BVB vs. Union Berlin - Drei Erkenntnisse zum Sieg von Borussia Dortmund: Was Terzics Umstellung zur Pause bewirkte

Von Oliver Maywurm
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Der BVB hatte gegen Union in Halbzeit eins viel Mühe, musste einem Rückstand hinterherlaufen. Nach der Pause lief es dann deutlich besser - und auch dank einer Umstellung von Trainer Edin Terzic wandelte Dortmund ein 1:2 noch in einen wichtigen 4:2-Heimsieg um.

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Derweil zeigte Marco Reus ein weiteres Mal, dass er für den Vizemeister weiterhin sehr wichtig ist. Und der VAR lieferte mal wieder einen Beleg dafür, warum er nicht im Sinne des Fußballs ist. Drei Erkenntnisse zum BVB-Sieg.

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Marco Reus ist weiterhin enorm wichtig für den BVB

Vielleicht kommt der Assist von Marco Reus zum 3:2 des BVB am Samstagnachmittag auf den ersten Blick recht einfach daher. Auf den zweiten Blick kann man aber durchaus festhalten, dass wahrscheinlich nur wenige Spieler die Ruhe und den Instinkt gehabt hätten, die Reus dabei zeigte.

Zunächst kreuzte der 34-Jährige clever den Laufweg seines Gegenspielers und sprintete mit Ball in den freien Raum links von ihm. Anstatt dort den mitgelaufenen Niclas Füllkrug zu bedienen, wechselte er mit all seiner Gelassenheit am Ball und dem guten Gespür für die richtige Orientierung die Laufrichtung, drehte nach rechts ab und hatte dann eben auch die nötige Technik, um ein perfekt getimtes Zuspiel in den Lauf von Julian Brandt auszupacken.

Reus mag mittlerweile schon mehrfach abgeschrieben worden sein. Immer viel zu voreilig natürlich. So auch zuletzt, nachdem er gegen Bochum und Heidenheim an den Spieltagen 2 und 3 jeweils 90 Minuten auf der Bank saß.

Doch in den vergangenen Wochen hat Reus nachgewiesen, wie wichtig er für den BVB weiterhin ist. Gegen Freiburg, Wolfsburg und Hoffenheim traf er jeweils, gegen Union nun fiel er neben der Vorlage für Brandt auch mit der hervorragenden Ecke auf Füllkrug beim Führungstor auf.

Ohnehin waren Reus' Standards in der ersten Halbzeit, als sich Dortmund über weite Strecken sehr schwer tat, für die gefährlichsten Aktionen des Vizemeisters verantwortlich. Mit einem starken Freistoß aus dem Halbfeld hatte er dabei ja auch Füllkrugs wegen Abseits aberkanntes Tor zum vermeintlichen 2:1 vorbereitet.

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BVB schlägt Union: Was Terzics Umstellung zur Pause bewirkte

Der BVB begann gegen Union im 4-2-3-1. Emre Can gab dabei den für den Spielaufbau verantwortlichen Sechser, Felix Nmecha tummelte sich etwas weiter vorne im Achter-Raum. Can konnte das Dortmunder Spiel dabei aber nur selten so richtig ankurbeln, während Nmecha eher wie ein Fremdkörper wirkte und sich mehr mit Reus gegenseitig auf den Füßen stand, als etwas Sinnvolles am Ball zum Spiel beitragen zu können.

Der BVB kam so in Hälfte eins kaum zu Chancen aus dem Spiel heraus. Gefährlich wurde es eigentlich nur nach Standards, so fiel auch das 1:0 nach einer Ecke und der aberkannte zweite Füllkrug-Treffer nach einem Freistoß. Viel mehr Torgefahr war nicht in den ersten 45 Minuten.

Nach dem Seitenwechsel lief das dann schnell deutlich besser. Und das lag auch an der Umstellung, die Trainer Edin Terzic in der Pause vornahm: Can rückte zurück in die Abwehr und bildete gemeinsam mit Mats Hummels und Nico Schlotterbeck eine Dreierkette.

