Bundesliga-Thesen zur Saison 2023/24: Harry Kane macht 35 Buden - und sie werden die neuen Überflieger

Von SPOX
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Nachdem wir zur Vorsaison mal wieder alle Erwartungen übertroffen haben (nicht!), haben die Redakteure von SPOX und GOAL vor der neuen Bundesliga-Spielzeit erneut in die Glaskugel geschaut. Das sind unsere Thesen.

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Hier geht's zu den Hot Takes von SPOX und GOAL vom vergangenen Jahr. Wir sagen nur: "Union Berlin spielt gegen den Abstieg" ...

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Harry Kane erzielt für Bayern mindestens 35 Bundesliga-Tore

Von Justin Kraft

Robert Lewandowski schaffte es "nur" zweimal (41 und 35), Gerd Müller immerhin dreimal (38, 40, 36): Mindestens 35 Tore sind in der Bundesliga nach wie vor eine magische Marke. Zugegeben: Aktuell spricht außer dem Hype gar nicht mal so viel dafür, dass Harry Kane sie knacken wird.

Der Engländer wird sich erstmal eingewöhnen müssen, bevor er so richtig mit dem Knipsen anfangen kann. In der Premier League gelangen ihm zuletzt immerhin 30 Tore in 38 Partien. Das würde für diese These nicht reichen, zumal er in den Jahren davor deutlich weniger erzielte.

Aber: Die Bundesliga ist nicht die Premier League und Kane erreicht gerade die Blütezeit seiner Karriere. Weltklassespieler wie er werden sich nicht ewig eingewöhnen müssen. Mit Bremen und Augsburg gibt es zum Start gleich mal zwei Gegner, die sich vielleicht sogar für ein kleines Warm-up anbieten.

Der beste ausländische Torjäger nach Lewandowski war übrigens Pierre-Emerick Aubameyang mit 31 Toren für den BVB. Kane wird richtig abliefern und am Ende auf mindestens 35 Tore zurückblicken.

Youssoufa Moukoko, BVB, Borussia Dortmund, CL, Champions League
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BVB-Stürmer Youssoufa Moukoko wird im Winter verliehen

Von Daniel Buse

Borussia Dortmund sucht aktuell noch nach einem Stürmer - das bestätigt der Klub auch öffentlich. Welches Anforderungsprofil der erfüllen muss, machte Trainer Edin Terzic ebenfalls klar: "Wenn man sich unseren Kader anschaut, besonders in der Offensive, dann sieht man, dass es nicht viele Spieler gibt, die über 1,80 Meter groß sind", sagte er bei einer Pressekonferenz.

Youssoufa Moukoko ist einer dieser BVB-Offensivspieler - und er ist 1,79 Meter groß. In der Rückrunde der vergangenen Saison war der immer noch erst 18-Jährige in der Dortmunder Rangordnung im Sturm ganz klar die Nummer zwei hinter Sébastien Haller. Dortmund sucht also eher einen Haller-Ersatz, als die Spielweise des Teams auf Moukoko auszurichten, falls jemand mal für den Angreifer Nummer eins einspringen muss. Und dieser Fall stellt sich aller Voraussicht nach kurz nach dem Jahreswechsel: Denn Anfang 2024 geht es für Haller wohl für mehrere Wochen zum Afrika-Cup.

Auf der einen Seite gibt es die öffentlichen Bekenntnisse der BVB-Verantwortlichen, weiterhin große Stücke auf Moukoko zu halten, der nach ewig langem Tauziehen im Januar seinen Vertrag langfristig und für viel Geld verlängerte. "Das Vertrauen von seiner Seite ist groß und das Vertrauen von unserer Seite ist riesig", meinte Trainer Terzic zuletzt.

Das Vertrauen ist aber nicht so groß, dass man beim BVB auf Moukoko als Stürmer in der Anfangself setzt. Die Leistungen - vor allem nach der Vertragsverlängerung - waren in der vergangenen Saison wechselhaft, sodass dem DFB-Nationalspieler nun zunächst die Ersatzbank blüht und er sich wohl auch noch mit einem weiteren Konkurrenten um die wenigen verbleibenden Einsatzminuten in der Angriffsmitte hinter Haller streiten muss.

