Thesen zum 13. Bundesligaspieltag: Leipzigs Problem und der Zauberfuß der Liga

Von Stefan Rommel
Milos Pantovic trifft in dieser Saison aus durchschnittlich über 50 Metern.
© imago images

Eine prägende Figur des Leipziger Spiels kommt einfach nicht in Fahrt, beim BVB sitzt ein Führungsspieler in einem der wichtigsten Spiele der Saison nur auf der Bank und Fürth ist jetzt schon das neue Tasmania. Die Bundesliga-Thesen zum 13. Spieltag.

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Für Axel Witsel könnten die letzten Wochen beim BVB angebrochen sein

Man kann wohl schon behaupten, dass das Spiel beim VfL Wolfsburg für Borussia Dortmund ganz besonders wichtig war. Nur drei Tage nach dem blamablen Aus bei Sporting war eine Reaktion gefordert und die Aussicht auf Platz eins in der Liga sowie das Warmlaufen für den Kracher gegen die Bayern waren Herausforderung genug für eine Mannschaft, die immer noch nicht ganz gefestigt wirkt.

In solchen Spielen sind in der Regel Routine und Erfahrung gefragt, beides bringt ein Spieler wie Axel Witsel mit. Aber gegen Wolfsburg fand sich der Belgier überraschend nur auf der Bank wieder. Trainer Marco Rose vertraute im defensiven Mittelfeld stattdessen auf Mo Dahoud und Emre Can. Der eine flog in der Königsklasse vom Platz und befeuerte damit die Niederlage und das Aus, der andere ist nach einer wochenlangen Verletzungspause erst seit ein paar Tagen wieder voll im Trainingsbetrieb und fast ohne Spielpraxis.

Trotzdem brach Rose seine gewohnte Mittelfeldachse komplett auf und verzichtete nach dem Ausfall von Jude Bellingham auch auf Routinier Witsel. Der durfte dann in einem quasi entschiedenen Spiel noch fünf Minuten ran. "Dortmund hat zu wenige Häuptlinge. Die meinen alle, sie wären welche, sind es aber nicht", sagte BVB-Ikone Jürgen Kohler zuletzt im SPOX- und GOAL-Interview auch über Spieler wie Witsel.

Der wird immer wieder mit Juventus in Verbindung gebracht und vielleicht nehmen diese Spekulationen in den kommenden Wochen schon wieder Fahrt auf.

Greuther Fürth ist schon das neue Tasmania

Die Gelegenheit hätte nicht besser sein können: Fürth war vor dem Spieltag noch immer ohne Saisonsieg, wollte unbedingt seine Niederlagenserie durchbrechen und im insgesamt 23. Heimspiel in der Bundesliga endlich den ersten Sieg einfahren. Wer hätte da als Gegner besser passen können als die TSG Hoffenheim? Die sind in dieser Saison eine große Wundertüte und reihen in schöner Regelmäßigkeit eine schlechte an eine gute Leistung. Zuletzt hatte Hoffenheim das hoch gehandelte Leipzig in Grund und Boden gespielt, ein Leistungsabfall in Fürth wäre keine große Überraschung gewesen.

Und weil es Hoffenheim in der letzten Saison war, die den Schalker Negativlauf von 30 Ligaspielen in Folge ohne Sieg unfreiwillig stoppten und damals gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten 0:4 verloren, waren die Fürther Hoffnungen tatsächlich nicht ganz unbegründet. Der Aufsteiger schaffte dann sogar drei eigene Tore, so viele wie erst einmal zuvor in seiner Ligageschichte - natürlich auch gegen Hoffenheim. Allerdings waren auch die sechs Gegentreffer ein eingestellter Rekord und das 3:6 nun schon die elfte Bundesliga-Niederlage in Serie. Damit hat Fürth diesen Uralt-Rekord von Tasmania schon geknackt.

Und wenn das so weitergeht, dann löst Fürth am Ende der Saison Tasmanias "Bestmarke" ab: Die Berliner hatten vor 56 Jahren umgerechnet zehn Saisonpunkte (zwei Siege, vier Remis) eingefahren und sind das schlechteste Team der Liga-Geschichte. Fürth liegt aktuell deutlich unter dem Schnitt und auch wenn Trainer Stefan Leitl sagt, Mitleid sei nicht angebracht: Derzeit deutet wenig darauf hin, dass Fürth den Rekord nicht auch noch knackt.

