Für Bayer Leverkusen war er ein "Pionier und Erneuerer". Für Reiner Calmund und Christoph Daum ein Mentor. Er selbst lernte bei einer Legende des deutschen Fußballs und prägte die Bundesliga über die Grenzen des Rheinlandes hinaus: In der Nacht zum 24. Dezember starb Willibert Kremer im Alter von 82 Jahren nach langer und schwerer Krankheit - nicht nur unter dem Bayer-Kreuz trauern seine Nachfolger um ihn.
Kremer hatte in den 70er Jahren den späteren Erfolgsmanager Calmund als Jugendbetreuer nach Leverkusen geholt. Dem Express sagte Calmund: "Seine Frau Paula hat mich Heiligabend angerufen und mir mitgeteilt, dass Willibert in der Nacht friedlich eingeschlafen sei." Kremer sei "nicht nur der erfolgreiche Aufstiegstrainer von Bayer Leverkusen" gewesen, "er war vor allem auch ein wunderbarer Mensch", so Calmund.
Den "glücklichsten Moment" seiner Trainerlaufbahn hatte Kremer am 13. Mai 1979 erlebt - und damit das Fundament für die Leverkusener Erfolgsgeschichte in der Fußball-Bundesliga gelegt. Mit einem 3:3 gegen Bayer 05 Uerdingen - nach einem 0:3-Rückstand - schaffte die Werkself den Aufstieg in die Erstklassigkeit.
Bayer blieb Kremer, der aus Hochneukirch bei Mönchengladbach stammte, Zeit seines Lebens verbunden. Sein Scoutingteam entdeckte später Spieler wie die Brasilianer Emerson und Ze Roberto oder Oliver Neuville, Michael Ballack, Carsten Ramelow oder Niko und Robert Kovac. Kremers wichtigste Empfehlung an den Klub lag da bereits lange zurück.
Kremer überzeugte Calmund von Bayer
"Im Herbst 1976 habe ich Reiner Calmund bei Regen und Sturm in der Sportschule Hennef kennengelernt und schnell festgestellt, dass er unheimlich viel Ahnung vom Fußball hat. Ich konnte Calli überzeugen, und er kam zu Bayer", sagte Kremer einst. Calmund und Coach Daum formten mithilfe der Konzern-Millionen in den 90er Jahren eine Mannschaft, die es zwar nie zum Meistertitel, aber 2002 immerhin ins Finale der Champions League schaffte.
"Willibert war mir in meiner Trainerzeit bei Bayer 04 Leverkusen ein wichtiger Ratgeber und liebenswerter Freund", schrieb Daum bei Instagram. Aber nicht nur in Leverkusen hat Kremer Spuren hinterlassen. Den MSV Duisburg, für den er als Spieler 91 Bundesligapartien absolvierte, führte er als Trainer 1975 ins Pokalfinale und 1991 zurück in die erste Liga. Unter anderem betreute Kremer auch Fortuna Düsseldorf, 1860 München und Eintracht Braunschweig.
Sein Entdecker war der große Hennes Weisweiler. Der spätere Meistercoach des 1. FC Köln und von Borussia Mönchengladbach holte den Flügelspieler zu Viktoria Köln, von da aus ging es in die Bundesliga zu Hertha BSC. Weisweiler gab Kremer auch seine Erfahrungen als Trainer weiter.
Jahrzehnte später trauert der deutsche Fußball an Weihnachten 2021 um Kremer. "Für die Viktoria war er immer ein Idol und hat den Verein auf und neben dem Platz geprägt", sagte Viktoria-Präsident Günter Pütz. "Sein Platz in der Vereinsgeschichte von Schwarz und Rot wird unantastbar bleiben", schrieb Bayer Leverkusen im Nachruf auf seinen Aufstiegstrainer.