Moukoko dürfte das nicht gefallen - und der Frust könnte im Herbst Richtung Winter immer größer werden. Der einzige Ausweg: eine vorübergehende Trennung. Eine Leihe zu einem Klub, bei dem er auf höherem Niveau regelmäßig seine Minuten bekommt, könnte die beste Lösung für alle Seiten sein. Auch wenn der BVB dann im Winter vielleicht erneut einen Stürmer suchen muss, um kurzfristig ein Kader-Loch zu stopfen.

1. FC Heidenheim, Frank Schmidt, Bundesliga
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Heidenheim wirft Schmidt im Kampf um den Klassenerhalt raus

Von Jochen Tittmar

Damit wir uns nicht falsch verstehen, gleich zur Klarstellung; Ich hoffe inständig, dass ich mit meiner These falsch liege! Die Chancen stehen gut, schließlich lag ich bereits im vergangenen Sommer mit meiner Eingebung knapp daneben...

Dennoch: Ich bin der Überzeugung, dass der 1. FC Heidenheim seinen langjährigen Trainer Frank Schmidt, wider Willen das Gesicht das Vereins, vor die Tür setzen wird - sollte es sich im Laufe der Saison immer mehr abzeichnen, dass es für den Aufsteiger im Kampf um den Klassenerhalt eng wird.

Zwar glaube ich in erster Linie, dass es Heidenheim gelingt, ein weiteres Jahr Bundesliga zu spielen. Doch obwohl dieser Klub so viel richtig gemacht hat und weiterhin macht und damit als gleichwertiges Vorbild - nur auf einem bislang anderen Niveau - durchgeht wie der SC Freiburg, speist sich meine These aus der gelebten Praxis in der Vergangenheit.

Die absolute Vielzahl der Aufsteiger der vergangenen Jahre, ob mit größerer oder kleiner Historie, ob mit halbwegs solidem oder erwartbar schwächerem Saisonverlauf, hat irgendwann den Trainer entlassen. Meist aus dem simplen Grund und der verzweifelten Hoffnung heraus, sich damit an den letzten Strohhalm zu klammern, um doch noch irgendwie in der sehr gut bezahlten Bundesliga zu bleiben.

Sicher, darin steckt auch ein systemimmanentes Problem: Ein Abstieg zurück in die 2. Liga dürfte niemals einen solch enormen finanziellen Verlust bedeuten. Doch diese Sache ist allen seit Jahren bewusst - und dennoch wirft man vielerorts die bisherige Kontinuität (meist ohnehin nur ein zartes Pflänzchen) über Bord, um mit einer Trainer-Entlassung nur wenige Monate nach dem Erfolg des Aufstiegs ein Kapitel aufzuschlagen, das den zuvor gegangenen Weg konterkariert.

Heidenheims Geschäftsführer Holger Sanwald ist seit bald 30 Jahren in unterschiedlichen Funktionen im Verein tätig, Trainer Schmidt wird im September mit 16 Jahren als Coach Rekordhalter Volker Finke ablösen. Es wird sehr spannend zu verfolgen, wie sich der Verein aus Ostwürttemberg im Oberhaus schlägt und wie und ob er seinen Werten treu bleibt. An Schmidt zu rütteln, sollte die Spielzeit wie zu erwarten laufen, wäre ein Fehler - und ich glaube, den wird man auch in Heidenheim machen.

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Bayern wird bereuen, Dani Olmo nicht geholt zu haben

Von Filippo Cataldo

Ok, ich weiß selbst, dass diese These womöglich nicht mal den zweiten Spieltag der Bundesligasaison überleben könnte: Noch ist alles andere als klar, dass Dani Olmo auch wirklich nach dem 1. September 2023 noch bei RB Leipzig und in der Bundesliga sein wird; dieser Transfersommer ist verrückt genug, dass eine frische Vertragsverlängerung bis 2027 alles andere als ein Transferhinderungsgrund sein muss; vor allem wenn der besten Mannschaft der Welt gerade verletzungsbedingt ihr Spielmacher abhanden gekommen ist.

Aber ich setze jetzt einfach mal darauf, dass Max Eberl standhaft bleibt und nicht zulässt, dass nach Christopher Nkunku und Dominik Szoboszlai nicht auch noch der nächste Offensivstar die Leipziger in diesem Sommer gen England verlässt und Olmo daher der Bundesliga mindestens eine Saison noch erhalten bleibt.

