Erklärung zu Elfmeter und Rote Karte: Wann gilt die Doppelbestrafung im Fußball?

Von SPOX
Rote Karte und Elfmeter? Eine Entscheidung, die oft für Diskussionen sorgt.
© getty

Die Doppelbestrafung ist eine der kontroversesten Regeln im Fußball. Doch seit der Saison 2016/17 ist Schluss mit der Mehrfachbestrafung - zumindest theoretisch.

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Man hat es schon oft gesehen: Jemand foult seinen Gegenspieler im eigenen Strafraum, verursacht somit einen Elfmeter für den Kontrahenten und kassiert obendrein auch noch einen Platzverweis. Nicht selten wird der Strafstoß dann auch noch verwandelt.

Was ist die Doppelbestrafung?

Die Doppel- oder auch Dreifachbestrafung ist eine Kombination an Sanktionen im Fußball.

Dabei kann ein Foul im Strafraum, das als Notbremse definiert wird und eine klare Torchance verhindert, als Konsequenz nicht nur einen Elfmeter (1), sondern auch eine Rote Karte (2) und die damit anschließende Sperre (3) nach sich ziehen.

Notbremse: Wann gibt es Gelb, wann Rot, wann Elfmeter?

Bis Ende der Saison 2015/16 hieß die Antwort auf diese Frage: Eine Notbremse gibt immer Rot. Im Strafraum gibt es zudem Elfmeter.

Seit der Spielzeit 2016/17 gibt es allerdings eine Ausnahme: Bei einer Notbremse im eigenen Strafraum kann der Unparteiische unter Umständen statt der Roten nun auch die Gelbe Karte zeigen - einen Elfmeter gibt es jedoch trotzdem.

Bei welchen Fouls gibt es nur eine Gelbe Karte?

Eine Gelbe Karte ist in den folgenden Fällen anwendbar:

  • Wenn eine Notbremse im Strafraum stattfand (und damit automatisch ein Elfmeter verursacht wurde).
  • Wenn der foulende Spieler ganz klar versucht hat, fair an den Ball zu gelangen: Das bedeutet, dass auch bei "harmlosen" Fouls wie Handspiel oder Schubsen weiterhin die Rote Karte gezeigt wird, da das keinen Versuch darstellt, fair an den Ball zu kommen (wie bei Kolumbiens Sanchez).
  • Wenn keine andere auf dieses Foul anwendbare Regel die Rote Karte notwendigerweise fordert.

Was zählt als Notbremse: Definition

Das Wichtigste zuerst: Es zählt (entgegen der allgemeinen Meinung) nicht die Frage, ob der foulende Spieler der "letzte Mann" ist - also sich am nächsten zur Torlinie befindet.

Per Definition ist eine Notbremse das "Verhindern einer klaren Torchance durch einen Regelverstoß". Die Position des Balles und der Spieler sind dabei natürlich Anhaltspunkte, aber letztlich entscheidet der Schiedsrichter per Tatsachenentscheidung, ob im Moment des Regelverstoßes eine klare Torchance vorlag.

Was ist eine Tatsachenentscheidung?

Die Entscheidungsgewalt über Gelb oder Rot liegt beim Schiedsrichter, der per Tatsachenentscheidung richtet. Ausschlaggebend ist dabei die Frage, ob der foulende Spieler nach Auffassung des Referees überhaupt regelkonform an den Ball hätte kommen können. Falls nicht, ist ein Foul immer mit Rot und Elfmeter zu bestrafen.

"Tatsachenentscheidung" bedeutet hier, dass die Entscheidung des Unparteiischen im entsprechenden Moment unter subjektiven Gesichtspunkten getroffen wird - ab dem Moment der Entscheidung jedoch als Tatsache angesehen wird. Eine nachträgliche Änderung (z.B. nach dem Spiel) findet nicht statt.

Darf der Videoschiedsrichter bei Notbremsen eingreifen?

Der Video-Assistent kann nur eingreifen, wenn eine spielentscheidende Situation vom Chef-Schiedsrichter ganz klar falsch beurteilt worden ist.

Wenn eine Entscheidung strittig ist (und das ist bei Tatsachenentscheidungen in der Regel der Fall), mischt sich der VA nicht ein - selbst wenn die Entscheidung des Schiedsrichters tendenziell falsch ist. In der Praxis spielt der VA deswegen bei der Doppelbestrafung keine tragende Rolle.

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