Bundesliga - Heribert Bruchhagen kritisiert fehlende Spannung: "Meisterschaft muss man abhaken"

Von Philipp Jakob
Heribert Bruchhagen hat die fehlende Spannung in der Bundesliga mit deutlichen Worten kritisiert
© getty

Heribert Bruchhagen, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt und des Hamburger SV, hat die fehlende Spannung in der Bundesliga mit deutlichen Worten kritisiert. Ernsthafte Konkurrenten im Rennen um die deutsche Meisterschaft gebe es für den FC Bayern München nicht mehr.

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"Wenn man das Produkt Bundesliga sieht, dann fühlt man sich schon ein bisschen unwohl", mahnte Bruchhagen im Interview mit Sport1. "Wenn ich auf die Tabelle schaue, dann wirkt es so, als wenn die Meisterschaft schon bald entschieden ist."

Der FC Bayern hat mittlerweile zehnmal in Folge die deutsche Meisterschaft gewonnen und führt nach einem dominanten Start auch in der Saison 2022/23 nach drei Spieltagen die Tabelle an. Die Konkurrenz aus Dortmund, Leverkusen oder Leipzig schwächelt dagegen. Zwar erwartet Bruchhagen, dass dieses Trio am Ende der Saison wieder oben mitspielen werde, aber "Konkurrenten für die Bayern sind sie nicht. Das muss man leider sagen."

Dennoch betonte der 73-Jährige, dass die Faszination für den Fußball weiterhin bestehe - mit einem großen Aber: "Das Erlebnis Fußball ist weiterhin großartig, es gibt einen Kampf um die internationalen Plätze und auch der Abstiegskampf ist immer spannend. Doch man muss den Punkt Meisterschaft abhaken. Den gibt es nicht mehr."

Bruchhagen wies die Behauptung zurück, dass der FC Bayern die Bundesliga zerstören würde. "Wir können sogar stolz darauf sein, solch einen Klub zu haben", sagte er stattdessen. "Aber durch die gute Arbeit der Münchner kommt eine von uns selbst eingeleitete Problematik mehr und mehr zum Tragen. Und der Abstand zu den anderen Klubs wird nicht kleiner, sondern größer. Das ist wirklich traurig."

Bundesliga: "Das Sahnehäubchen existiert nicht mehr"

"Diese Entwicklung ist für mich nichts Neues und ich sehe das seit vielen Jahren mit Sorge", führte Bruchhagen weiter aus. "Dass sich diese Entwicklung immer mehr verstärkt, ist auch nur konsequent. Die berühmte Schere geht seit der Umverteilung der Gelder 1992 immer weiter auseinander."

Und weiter erklärte Bruchhagen zur seiner Meinung nach selbstgemachten Problematik der Bundesliga: "Wir haben die Beschlüsse der Spreizung der Fernsehgelder gefasst und auch hingenommen, dass die internationalen TV-Gelder direkt ausgeschüttet werden und weniger in einen Gemeinschaftspool kommen. Dadurch sind die Verursacher viel stärker geworden und festigen weiter ihre Position. Die Entscheidung fiel vor zwölf Jahren. Jetzt entdeckt plötzlich der eine oder andere Experte und Manager diese Problematik. Und die Fans auch noch."

Die Folge ist laut Bruchhagen, dass der FCB die heimische Liga weiterhin beherrschen werde. Einzig "klassische Fehlentscheidungen im sportlichen Bereich" der Bayern könnten daran noch etwas ändern, doch das sei unwahrscheinlich, da "die besten Leute" die Entscheidungen bei den Bayern treffen würden.

Deshalb mache sich bei Bruchhagen Resignation breit: "Man hat immer mehr das Gefühl, dass die Spieler der Gegner überhaupt nicht mehr daran glauben, gewinnen zu können. Schlimm ist nun, dass die Konkurrenten auch noch in einer ersten kleinen Krise stecken. (...) Ich kann mich nur wiederholen: Die Faszination Fußball bleibt, aber das Sahnehäubchen existiert nicht mehr."

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