Dass Olmo überhaupt noch in Leipzig ist, gleicht für mich einem Wunder; er mag letzte Saison recht lange verletzt gewesen sein, aber für mich ist er der wichtigste Spieler Leipzigs und der mit Abstand kompletteste und vielseitigste Spielmacher der Liga. Dani Olmo ist ein genialer Problemlöser, der so gut wie jedem internationalen Spitzenklub helfen könnte.

Am unverständlichsten ist für mich in diesem Zusammenhang, dass der FC Bayern trotz des verbrieften Interesses an Olmo vor dessen Vertragsverlängerung nicht vehementer auf eine Verpflichtung gedrängt hat. Sonst zögert Bayern ja auch nur selten, wenn es darum geht, einem Bundesligakonkurrenten die besten Spieler abzunehmen. Vor allem aber hat Olmo eigentlich alles, um der perfekte Spieler für Thomas Tuchel zu sein. Wie kaum ein anderer Mittelfeldspieler auf der Welt macht Olmo das Spiel schnell und findet Lücken, von denen andere nicht mal träumen, geschweige denn sie erahnen.

Er beherrscht das kurze, präzise Zuspiel ebenso wie den Steilpass, er kann auf den Flügeln, im Zentrum, hinter der Spitze und sogar in der Spitze spielen. Dass er vergleichsweise wenige Pässe spielt, liegt vor allem an Leipzigs Spielstil. Dazu ist er noch pressingresistent und kann Spiele im Alleingang entscheiden - frag nach bei Thomas Tuchel und den Bayern. Wenn Olmo fit ist, kann ihm in der Bundesliga kein offensiver Mittelfeldspieler das Wasser reichen. Auch Jamal Musiala nicht, der womöglich noch genialer ist als Olmo, aber noch nicht so komplett.

Bayern dürfte auch Abstand von einer Verpflichtung Olmos genommen haben, weil man eben schon Jamal Musiala und auch Thomas Müller hat, die den Platz im Zentrum für sich beanspruchen. Aber wer sagt denn, dass man nicht auch mit zwei Zehnern oder zwei Achtern spielen kann? Zumal Olmo in Leipzig auch oft links gespielt hat, zuletzt zum Beispiel auch am Samstag. Und er, wie gesagt, wirklich überall spielen kann in der Offensive. Und ob Tuchel und die Bayern wirklich glücklich werden mit Leroy Sané und Serge Gnabry, ist mehr als offen.

So wird Olmo eben in Leipzig zum Spieler der Saison. Wenn er denn bleibt.

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Niko Kovac wird als Erster gefeuert

Von Tim Ursinus

Die Frage nach der ersten Trainerentlassung ist eine der spannendsten vor jeder Bundesliga-Saison: Ich glaube, dass Niko Kovac diese Bürde aus gleich mehreren Gründen zu tragen hat.

Der VfL Wolfsburg setzte den Start in der abgelaufenen Saison völlig in den Sand und verpasste folglich - dank eines zwischenzeitlichen Formhochs nur knapp - das internationale Geschäft. Für diese Spielzeit ist das Schutzschild von Kovac, hinter dem sich für gewöhnlich jeder Trainer bei einer neuen Aufgabe verstecken kann, stark beschädigt. Der Geduldsfaden der Verantwortlichen bei den Wölfen dürfte deutlich kürzer sein.

Bleiben die Wölfe zu Beginn (zum Auftakt wartet Aufsteiger Heidenheim) erneut hinter ihren Erwartungen zurück, könnte es um Kovac - ähnlich wie Domenico Tedesco im vergangenen Jahr bei RB Leipzig - als erstes in der Bundesliga geschehen sein. Zumal es den Anschein macht, dass ein Großteil der anderen Trainer deutlich fester als der ehemalige Bayern-Coach im Sattel sitzt.

Ein weiterer Aspekt: die durchaus zurückhaltende Transferperiode des VfL. Zwar wurden die Abgänge von Felix Nmecha (BVB) und Micky van de Ven (Tottenham Hotspur) durch Lovro Majer und Moritz Jenz positionsgetreu aufgefangen. Ob die verlorene Qualität aber durch einen der breiten Masse unbekannten Kroaten und einen ehemaligen Schalker aufgefangen wurde, darf zumindest bezweifelt werden.

