25 Punkte sammelte Borussia Dortmund nach 15 Spieltagen - Platz sechs. Zumindest vor neun Jahren war das so. Heute steht der BVB ähnlich da wie zu den Anfängen Jürgen Klopps: 22 Punkte und Rang sieben. Hans-Joachim Watzke und Zorc hielten auch damals am Trainer fest. Klopp stand noch weitere 299 Partien lang als BVB-Coach an der Seitenlinie.
So oder so ähnlich sollte es auch mit Bosz laufen. "Dass über andere Trainernamen diskutiert wird, gehört zum Fußballgeschäft, damit müssen wir leben. Unser Wunsch ist, den Turnaround mit Peter Bosz zu schaffen", sagte Zorc in der vergangenen Woche.
Von diesem Wunschdenken müssen sich die BVB-Bosse nach der Niederlage gegen Werder Bremen verabschieden. Vor neun Jahren wäre in Dortmund mit dieser Punkteausbeute womöglich noch alles im grünen Bereich gewesen. Heute sind 22 von möglichen 45 Punkten deutlich zu wenig, weswegen die Liaison zwischen Bosz und BVB für gescheitert erklärt werden muss. Eine Trennung ist unumgänglich.
Schmelzer: "Eine absolute Frechheit, der Wahnsinn"
"Ich bin verantwortlich für das, was auf dem Platz passiert", sagte Bosz nach der 1:2-Pleite gegen Werder. Und diese Verantwortung muss er nun tragen. Der geforderte Turnaround ist schon jetzt gescheitert. Man kann gegen Bremen verlieren. Nur das Wie war erschreckend.
Dortmunds Leistung am Samstagnachmittag war "eine absolute Frechheit, der Wahnsinn", resümierte Kapitän Marcel Schmelzer. Die nackte Wahrheit - wieder mal. Schmelzer entschuldigte sich dafür, dass er seit Wochen dasselbe von sich geben müsse. Und genau das ist das Problem.
Seit 71 Tagen wartet der BVB auf einen Sieg in der Liga. Seit 71 Tagen reiht Dortmund eine schwache Leistung an die nächste - mit dem negativen Höhepunkt am 15. Spieltag. Gegen Werder brachten die Schwarz-Gelben 15 halbwegs ordentliche Minuten auf den Rasen. Den Rest des Spiels waren die Gäste die klar bessere Mannschaft, was nicht sehr schwierig war.
Sprachlosigkeit statt Turnaround-Stimmung
Dortmund ließ die Fußball-Welt erneut staunen. Staunen über die phlegmatische Zweikampfführung, mangelnde Bewegung, fehlende Präzision und lasche Körpersprache des eigentlichen Bayern-Jägers Nummer eins.
Nach 94 Minuten und einem gellenden Pfeifkonzert im Signal Iduna Park blieb das Team zusammen mit Bosz lange in der Kabine. Besprochen wurde offenbar nichts. "Wir werden erst morgen sprechen. Nach so einem Spiel glaube ich nicht, dass das der richtige Moment ist", sagte Bosz - wohl ahnend, dass er ohnehin nichts mehr bewirken wird. Sprachlosigkeit statt Turnaround-Stimmung.
Bosz experimentierte ohne Erfolg. Ohne echten Sechser, stattdessen mit Mo Dahoud und Shinji Kagawa im zentralen Mittelfeld war Dortmund kaum präsent. Der so kombinationsstarke BVB flüchtete sich ins Kick-and-Rush-Spiel.
Eine Entlassung Boszs ist alternativlos
Klar, die Spieler tragen eine Mitschuld an der Krise, aber wie Bosz selbst sagte: Er trägt die Entscheidungsgewalt. Die Entscheidung, sein Engagement beim BVB zu beenden, ist aufgrund der falschen Entscheidungen des Trainers alternativlos für Watzke und Zorc.
Alternativlos, weil gerade vor dem wichtigen Pokalspiel gegen Bayern München ein neuer Impuls her muss. Ansonsten driftet der BVB mit leerem Blick in Sphären ab, mit denen er sich zuletzt vor neun Jahren zufriedengab.
Den mittlerweile typischen Satz, man werde das in Ruhe analysieren und die Schlüsse daraus ziehen, dürften die BVB-Fans nicht mehr zu hören bekommen.