Urlaubsvideo verteidigt. Der Mittelfeldspieler des FC Barcelona verstehe die Aufregung nicht, weil das Lied, welches Neuer, sein Torwarttrainer und Freund Toni Tapalovic und andere Gäste in einer Strandbar in Dubrovnik sangen, mit einem rechtsextremen Hintergrund "nichts zu tun" habe. Das sagte der 32-Jährige gegenüber Sport1.

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"In dem Video singen sie über die Liebe zu Kroatien. Man sieht, wie wohl sich Manu fühlt. Mich haben hunderte von Leuten angerufen und mir erzählt, wie dankbar sie sind, dass er da ist", erzählte Rakitic weiter und kam zu dem Schluss: "Es ist schade, was daraus jetzt gemacht wird. Manu hat doch nichts gemacht. Er fühlt sich wohl bei uns und er bringt die Kroaten näher zusammen."

Neuer sei in Kroatien "wie einer von uns" und man sei "unheimlich stolz" darauf, dass der Weltmeister von 2014 "immer wieder nach Kroatien kommt und sich bei uns so wohl fühlt". Gemeinsam mit Neuer spielte Rakitic vier Jahre lang beim FC Schalke 04, ehe Neuer zum FC Bayern München und Rakitic zum FC Sevilla wechselte. Auf die gemeinsame Zeit blickt der Kroate jedoch noch immer gerne zurück: "Er war für mich auf Schalke wie ein älterer Bruder."

Das Urlaubsvideo des Bayern-Torhüters erregte deshalb so viel Aufmerksamkeit, weil es sich bei dem Lied "Lijepa li si" ("Du bist schön"), das Neuer zusammen mit FCB-Torwarttrainer Toni Tapalovic singt, um einen der bekanntesten Songs der Gruppe "Thompson" handelt. Der kroatischen Band wird seit Jahren die Verherrlichung des kroatischen Faschismus vorgeworfen, sie wird vorrangig als rechtsnationale bis dem Rechtsextremismus nahe stehende Gruppe eingeordnet.

ARD-Experte: Neuer-Lied "fast die inoffizielle Hymne der Regierungspartei"

So wurde die Band beispielsweise nach dem Spitznamen ihres Gründers Marko Perkovic benannt, der im Kroatien-Krieg (1991 bis 1995) eine Maschinenpistole der Marke Thompson mit sich trug. Aufgrund des rechtsnationalen Gesinnung, die Perkovic und Thompson in einigen Liedern verbreiten, verhängten mehrere europäische Länder bereits Einreiseverbote gegen die Gruppe. Bei Konzerten der Band wurde unter anderem das faschistische Ustascha-Lied Jasenovac i Gradiška Stara gespielt, das die Tötung von Juden und Serben in den Konzentrationslagern Jasenovac und Stara Gradiska verherrlicht.

Rakitic hob indes die Popularität der Band in seinem Heimatland hervor. "Der Sänger ist ein unglaublich bekannter Mann, der in Kroatien geliebt wird", sagte er. "Er gibt immer wieder im ganzen Land Konzerte. In dem Lied geht es um die Liebe zu Kroatien und darum, wie schön unser Land ist."

Gleiches betonte auch Clemens Verenkotte im Bayrischen Rundfunk. Das Lied sei "fast die inoffizielle Hymne der Regierungspartei in Kroatien", gab der ARD-Korrespondent in Wien zu bedenken und erinnerte sich an einen Vorfall im Mai 2019, als der Song auf der Abschlussveranstaltung der Europäischen Volkspartei gespielt wurde, bei der neben dem Ministerpräsidenten Andrej Plenkovic auch Bundeskanzlerin Angela Merkel anwesend war und bei dem Lied mitklatschte.

Neuer in Kroatien in der Liedfalle? Auch Merkel klatschte schon bei Thompson-Lied mit

"Ich hatte nicht den Eindruck, dass die deutsche Delegation oder auch die Bundeskanzlerin wusste, wer Thompson ist, was das für eine Band ist, in welchem Geruch die steht", sagte Verenkotte bei BR24: "Insofern also muss man vielleicht subsumieren. Ich denke nicht, dass Manuel Neuer, wie viele andere deutsche Bundesbürger ohne Balkan-Hintergrund, wusste, wer die Band ist und auf was sie singen."

Neuers Management verwies auf Nachfrage von Bild und Sport1 lediglich darauf, dass Neuer kein Kroatisch spreche und implizierte somit, dass Neuer keine Ahnung gehabt habe, welches Lied von welcher Band er gesungen hat. Eine Stellungnahme des Nationaltorhüters steht aktuell noch aus.

Problematisch gesehen wird das Lied, das Neuer und Tapalovic sangen, besonders in Bosnien-Herzegowina, weil Thompson neben der besungenen Schönheit Kroatiens auch über die "Herceg-Bosna" singt, einem parastaatlichen Gebilde während des Bosnienkriegs (1992 bis 1996), das eine Angliederung an Kroatien zum Ziel hatte. Während des Bosnienkrieges kam es in dem Gebiet zu Massakern an der Zivilbevölkerung, ethnischen Säuberungen und massiven Plünderungen.

Die politischen und militärischen Anführer der "Herceg-Bosna" wurden vom Kriegsverbrechertribunal verurteilt. Unter ihnen befand sich auch Slobodan Praljak, der nach dem Urteilsspruch in Den Haag 2017 im Gerichtssaal Suizid beging

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