Auch die restlichen rund 40 Millionen Euro der Transferausgaben wurden in Spieler investiert, die aufgrund ihrer Vita nicht wirklich im oberen Regal anzusiedeln sind. Sorgt ein Tiago Tomas nach einer enttäuschenden Saison beim VfB für eine bessere Torausbeute, schließen Rogerió und Joakim Maehle die Baustelle hinten links und ist Vaclav Cerny die erhoffte Bereicherung für die Flügel? Fragen, die Kovac schnell mit guten Ergebnissen beantworten muss.

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Thomas Tuchel ist am Saisonende nicht mehr Bayern-Trainer

Von Joel Fromme

Die Entscheidung, Julian Nagelsmann in der heißen Saisonphase im März dieses Jahres zu entlassen, konnten wohl die wenigsten nachvollziehen. Noch fragwürdiger wirkt der Trainerwechsel aber nach Tuchels bislang 13 Spielen als FCB-Cheftrainer. Das durchaus realistisch erscheinende Triple wurde im Handumdrehen verspielt. Für den Meistertitel am Ende kann man dem BVB, Jamal Musiala oder Mainz 05 danken, aber sicher nicht dem neuen Trainer.

Der nächste verspielte Titel ließ mit dem Supercup nicht lange auf sich warten. Und genauso wird die kommende Saison weitergehen. Denn viel schlimmer noch als die sportliche Bilanz mit einem Punkteschnitt von 1,54: wie Tuchel die vielen sieglosen Spiele nach außen kommuniziert. Nach jedem nicht gewonnenen Spiel betont er, dass es wieder die gleichen Fehler waren, er sich diese nicht erklären kann und dafür keine Lösung hat. Wie soll ein Trainer, der so ratlos ist, der Mannschaft helfen, ihre Leistung zu verbessern?

Eine weitere Facette von Tuchels unvorteilhafter Kommunikation sind die Aussagen über seine eigenen Spieler. Kimmich äußerte sich kürzlich unmissverständlich zu seiner Position: "Ich bin ein Sechser!" Damit widersprach er Tuchel, der seit langer Zeit kein Geheimnis aus seiner Sechser-Suche macht und damit klar kommunizierte, dass Stammspieler Kimmich für ihn nicht gut genug ist.

Dagegen wird Neuzugang Harry Kane von Tuchel wie ein Heiliger behandelt. Darüber, ob ein derart teurer Superstar eine Extra-Behandlung durch den Trainer schlichtweg verdient, lässt sich streiten - Tuchels öffentliche Entschuldigung bei Kane für den Supercup-Auftritt geht aber jetzt schon zu weit.

All das führt zu einem schlechten Mannschaftsklima, weshalb selbst der Rekord-Transfer aus England den hohen Erwartungen nicht gerecht werden kann und der FC Bayern infolgedessen einen Fehlstart hinlegen wird. So findet Tuchel keinen Weg aus der anhaltenden Formkrise - trotz der schon jetzt beispiellosen Einkaufstour.

Das wird Folgen haben: Wie schon bei Nagelsmann werden die Bayern-Bosse am Ende zu viel Angst vor einer titellosen Saison haben und schließlich die Reißleine ziehen.

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Bayer Leverkusen wird wieder zu Vizekusen

Von Ole Labes

Zugegebenermaßen wirkt diese These auf den ersten Blick nicht unbedingt heiß. Der Trainer, die Transfers - in diesem Jahr geht was! Doch am Ende des Jahres auf Tabellenplatz zwei der Bundesliga zu landen, das wäre für Bayer Leverkusen mit Blick auf die jüngste Historie ein großer Erfolg.

Nur einmal gelang in den vergangenen 21 Jahren der Sprung auf Tabellenplatz zwei: Jupp Heynckes führte ein vom Capitano Michael Ballack und Krieger Arturo Vidal angeführtes Team in der Saison 2010/11 auf sieben Punkte an Meister Borussia Dortmund heran.

In diesem Sommer verlor Leverkusen zwar Moussa Diaby, konnte weitere Leistungsträger wie Jeremie Frimpong oder Edmond Tapsoba aber (bisher) halten und hat sich auf mehreren Positionen verstärkt. Alejandro Grimaldo löst das Linksverteidigerproblem von Bayer, mit Granit Xhaka gewann Leverkusen einen absoluten Anführer für sich. Mit Jonas Hofmann zog man zudem einen der stärksten, variabelsten und konstantesten Bundesliga-Spieler der vergangenen Jahre an Land.

