Fußball-Kolumne: Warum nur die Impfpflicht die Bundesliga sichert

Beim 1. FC Köln sind bereits alle Profis geimpft.
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NFL: Impfverweigerern drohen Rauswurf und hohe Strafen

Als Beispiel kann die NFL dienen, wo ohne Impfung der sofortige Rauswurf droht. So geschehen bei den Offensivcoaches Rick Dennison (Minnesota Vikings) und Cole Popovic (New England Patriots). Ungeimpfte Spieler müssen zudem hohe Strafen zahlen, wenn Spiele ihres Teams wegen eines Ausbruchs ausfallen.

Auch im deutschen Fußball wäre das möglich. "Zwingen kann man die Spieler zur Impfung nicht, da greift das Recht auf persönliche körperliche Unversehrtheit", sagte Sportrechtsanwalt Professor Markus Buchberger der Bild. Aber: "Die DFL hat rein rechtlich die Befugnis, Spielern die Spielberechtigung zu entziehen, wenn sie nicht geimpft sind. Das dient zum Schutz des Spielers und zum Schutz des gesamten Spielbetriebes."

Bei Hertha BSC sind noch nicht alle Profis durchgeimpft.
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Bei Hertha BSC sind noch nicht alle Profis durchgeimpft.

Bundesliga: Mehr Infektionen durch Delta-Variante?

Stattdessen spricht vieles dafür, dass es in dieser Saison deutlich mehr Infektionen als die 271 gezählten aus der Vorsaison geben wird. Weil die Delta-Variante, die seit Juni klar im Infektionsgeschehen dominiert, fast zwei Drittel ansteckender ist als die früheren Varianten. Schon jetzt liegt die die 7-Tage-Inzidenz zwischen 19 und 34 Jahren bei ungefähr 50, also wesentlich höher als die aktuelle Gesamt-Inzidenz von rund 30. Weil jüngere Menschen, also auch die Bundesliga-Profis, viel mehr unterwegs sind und damit auch eine weit höhere Ansteckungswahrscheinlichkeit haben.

So musste das prestigeträchtige Eröffnungsspiel der 3. Liga zwischen Osnabrück und Duisburg wegen eines Corona-Ausbruchs beim MSV abgesagt werden, ebenso der Saisonstart von Darmstadt 98 (elf Infektions- und Quarantänefälle). Seitdem häufen sich die prominenten Ausfälle wie die der Stuttgarter Kalajdzic und Coulibaly oder der Dortmunder Brandt und Meunier.

Mainz 05: 14 Spieler und Betreuer in Quarantäne geschickt

Am härtesten traf es bisher aber Mainz 05, wo sich insgesamt mindestens drei Spieler und Mitglied des Trainerteams infiziert haben und das Gesundheitsamt daher neben dem Quartett noch acht weitere Profis und zwei Betreuer in häusliche Isolation schickte. Schon vor Saisonbeginn sind das genauso viele COVID-Fälle bei den Profis der Rheinhessen wie in der gesamten vergangenen Spielzeit.

Eine vernünftige Vorbereitung auf das erste Spiel am Sonntag gegen Leipzig ist so unmöglich. Eine Spielverlegung ist aber laut DFL-Spielordnung ausgeschlossen, solange "mehr als 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler zur Verfügung stehen".

Umso gravierender für die Mainzer, da Geimpfte und Genesene eben nicht in Quarantäne müssen und dadurch ein problemloser Trainingsbetrieb möglich gewesen wäre. Entsprechend verärgert soll die Führung darüber sein, dass bislang mehrere Spieler und Betreuer die Impfangebote verweigert haben.

Nur vier Profiteams komplett durchgeimpft

Damit ist der selbst ernannte Karnevalsverein allerdings nicht allein, denn nur Köln, Augsburg, Karlsruhe und Kiel haben den kompletten Kader geimpft. Die anderen Klubs verweigern eine konkrete Auskunft. "Wir sind eigentlich fast komplett durchgeimpft", sagte Hertha-Sportchef Fredi Bobic bei Sky. "Es gibt einige Spieler - nicht viele - die sich noch nicht haben impfen lassen. Die müssen weiterhin jeden Tag einen Test machen. Trotzdem versuchen wir sie mit Argumenten zu überzeugen."

Ob das reicht, bleibt die große Frage. Vergangene Woche schrieb DFL-Boss Christian Seifert daher eine Art Brandbrief an die 36 Erst- und Zweitligisten, in dem er die mangelnde Impfbereitschaft der Spieler kritisierte. "Es sollte im gemeinsamen Interesse liegen, die Leistungsfähigkeit der Clubs als Arbeitgeber nicht zu gefährden und (...) negativem Einfluss auf den sportlichen Wettbewerb im Sinne der Solidargemeinschaft vorzubeugen", zitierte der kicker aus dem "Rundschreiben Nr. 20".

Zwischen den Zeilen kann man also deutlich herauslesen, dass Seifert genauso das offenbar befürchtet: Eine massive Gefährdung der wirtschaftlichen und sportlichen Ziele durch ein von Impfverweigerern in den Mannschaften verursachtes anhaltendes Infektionsgeschehen. Man darf daher gespannt sein, wie lange sich die Liga leisten kann, auf eine Impflicht zu verzichten. Der richtige Schritt wäre es schon jetzt.

Hinweis: Die Bundesliga-Kolumne verabschiedet sich in die Sommerpause und kehrt nach der Länderspielpause im September zurück.

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