Hertha BSC: Entlassung von Bruno Labbadia und Michael Preetz offiziell - neuer Trainer soll am Montag vorgestellt werden

Von SPOX/sid
Michael Preetz und Bruno Labbadia sind bei Hertha BSC entlassen worden. Für das Duo übernehmen Pal Dardai und Sportdirektor Arne Friedrich (r.).
© getty

Hertha BSC vollzog am Sonntag die Trennung von Trainer Bruno Labbadia und Manager Michael Preetz. Mit dem Doppel-Aus reagierte die Klubführung auf die eklatante Ergebniskrise. Sportdirektor Arne Friedrich übernimmt die Aufgaben von Preetz, der neue Trainer soll am Montag vorgestellt werden.

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"Big City Chaos" bei Hertha BSC: Der abstiegsbedrohte Hauptstadtklub hat die Notbremse gezogen und Trainer Bruno Labbadia sowie Manager Michael Preetz entlassen. Das Doppel-Aus einen Tag nach der bitteren 1:4 (1:2)-Pleite zum Rückrundenstart gegen Werder Bremen gab Hertha am Sonntagmittag offiziell bekannt.

Man befinde sich in einer "sehr ernsten Situation" und wolle daher "einen neuen Impuls setzen", sagte Carsten Schmidt, der seit einigen Wochen als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung das Sagen bei Hertha hat.

Preetz' Aufgaben übernimmt bis Saisonende Sportdirektor Arne Friedrich. Als Interimstrainer könnte Pal Dardai zurückkehren, der Ungar hatte Herthas Profiteam schon von 2015 bis 2019 betreut. Als neuer starker Mann wird Ralf Rangnick gehandelt, er könnte wie früher schon bei RB Leipzig als Trainer und Manager in Personalunion agieren.

"Es gibt keinerlei Kontakt, ich kann dazu gar nichts sagen", sagte Rangnick noch vor der offiziellen Verkündung der Doppelentlassung bei der Hertha gegenüber der Welt. An Spekulationen wolle er sich nicht beteiligen, erklärte der 62-Jährige der dpa.

Hertha-Chef Schmidt über Trainerprofil und Transfers

In einer internen Medienrunde am Sonntagmittag erklärte Schmidt, dass der neue Trainer am Montag präsentiert werden soll. Das berichtet Uwe Bremer von der Berliner Morgenpost.

"Ich denke, dass wir bei dem sportlich Verantwortlichen auf dem Trainingsplatz jemanden suchen, der Mannschaften zusammenschweißen kann und das in einer Abstiegskampf-Situation, in der wir uns befinden, Woche für Woche leisten kann", wird Schmidt vom Kicker zitiert.

Schmidt habe in der gemeinsamen Analyse mit Labbadia festgestellt, dass man zwar über einen gut besetzten, selten aber homogen aufspielende Mannschaft verfüge. Offen ließ der langjährige Chef des Pay-TV-Senders Sky, ob man im ersten Schritt nach einer "Kurz- oder Langfristlösung" suche.

Schmidt verlieh seiner Enttäuschung über den bisherigen Saisonverlauf Ausdruck und schloss nicht aus, noch auf dem Transfermarkt tätig zu werden: "Wir werden mit dem neuen Trainer beraten, ob wir diesen Weg weiterverfolgen oder ob wir neue Überlegungen anstellen. Wir haben noch über eine Woche Zeit. Es kann sein, dass wir etwas machen", so Schmidt.

Hertha BSC: Trotz teurer Transfers im Abstiegskampf

Labbadia wurde die erschreckende Ausbeute von nur einem Punkt aus den vergangenen vier Spielen gegen Bremen, Hoffenheim, Köln und Bielefeld zum Verhängnis. "Natürlich fehlen uns gerade die Argumente", gab der 54-Jährige zu. Labbadia war unmittelbar nach dem Abpfiff im Sky-Interview mit einer Meldung der Bild-Zeitung über seine bereits feststehende Entlassung konfrontiert worden. "Man wird zum Wohle des Vereins entscheiden", reagierte Labbadia souverän: "Dass wir Hiebe bekommen, ist ganz normal."

Dass der teuerste Kader der Klubgeschichte erneut im Abstiegskampf steckt und nicht wie von Investor Lars Windhorst gefordert um die Europacupplätze spielt, wurde auch Preetz zum Verhängnis. Der Manager gab in dieser und der vergangenen Saison rund 145 Millionen Euro für Neuzugänge aus. Doch Spieler wie Lucas Tousart (25 Millionen), Krzysztof Piatek (24) oder Dodi Lukebakio (20), der gegen Bremen aus sportlichen Gründen nicht mal im Kader stand, entpuppten sich trotz unbestrittener Qualität noch nicht als große Verstärkungen.

Preetz ist seit 25 Jahren im Verein, erst als Spieler, dann als Assistent von Dieter Hoeneß und schließlich als Geschäftsführer Sport. Unter der Leitung des Rekord-Torjägers erlebte der Klub zwei Ab- und zwei Aufstiege, aktuell wird ihm vor allem eine missglückte Spieler- und Trainerauswahl vorgeworfen. Weder Labbadia noch Ante Covic oder Alexander Nouri und schon gar nicht Jürgen Klinsmann konnten Hertha nach dem Dardai-Aus im Sommer 2019 sportlich nach vorne bringen.

Hertha BSC: Erfolglos unter Labbadia und Preetz

Schon vor dem Bremen-Spiel hatten daher rund 250 Fans bei einer Demonstration vor dem Olympiastadion Preetz' Rücktritt gefordert. Er sei "unendlich dankbar" für die vielen Jahre bei seinem Herzensverein, ließ Preetz in der Pressemitteilung zum Abschied verlauten: "Das waren sehr intensive Jahre mit allen Höhen und Tiefen, die ein Fußballverein zu bieten hat."

Labbadia hatte die Berliner im April 2020 übernommen und in einer schwierigen Lage zum Klassenerhalt geführt. In dieser Saison sollte er mit Hertha ans Tor zu Europa klopfen, stattdessen stecken die Berliner erneut im Abstiegskampf. Labbadias holte bei der Alten Dame im Schnitt nur 1,11 Punkte pro Spiel - viel zu wenig für die großen Ansprüche.

Moralische Unterstützung hatte Labbadia von Werder-Coach Florian Kohfeldt erhalten. Labbadia sei "ein Top-Trainer der Liga", sagte Kohfeldt nach dem Duell, "da hat auf keinen Fall eine leblose Mannschaft auf dem Platz gestanden." Auch Labbadia argumentierte, dass seine Spieler keineswegs gegen ihn gespielt hätten: "Ich kann der Mannschaft nicht absprechen, dass sie nicht will."

Aber es fehlt zurzeit das Glück und das Agieren als Team. Symbolisch dafür steht der fleißige, aber selten glücklich agierende Matheus Cunha. Der Brasilianer vergab zuerst kläglich einen Foulelfmeter (29.) und dann eigensinnig eine Riesenchance (67.).

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