Im Sturm deutet Victor Boniface zudem das Potenzial an, sich um den zweiten Platz in der Torjägerliste hinter Harry Kane zu duellieren. Doch die wichtigsten zwei Faktoren sind nicht erst seit diesem Sommer im Verein: Mega-Talent Florian Wirtz absolvierte nach seiner Kreuzbandverletzung wieder eine komplette Sommervorbereitung und wird das Leverkusener Offensivspiel von Beginn an dirigieren.

Zum anderen wächst Xabi Alonso in der BayArena zu einem der besten Trainer Europas heran und impfte seinem Team eine attraktive offensive Spielweise ein, die die Real-Madrid-Fans bei der Suche nach einem Nachfolger für Carlo Ancelotti bereits lechzen lässt.

Einziges Problem von Bayer ist die Breite des Kaders: Bei Verletzungspech droht ein hoher qualitativer Abfall. Bleibt Leverkusen von diesem verschont, wird "Vizekusen" seinem Namen in diesem Jahr wieder gerecht.

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Überflieger der Saison werden Enzo Millot & Nathan Ngoumou

Von Tim Pflieger

Die Bundesliga und französische Talente? Das passt! Das deutsche Oberhaus bildet diese mittlerweile mit einem großen Selbstverständnis aus: Christopher Nkunku, Moussa Diaby, Ousmane Dembélé, Evan Ndicka und noch viele weitere junge Franzosen kamen in den vergangenen Jahren als vielversprechende Juwele nach Deutschland, bekamen in ihren Klubs den nötigen Feinschliff und verließen die Liga als gestandene Profis oder gar Weltstars.

Ein Phänomen, das sich in dieser Saison ein weiteres Mal wiederholen wird. Denn: Enzo Millot vom VfB Stuttgart deutete schon gegen Ende der abgelaufenen Spielzeit an, welch geiler Kicker er ist und steuerte auch in der Relegation gegen den HSV zwei Tore und einen Assist zum Stuttgarter Klassenerhalt bei. Fiese Bewegungen, starke Steckpässe und eine überragende Technik zeichnen den 21-Jährigen aus. Auch Trainer Sebastian Hoeneß ist ein großer Fan des zentralen Mittelfeldspielers: Millot ist unter ihm gesetzt und wird für einige positive Schlagzeilen und Erfolgserlebnisse auf Schwabenseite sorgen.

Ein weiterer Kandidat, um die Franzosen-Ära in Deutschland fortführend zu prägen, ist Nathan Ngoumou von Borussia Mönchengladbach. Er gehört zu den Gewinnern der Vorbereitung unter Gerardo Seoane und anders als unter Vorgänger Daniel Farke zum Stammpersonal der Fohlen.

In der 1. Runde des DFB-Pokals deutete der Flügelspieler seine Qualitäten mit zwei Scorerpunkten bereits an - weitere werden in dieser Ligasaison folgen. Die größte Waffe des 23-Jährigen ist seine enorme Geschwindigkeit: In der vergangenen Saison wurde Ngoumou im Spiel gegen Union Berlin mit 36,17 km/h geblitzt.

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Der 1. FC Köln steigt ab

Von Ole Labes

Für mich steht der Darmstadt 98 als erster Absteiger fest, doch den 1. FC Köln werfe ich ebenfalls in den Ring. Die Geißböcke mussten zwei extrem schmerzvolle Verluste hinnehmen: Jonas Hector, Mannschaftskapitän und absoluter Leader des Teams, beendete nach der abgelaufenen Saison seine Karriere. Zudem verließ mit Ellyes Skhiri einer der am meisten unterschätzten Bundesliga-Spieler den Verein Richtung Frankfurt.

Gleichwertiger Ersatz gab es für beide nur bedingt. Leart Paqarada kam als guter Linksverteidiger vom FC St. Pauli, doch während sich Hector im Spielaufbau gerne ins Zentrum fallen ließ, beackert Paqarada ausschließlich die linke Außenbahn. Skhiris Abgang will Köln mit Eric Martel und dem aus Dänemark ausgeliehenen Jacob Christensen auffangen: Beide müssen erst beweisen, dass sie an das Niveau des Tunesiers heranreichen können.

