Die Fußball-Kolumne - Bayern-Dominanz, Bundesliga-Mittelmaß, DFB-Krise: Überall nur Baustellen

Katja Kraus
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Die betonierte Meisterschaft sorgt auch international für einen massiven Imageverlust der Bundesliga, wie der scheidende DFL-Chef Christian Seifert eingestehen musste. Deshalb sinken seit Jahren das globale Interesse und damit die Erlöse aus den internationalen TV-Rechten.

Und die schlechte Reputation sorgt wiederum dafür, dass die großen Stars relativ schnell die Liga wieder verlassen. Das trifft vor allem Borussia Dortmund, wo nach Jadon Sancho Erling Haaland der nächste prominente Abgang sein dürfte und Jude Bellingham wohl ebenfalls nicht mehr lange zu halten ist.

Auch diese Saison sind alle Topligen spannender als die Bundesliga. Mit Ausnahme der Ligue 1, in der aber die Millionentruppe von Paris St. Germain in der Vorsaison vom krassen Underdog Lille entthront wurde.

Bundesliga international nur zweitklassig

International, das hat das teilweise blamable Scheitern von BVB, Leipzig und Wolfsburg in der Champions-League-Vorrunde gegen oft finanziell deutlich schlechter gestellte Rivalen gezeigt, ist die Bundesliga unterhalb der Bayern nur zweitklassig.

National ergibt sich die Spannung vor allem aus fehlender Qualität. Sieht man von Spitzenreiter Bayern und dem abgeschlagenen Schlusslicht Fürth ab, kann praktisch jeder jeden schlagen. Und so ist schon zur Saisonhälfte der Vorsprung von Rang eins auf drei mit 14 Punkten größer als von den dort platzierten Freiburgern bis zum Tabellen-17. Bielefeld (13 Zähler). Nie in der Bundesliga-Geschichte war dieser Abstand so gering.

"Liga der Extreme", betitelte der kicker daher seine Zwischenbilanz. Und Kolumnist Dieter Hoeneß schrieb: "Ich möchte gar nicht die tolle Arbeit schmälern, die vor allem in Freiburg geleistet wird. Aber wenn der Sport-Club Dritter ist, läuft bei einigen anderen etwas verkehrt."

Ein Armutszeugnis für den deutschen Fußball

Es ist in der Tat ein Armutszeugnis für den deutschen Fußball, wenn die Europacup-Teilnehmer regelmäßig frühzeitig ausscheiden, gerade in der Europa League, oder in der Liga abschmieren. Aktuell wieder zu sehen an den Champions-League-Teilnehmern Leipzig (10., schlechteste Bundesliga-Hinserie seiner kurzen Geschichte) und den nach fünf Niederlagen in Folge auf Platz 13 abgerutschten Wolfsburgern.

Noch schlimmer hat es freilich die mit großen Ambitionen gestarteten Gladbacher getroffen, die ein Jahr zum Vergessen hinter sich haben. Als 14. droht ebenso der Abstieg wie dem VfB Stuttgart auf Platz 16, womit mindestens ein weiterer Traditionsverein die Bundesliga verlassen würde.

Schon jetzt ist der Aderlass für die Bundesliga dramatisch nach dem Absturz von Schalke und Werder Bremen, die vor einigen Jahren noch Bayern-Rivalen waren. Und der HSV gilt im mittlerweile vierten Jahr im Unterhaus schon als normaler Zweitligist.

Kleine nutzen Unfähigkeit der Traditionsklubs aus

Die Unfähigkeit dieser Scheinriesen auf und neben dem Platz nutzen die Kleinen gnadenlos aus. Diese Saison bisher St. Pauli und Darmstadt, letzte Spielzeit Bochum, Fürth und beinahe auch Kiel. Doch der Erfolg kann aufgrund der geringen finanziellen Mittel in der Regel eben nicht nachhaltig sein, wie man beim derzeitigen Zweitliga-Kellerkind Kiel ebenso sieht wie bei den eine Liga höher nicht konkurrenzfähigen Fürthern, die sogar auf den Spuren der All-Time-Loser von Tasmania Berlin wandeln.

Und selbst da, wo es bei den Traditionsklubs sportlich gut läuft, stellt man sich selbst ein Bein. Wie in Köln, wo trotz sportlich fast überragender Hinrunde keine Ruhe einkehrt. Erst wurde Sportchef Horst Heldt im Sommer trotz Rettung vor dem Abstieg und des Transfer-Coups mit Coach Steffen Baumgart entlassen, ohne dass bis heute ein kompetenter Nachfolger parat gestanden hätte.

Und nun wurde auch noch der in der Liga allseits anerkannte Vorstandsboss Alexander Wehrle Richtung Stuttgart vergrault. Übrig bleibt ein ahnungsloses Präsidium, das nicht nur deshalb in der karnevalsfreien Karnevalshochburg ans jecke Dreigestirn erinnert.