BVB-Stars fühlen sich nach Umstellung sichtlich wohler

Die beiden Außenverteidiger Marius Wolf und Julian Ryerson schoben deutlich höher und der BVB verlagerte das Spiel viel schneller weiter hinein in Unions Hälfte. So eben auch vor Schlotterbecks wunderschönem Distanzschusstor zum zwischenzeitlichen Ausgleich, bei dem der Innenverteidiger weit im gegnerischen Teil des Spielfelds an den Ball kam.

Zudem gab Nmecha nun den alleinigen Sechser vor der Dreierkette und spielte daher etwas tiefer. In dieser Rolle fühlte nicht nur er selbst sich sichtlich wohler, er war auch besser im Spiel. Auch Reus profitierte davon, weil sich ihm nun mehr Räume boten, die in Halbzeit eins eben noch Nmecha besetzt hatte.

Die Leistungssteigerung in Hälfte zwei spricht aber nicht nur deshalb für Terzic, weil er augenscheinlich taktisch die richtigen Schlüsse aus dem mauen Auftritt vor der Pause zog und entsprechende Anpassungen vornahm. Sie spricht auch für ihn, da er es offensichtlich geschafft hatte, seine Mannschaft mit deutlich mehr Entschlossenheit und Mut auftreten zu lassen.

"Wir haben ab Sekunde eins daran geglaubt", sagte Hummels bei Sky über den Beginn der zweiten Halbzeit. "Wir haben es dann großartig gemacht und können sehr stolz darauf sein."

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BVB vs. Union: Der VAR bürokratisiert den Fußball einfach zu sehr

Zwischen der 18. und der 31. Minute wurde am Samstag im Signal-Iduna-Park nur sehr sporadisch mal Fußball gespielt. Stattdessen gab es gleich drei Eingriffe des VAR. "Es war eine komische Halbzeit mit den vielen langen Video-Beweisen", sagte Hummels nach dem Spiel bei Sky.

Ja, alle drei Entscheidungen waren letztlich richtig oder zumindest vertretbar. Sowohl Unions Alex Kral - wenn auch wirklich sehr, sehr knapp - als auch Dortmunds Füllkrug standen bei ihren Kopfballtreffern im Abseits. Dann traf Hummels Sheraldo Becker nach dessen Schussbewegung im Strafraum am Fuß - und Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigte nach Ansicht der Bilder in der Review Area regelgerecht auf den Punkt.

Befürworter des VAR werden sich bestätigt fühlen und anführen, dass er den Fußball gerechter mache. Vielleicht ist das auch so. Und ja, es geht auf diesem höchsten Niveau eben um sehr viel.

Edin Terzic über VAR-Einsätze: "Dadurch sehr schwer, das Spieltempo hochzuhalten"

Denkt man aber im Sinne des Fußballs, war auch an diesem Nachmittag in Dortmund wieder einmal zu konstatieren, dass der VAR das Spiel schlichtweg zu sehr bürokratisiert. Krals hauchzarte Abseitsstellung etwa war erst nach minutenlanger und millimetergenauer Vermessung der Szene nachzuweisen. Bei Hummels' Einsteigen gegen Becker indes hätte man es ohne die Möglichkeit eines VAR-Eingriffs durchaus auch vertreten können, hätte Ittrich - wie er es ja zunächst tat - die Partie weiter laufen lassen.

Fußball ist ein Spiel. Und dabei spielen Glück und Pech eben immer eine Rolle. Das sollte man eigentlich akzeptieren, um dem Spiel nicht immer mehr die Magie zu nehmen.

Zumal die zuweilen langen Unterbrechungen, die durch VAR-Einsätze entstehen, ganz schlicht betrachtet dem Spiel auch dessen Fluss nehmen können. "Es war eine sehr schwierige erste Halbzeit mit sehr vielen und sehr langen Spielunterbrechungen", seufzte BVB-Coach Terzic auf der Pressekonferenz nach der Partie. "Dadurch war es sehr schwer, das Spieltempo hochzuhalten."

BVB: Die kommenden Gegner von Borussia Dortmund

DatumWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
20.10., 20.30 UhrBundesligaWerder BremenH
25.10., 21 UhrChampions LeagueNewcastle UnitedA
29.10., 15.30 UhrBundesligaEintracht FrankfurtA
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