Der einzig namhafte Neuzugang ist Luca Waldschmidt, für ein Jahr inklusive Kaufoption vom VfL Wolfsburg ausgeliehen. Der ehemalige deutsche Nationalspieler birgt damit zwar kein großes Risiko, absolvierte in den vergangenen Jahren aber verhältnismäßig wenig Spiele und ließ selten sein in Freiburg gezeigtes Potenzial aufblitzen. Ob er die Kölner Offensive als zweiter Stürmer neben Davie Selke ankurbeln kann?

Hinzu kommt, dass sich immer mehr Teams auf den Baumgartschen Fußball eingestellt haben: Viel Kampf, viel Tempo, aber wenig Kreativität im eigenen Ballbesitz. Da Heidenheim einige Fans überraschen wird, wird sich Köln aufgrund der fehlenden Verstärkungen am Ende auf einem der drei letzten Tabellenplätze wiederfinden.

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Groß vs. Klein: Das Bundesliga-Pulverfass explodiert

Von Stefan Petri

Es war über den Sommer gefühlt kein Thema mehr, aber der geplatzte Investoren-Deal der DFL im Mai hat Spuren hinterlassen. Der WDR berichtete zuletzt über geheim gehaltene Geldtöpfe im Zwei-Milliarden-Euro-Paket und Veto-Rechte des potenziellen Investors, die so nicht in Gänze offenbart worden waren. Es fehlte an Kommunikation - und deshalb längst auch an Vertrauen. Die großen und erfolgreichen Klubs, gerade aus der Bundesliga, haben angeblich hauptsächlich für das frische Geld gestimmt, die kleineren und unten stehenden Teams hauptsächlich dagegen.

Jetzt ist das Thema vorerst vom Tisch, aber der hohe Finanzdruck auf viele Teams ist geblieben. Und auch die offenen Fragen: Kommt nun eine eigene Streaming-Plattform? Wenn ja: wann? Wer finanziert sie? Wie kann die Auslandsvermarktung optimiert werden? 2024 werden die Rechte für 2025 bis 2029 ausgeschrieben, der Markt ist schwierig. Ziehen die Klubs in dieser Hinsicht am gleichen Strang? Hans-Joachim Watzke sprach als "ultima ratio" sogar von einer Abspaltung der 1. von der 2. Liga.

Die Ziele "europäisch wettbewerbsfähig sein" und "gleiche Bedingungen für einen spannenden Titelkampf" sind immer schwerer unter einen Hut zu bringen. Wie lange bleibt 50+1 noch? Dass gefühlt immer mehr "kleine Klubs" in der Bundesliga bleiben, während die großen Traditionsklubs wanken, nimmt mit Sicherheit keinen Druck vom Kessel. Die Fraktionen beäugen sich argwöhnisch, die Ziele sind einfach nicht mehr die gleichen ...

Man stelle sich vor, die Bayern sorgen mit den Neuzugängen Kim Min-Jae und Harry Kane für eine neue Ära der Langeweile in der Liga - der Aufschrei wäre riesig. Oder aber die Bayern stürzen weiter ab, scheiden in der Gruppenphase der Champions League aus und sehen ihr Heil im Ausstieg aus der Zentralvermarktung, um weiter im Konzert der Großen mitspielen zu können.

Das kann auch noch ein, zwei Jahre gutgehen. Aber, um Han Solo zu zitieren: "Ich habe da ein ganz mieses Gefühl ..."

Bundesliga: Der 1. Spieltag

Datum, Uhrzeit:Heim:Auswärts:
18.08.2023, Fr., 20:30 UhrSV Werder BremenFC Bayern München
19.08.2023, Sa., 15:30 UhrVfB StuttgartVfL Bochum
19.08.2023, Sa., 15:30 UhrVfL Wolfsburg1. FC Heidenheim
19.08.2023, Sa., 15:30 UhrTSG HoffenheimSC Freiburg
19.08.2023, Sa., 15:30 UhrBayer LeverkusenRB Leipzig
19.08.2023, Sa., 15:30 UhrFC AugsburgBorussia Mönchengladbach
19.08.2023, Sa., 18:30 UhrBorussia Dortmund1. FC Köln
20.08.2023, So., 15:30 UhrUnion Berlin1. FSV Mainz 05
20.08.2023, So., 17:30 UhrEintracht FrankfurtSV Darmstadt 98
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