Angelinos Form mit verantwortlich für ein weiteres RB-Problem

Letzte Saison war das ganz einfach: Immer wenn Angelino den Ball hatte, passierte im nächsten Moment etwas Außergewöhnliches, ein Dribbling, eine punktgenaue Flanke, ein satter Torschuss. Der Spanier war mit Bayerns Alphonso Davies der beste Spieler der Liga auf der linken Außenbahn, in der Defensive in der Regel zuverlässig, mit dem Ball eine absolute Waffe. In dieser Saison will es für Angelino aber einfach nicht so richtig laufen, weshalb er als Sinnbild für die wechselhafte und von vielen Enttäuschungen durchzogene Saison der Leipziger steht.

Nach 13 Spielen ist Angelinos Bilanz äußerst mager, erst ein Assist und kein eigener Treffer sind notiert. Zum selben Zeitpunkt der letzten Saison hatte Angelino schon vier Tore und zwei Vorlagen eingesammelt. Gegen Leverkusen war das wie so oft schon in dieser Spielzeit: Angelino war sichtlich bemüht, forderte oft den Ball - wusste damit aber nur wenig Gutes anzufangen. Von elf Flanken kamen nur zwei an, insgesamt 24 Ballverluste in der Offensive waren die mit Abstand meisten aller Spieler auf dem Platz.

Und bei Florian Wirtz' Führungstor sah Angelino trotz der kurzzeitig besseren Position zum Ball nicht gut aus. Eigentlich sollte es in Leipzig in etwa so laufen: Flanke Angelino, Kopfball Silva, Tor. Aber weil Angelino nicht liefern kann, bleibt Silva ein Schatten seiner selbst. Und das sind dann gleich zwei große Probleme auf einmal.

1. FC Köln: Schwäbe könnte Timo Horn ablösen

Im Trubel um den fulminanten Derby-Sieg über Gladbach ging das Kölner Bundesliga-Debüt von Marvin Schwäbe fast komplett unter. Natürlich waren die vier verschiedenen Torschützen die gefeierten Helden, Trainer Steffen Baumgarts extrovertierter Jubel bestimmte die Schlagzeilen. Der stille Held aber war definitiv Kölns Ersatzkeeper.

Fünf teilweise hochkarätige Gladbacher Chancen entschärfte Schwäbe, der auch in den hektischen Momenten stets die Ruhe behielt und seiner Mannschaft ein starker Rückhalt war. Sein Kontrahent Timo Horn wird wegen einer Knieverletzung in diesem Kalenderjahr nicht mehr spielen, Schwäbe bekommt nun also genug Bewährungschancen in der Liga und es wird spannend sein zu beobachten, wie sich Baumgart in der Torhüterfrage entscheidet, sobald Horn wieder fit ist.

Dem attestierte der Coach in den letzten Wochen vor seiner Verletzung zwar eine bessere und konstantere Form, unantastbar ist Horn in Köln aber schon lange nicht mehr.

Milos Pantovic ist der Zauberfuß der Liga

Vom Milos Pantovic hieß es mal, er könne den FC Bayern besser machen. Vor einigen Jahren holte ihn Pep Guardiola immer mal wieder zu den Profis, Pantovic war damals noch Jugendspieler und half ein paar Mal bei der zweiten Mannschaft aus. Irgendwann verlor Guardiola den Spieler aus den Augen und weil es auch bei der zweiten Mannschaft für den gebürtigen Münchner nicht mehr weiterging, wechselte Pantovic nach acht Jahren bei den Bayern den Klub.

Beim VfL Bochum stand der 25-Jährige lange Zeit im Schatten von Robert Zulj. Der schoss Bochum im Sommer zurück in die Bundesliga, zog dann aber einen Wechsel die Vereinigten Arabischen Emirate dem Abenteuer Bundesliga vor und machte so den Weg frei für Pantovic. Denn offenbar hat der jetzt den Part für die besonderen Momente beim VfL übernommen.

Dem 66-Meter-Tor gegen Hoffenheim mit dem linken Fuß ließ Pantovic nun ein 45-Meter-Tor gegen Freiburg mit dem rechten Fuß folgen. Jedes einzelne Spiel an der Castroper Straße ist ein Festtag mit altem Bundesliga-Flair und für das große fußballerische Spektakel sorgt aktuell Milos Pantovic.

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