"Jetzt gehe ich", sagte Niko Kovac, stand auf und machte sich schon fast auf den Weg nach Hause. Dabei war der Trainer vom VfL Wolfsburg bei dieser kuriosen Szene während der Pressekonferenz nach der nächsten Pleite noch gar nicht entlassen - die Trennung folgte dann aber wenige Stunden später. Den Absturz der Wölfe soll Ralph Hasenhüttl aufhalten, wie der Verein am Sonntagnachmittag bestätigte. Zunächst hatte die Bild-Zeitung berichtet.
"Wir bedauern die Entwicklung und halten es für erforderlich, der Mannschaft jetzt einen neuen Impuls zu geben, um die Situation zu stabilisieren", sagte Geschäftsführer Marcel Schäfer, der schon direkt nach dem 1:3 (1:1) gegen den FC Augsburg verbal von Kovac abgerückt war. Nach der Pleite folgte eine Krisensitzung mit dem Aufsichtsrat, noch am Samstagabend wurde Kovac die Entscheidung mitgeteilt, am Sonntagmorgen offiziell verkündet. Die Trennung hatte sich bereits in den vergangenen Wochen angekündigt.
Denn der Werksklub, der eigentlich nach Europa will, ist längst im Abstiegskampf angekommen. Elf Spiele ohne Sieg - eine solche Horrorserie gab es für die Niedersachsen innerhalb einer Saison noch nie. 25 Punkte und eine Tordifferenz von -13 bedeuten zu diesem Zeitpunkt der Saison ebenfalls einen Klub-Negativrekord. Und so schallte ein Pfeifkonzert nach dem Augsburg-Spiel ebenso durch die Arena wie die "Kovac raus"-Rufe der aufgebrachten Fans. Tabellenplatz 14 ist für die hohen Wolfsburger Ansprüche einfach viel zu wenig.
Der neue Trainer hat in der anstehenden Länderspielpause nun ein bisschen mehr Zeit, die Mannschaft kennenzulernen - das nächste Spiel ist erst am Osterwochenende bei Werder Bremen. Hasenhüttl, zuletzt beim FC Southampton tätig und seit fast eineinhalb Jahren ohne Verein, wird am Montag um 12 Uhr offiziell bei den Wolfsburgern vorgestellt. Der 56-Jährige führte einst den kleinen FC Ingolstadt in die Bundesliga, mit RB Leipzig erreichte er die Champions League.
VfL Wolfsburg: Hasenhüttl bereits am Dienstag im Dienst?
"Es ist wie in einer Transferperiode, da werden relativ viele Namen gehandelt", hatte Schäfer vor der Entscheidung noch bei Sport1 gesagt: "Wenn wir eine Lösung haben, dann werden wir die finalisieren und werden die selbstverständlich dann auch kommunizieren."
Kovac wusste natürlich, dass es eng werden würde für ihn - trotz eines gültigen Vertrages bis 2025. Dafür war der ehemalige Bayern-Coach "Profi genug". Was "kommen wird oder kommen muss - es kommt, wie es kommen wird", sagte der 52-Jährige mit einer Vorahnung: "Ich weiß, dass die Mannschaft lebt und alles gibt, dass sie in der Liga bleibt. Sie schaffen es sogar ohne Trainer, weil ich von der Qualität der Mannschaft total überzeugt bin."
Nach Informationen der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung hatte sich Kovac mit Wolfsburg bereits "vor einiger Zeit" darauf geeinigt, dass er spätestens nach der Saison seinen Platz räumt - und sich in diesem Fall dazu bereit erklärt, "auf mindestens die Hälfte" seines Jahresgehalts von rund 3,5 Millionen Euro zu verzichten.
Kovac: "Sie schaffen es sogar ohne Trainer"
Eine Nachfrage zu seiner Privatfehde mit Ex-Spieler Max Kruse hatte Kovac übrigens in Rage gebracht, fast hätte er die Pressekonferenz vorzeitig beendet. "Das geht gar nicht", sagte Kovac dann aufgebracht in Richtung Kruse, der zuvor seinen ehemaligen Coach verbal angegriffen und auch andere Spieler in die Causa hineingezogen hatte: "Derjenige, der was gesagt hat, hat mehr über sich ausgesagt als über uns und mich."
Immerhin: Fragen zu dem Thema muss Kovac jetzt nicht mehr beantworten.