Wie viel Einfluss hat Uli Hoeneß künftig beim FC Bayern München? Fragen und Antworten

Uli Hoeneß hat sein Amt als Präsident des FC Bayern München niedergelegt.
© getty

Wie wird sich die Führung des FC Bayern nach dem Abschied von Uli Hoeneß als Präsident neu sortieren? Und wer hat jetzt das Sagen? Fragen und Antworten.

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Am Montag war der erste Werktag im Leben von Uli Hoeneß, den er als Privatier beging.

Was er genau mit der ungewohnt vielen, freien Zeit anfangen wird, weiß der 67-Jährige angeblich selbst noch nicht.

Es stehe "fast nichts im Terminkalender drin, das hat es noch nie gegeben. Ich muss mein Leben neu organisieren", sagte der Ex-Präsident des FC Bayern in der Nacht zum Samstag nach seinem Ausscheiden aus dem Amt.

Die Frage bleibt, wie stark er sich neben der Zeit für die Familie und dem Hobby Golf nun noch bei seinem Verein einbringen wird. Und vor allem, wie die Macht nach Hoeneß' Abschied beim Rekordmeister verteilt wird. SPOX und Goal geben einen Überblick.

Welche Rolle wird Uli Hoeneß in Zukunft spielen?

Er werde sich "nicht aufdrängen", hat Hoeneß angekündigt. "Und auch nicht zweimal die Woche an die Säbener Straße fahren, um zu schauen, ob die Möbel noch da sind."

Doch ob er wirklich loslassen kann, ist offen. Einerseits, weil er noch bis 2022 Mitglied im Aufsichtsrat bleibt und daher Einfluss und Einblick in alle wichtigen Vorgänge behält. Es gilt daher als sicher, dass er sich weiterhin eng mit dem Vorstand und dem neuen Präsidenten Herbert Hainer austauschen wird. "Wenn mein Rat gewünscht ist, werde ich da sein", erklärte Hoeneß.

Andererseits will er die neuen Freiheiten offenbar nutzen, um öffentlich wieder mehr Klartext zu reden. "Ich habe das schon so verstanden, dass ich meine Meinung deutlicher sagen kann, weil sie nicht gleichzeitig Rückschlüsse auf den FC Bayern zulässt", sagte der neue Ehrenpräsident. "Bisher musste man sich etwas präsidialer verhalten und zurücknehmen."

Hier könnte einige Unruhe drohen, wenn man bedenkt, welche Wellen jegliche Aussagen von Hoeneß-Vorgänger Franz Beckenbauer auch nach dessen offiziellem Abschied als FCB-Präsident schlugen.

Wer ist nun der starke Mann beim FC Bayern?

Ganz eindeutig Karl-Heinz Rummenigge. Zumindest bis zum Dienstbeginn von Oliver Kahn im Januar hat der Vorstandsvorsitzende das alleinige Sagen im sportlichen Bereich, da der künftige Sportvorstand Hasan Salihamidzic noch bis zum Sommer als Sportdirektor unter Rummenigge angesiedelt ist.

Rummenigge konnte sich in der Vergangenheit offenbar mehrfach in Personalfragen nicht mit seinen Vorschlägen gegen Hoeneß durchsetzen, er soll sowohl Thomas Tuchel als Trainer als auch Philipp Lahm als Sportchef präferiert haben. Dieses Veto entfällt jedenfalls in den nächsten Monaten, sodass Rummenigge etwa in der Trainerfrage das letzte Wort hat.

Schon bei der Bekanntgabe, dass Hansi Flick "bis Weihnachten und vielleicht auch darüber hinaus" Cheftrainer bleibe, verwies Rummenigge darauf, die Entscheidung nur zusammen mit Salihamidzic getroffen zu haben.

Wer hat in Zukunft im sportlichen Bereich das Sagen?

Hoeneß hat nicht ohne Grund maßgeblich daran gearbeitet, dass die von ihm geförderten Salihamidzic und Kahn nach seinem Abtritt in den Vorstand aufsteigen. Beide könnten dann - auch nach Rücksprache mit dem Aufsichtsrat Hoeneß - Rummenigge gegebenenfalls überstimmen.

Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass beide versuchen werden, sich so schnell wie möglich zu positionieren. Salihamidzic, weil er die auch auf der Jahreshauptversammlung von einigen Mitgliedern geäußerten Zweifel an seinen Fähigkeiten möglichst schnell ausräumen will.

Kahn wird sich nach einer gewissen Einarbeitungszeit ebenfalls freischwimmen müssen, schließlich soll er ab 2022 als Nachfolger von Rummenigge den Vorstandsvorsitz übernehmen. Und die Erwartungshaltung der Fans an den Titan ist riesig, wie der euphorische Jubel am Freitag zeigte. "Da hast du viel Arbeit, um diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden", lautete Hoeneß' Kommentar.

Wie viel Macht hat Herbert Hainer?

Auch wenn der einstige adidas-Vorstandschef nur zwei Jahre jünger ist als sein Freund Hoeneß, so wird mit ihm ein ganz neuer Stil einziehen: sachlicher, analytischer und eloquenter - wenngleich bei harten Entscheidungen vermutlich genauso direkt wie sein Vorgänger. "So wie ich adidas geführt habe, werde ich auch versuchen, den FC Bayern zu führen", sagte der gebürtige Niederbayer.

Allerdings wird sich Hainer aus dem sportlichen Tagesgeschäft der Fußball AG im Gegensatz zu Hoeneß vermutlich weitgehend raushalten und sich tatsächlich auf die Aufsichtsrats-Rolle als Kontrolleur des Vorstands zurückziehen. "Wenn ich etwas zu sagen habe, werde ich das auch tun", erklärte er. "Aber ich werde nicht jedes Spiel kommentieren."

Das wurde bereits bei den Nachfragen zum künftigen Trainer deutlich, die Hainer höflich, aber auch professionell-nichtssagend beantwortete: "Das ist eine ganz klare Aufgabe des Vorstands, der vom Aufsichtsrat die Aufgabe bekommen hat, in aller Ruhe den richtigen Trainer zu suchen und dann mit Vorschlägen wieder an uns heranzutreten."

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