Schalke-Sprinter Rabbi Matondo: Die königsblaue "Waffe" mit Ladehemmung

Von Robin Haack
Rabbi Matondo wartet noch auf seinen großen Durchbruch.
© imago images

Dank seines Tempos ist Rabbi Matondo ein wichtiges Puzzleteil im Kader von Schalke 04. Speziell vor dem Tor hapert es beim Waliser aber noch gewaltig.

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Sucht man bei YouTube nach Rabbi Matondo, schlägt das Videoportal sofort das Wort "Speed" als Ergänzung vor. Als "The Bullet" (deutsch: das Geschoss) wird er in einem der Highlight-Videos betitelt, auf denen tatsächlich recht schnell klar wird, dass dieser Waliser seinen Gegenspielern scheinbar kinderleicht davonläuft.

Wie schnell Matondo tatsächlich ist, musste selbst Superstar Leroy Sane feststellen, als dieser Nobody, der damals noch für die zweite Mannschaft von Manchester City spielte, seinen vereinsinternen Sprint-Rekord knackte. 2,62 Sekunden benötigte der damals 17-Jährige für die Strecke von 20 Metern. Auch als der deutsche Nationalspieler den Jüngling in der Folge zum Sprintduell herausforderte, blieb Matondo der Sieger.

Viel Zeit für eine Revanche gab es danach nicht, denn im Januar 2019 wechselte Matondo in die Bundesliga zu Schalke 04, wo man seitdem auf ähnliche Tempodribblings hofft wie Sane sie bis 2016 im Trikot der Königsblauen zeigte.

Sascha Riether über Rabbi Matondo: "Keine Freude, gegen ihn zu spielen"

"Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es gegen Rabbi im Eins-gegen-Eins verdammt schwer ist", lobt Schalkes Lizenzspielerkoordinator Sascha Riether im exklusiven Gespräch mit SPOX und Goal. Bevor er diese Position im Management übernahm, spielte er in der vergangenen Saison noch an der Seite des heute 19-Jährigen. "Gerade auf meine alten Tage war es keine Freude mehr, gegen ihn zu spielen. Er ist klein, sehr wendig und hat ein wahnsinniges Tempo."

Nach durchwachsenem ersten Halbjahr in Gelsenkirchen, in dem die Schalker im Abstiegskampf wenig Platz für Risikospieler wie Matondo hatten, zeigte der Waliser erst in der abgelaufenen Hinrunde, was in ihm steckt. Eine erste echte Duftmarke in Deutschlands höchster Spielklasse setzte er Ende September, als er beim 3:1-Sieg in Leipzig der kompletten RB-Abwehr entwischte und nach starkem Tempodribbling sein erstes Bundesligator erzielte.

"Dayot Upamecano ist schon enorm schnell, aber Rabbi ist ihm einfach davongelaufen", schwärmt Riether. "Einige Leipziger haben mir nach dem Spiel gesagt, dass sie Upamecano das erste Mal haben grätschen sehen, weil er Rabbi einfach nicht halten konnte. Sein Tempo ist eine absolute Waffe."

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© getty

Rabbi Matondo: Schalkes tragischer Held im Revierderby

Viele auf Schalke glaubten nach dem überraschenden 3:1-Sieg gegen den späteren Herbstmeister aus Sachsen, Matondo sei endlich im Ruhrgebiet angekommen. Doch wenig später zeigte sich, dass die königsblaue Waffe noch längst nicht immer nach Plan funktioniert.

Besonders im Revierderby gegen Borussia Dortmund hatte der Rechtsaußen mit Ladehemmung zu kämpfen. Statt als königsblaue Waffe in Erscheinung zu treten, machte sich Matondo eher einen Namen als Chancentod. Von Trainer David Wagner in der Startelf aufgeboten, stellte er die BVB-Verteidigung um Mats Hummels zwar immer wieder vor riesige Probleme und überzeugte mit seiner Schnelligkeit, vor dem Tor versagten ihm aber gleich dreimal die Nerven. Statt in Jubelstürme auszubrechen, fasste er sich immer wieder ungläubig an den Kopf - mit ihm die zahlreichen S04-Fans im Stadion.

"Man kann solche Abschlüsse nicht üben", nimmt der S04-Lizenzspielerkoordinator den Teenager in Schutz. "Es ist etwas komplett anderes, ob man im Training oder in der Arena vor 60.000 Fans allein auf den Torwart zuläuft. Doch er ist noch sehr jung und mit zunehmender Erfahrung kommt auch in diesen Situationen die Routine."

Rabbi Matondo als Spaßvogel in der Schalke-Kabine

Auch wegen Negativerlebnissen wie dem Chancenwucher im Revierderby fehlte es dem walisischen Nationalspieler zum Ende der Hinrunde an Selbstvertrauen. In den Folgewochen spielte er bei S04 eher eine Nebenrolle. Nur zweimal stand er in den folgenden acht Ligaspielen in der Anfangsformation, zweimal blieb er komplett ohne Einsatz. "Es ist ganz normal, dass man mit 19 Jahren noch nicht in jedem Spiel 90 Minuten auf dem Feld steht. Sein Ziel muss jetzt sein, konstanter zu werden", relativiert Riether.

Trotzdem verzweifelte der 19-Jährige keineswegs, sondern bot sich im Training immer wieder für Einsätze an. Dank regelmäßiger Deutschkurse und geringerer Sprachbarriere entwickelte sich Matondo in der Kabine sogar zum Spaßvogel, wie Riether aufgefallen ist. "Er ist ein richtig netter Kerl, sehr umgänglich und dankbar für jeden Tipp."

Um Matondo auch auf dem Rasen künftig häufiger lachen zu sehen, fehlt ihm aktuell nur noch das Glück im Abschluss. Gerade mit Blick auf die eher harmlose S04-Offensive (nur sieben Stürmertore in der BL-Hinrunde) könnte Königsblau die Treffer des Wirbelwinds gut gebrauchen. Spätestens dann würde er endgültig zu einem wichtigen Teil in Wagners Kaderpuzzle werden.

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Rabbi Matondo als Spieler mit "besonderen Fähigkeiten"

Trotz der mageren Ausbeute von einem Tor in einem Jahr Bundesliga ist man in Gelsenkirchen weiter überzeugt, dass die neun Millionen Euro, die man für Matondos Dienste an Manchester City überwiesen hat, gut investiert waren. So hält Riether den 1,75-Meter-Dribbler für einen "Spieler mit besonderen Fähigkeiten", der einen festen Platz in den langfristigen Planungen den Klubs einnimmt. Nicht umsonst habe man ihn mit einem langfristigen Vertrag ausgestattet, macht der Lizenzspielerkoordinator klar. Eine Leihe oder gar ein Abschied sind zudem aktuell "kein Thema".

Warum Königsblau gut daran tut, mit Matondo in die Rückrunde zu gehen, zeigte er auch in Ansätzen beim Testspielsieg gegen den HSV. Anders als zuletzt in der Bundesliga präsentierte er sich dort kaltschnäuzig im Abschluss. Nach geschickter Schussfinte traf er kurz vor Schluss zum 4:0-Endstand gegen die Hanseaten.

Auf Schalke hofft man, dass der Tempodribbler schon zum Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach (Freitag, 20.30 Uhr LIVE auf DAZN) an Momente wie diese anknüpft.

Gelingt es ihm, sich in der Rückrunde häufiger in die Torschützenliste einzutragen, zeigt YouTube seinen Nutzern beim Namen Rabbi Matondo möglicherweise schon bald nicht mehr "Speed", sondern "Goal" als Top-Vorschlag an.

Rabbi Matondo im Steckbrief

Geboren9. September 2000 in Liverpool
Größe1,75 Meter
Gewicht66 Kilogramm
Starker FußRechts
PositionSturm
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