Adler, Ballack & Co.: Zurück in die Spur

Von Daniel Börlein
Auch Michael Ballack nach einer durchwachsenen Saison wieder neu angreifen
© Getty

Michael Ballack, Rene Adler, Stefan Kießling, Manuel Friedrich und Arturo Vidal - sie alle haben klangvolle Namen, hatten zuletzt aber so ihre Probleme. Nun will das Quintett von Bayer Leverkusen an vergangene Tage anknüpfen. Doch gelingt das auch?

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Rene Adler: Bayers Keeper hat wohl die schwächste Bundesliga-Saison seiner Karriere hinter sich. In der Vergangenheit einer der herausragenden Torhüter der Liga, reihte sich Adler zuletzt eher im Mittelmaß ein. Dicke Patzer leistete er sich zwar wenige, Glanzparaden allerdings auch. Kurzum: Adler war zuletzt nur noch ein normaler Bundesliga-Keeper und keiner, der für seine Mannschaft mal ein Spiel im Alleingang gewann.

Auch Rudi Völler muss zugeben, dass Adler zuletzt schwächelte. "Für ihn ist es wichtig, zur Stärke und Sicherheit der vergangenen Jahre zurückzufinden", sagte Bayers Sportdirektor der "Bild". Dass ihm das gelingt, daran hat Völler keinerlei Zweifel.

Die hat auch Adler selbst nicht: "Fünf Jahre lang war ich der notenbeste Spieler bei Bayer. Und wenn man dann mal eine durchschnittliche Rückrunde hat, heißt es direkt: Der steckt in einer Krise." Krise oder nicht, festzuhalten bleibt: Adlers Entwicklung geriet zuletzt ins Stocken.

Das hat auch Bundestrainer Jogi Löw festgestellt. Längst ist Manuel Neuer die unumstrittene Nummer eins im DFB-Team, Adler kämpft gegen Bremens Tim Wiese nur noch um den Platz dahinter.

In Leverkusen ist Adler dagegen gesetzt. Seine Zukunft ist allerdings noch nicht geklärt. Im Sommer 2012 läuft der Vertrag des 26-Jährigen aus. Die Gespräche über eine Verlängerung wurden zunächst vertagt und blieben anschließend ergebnislos. "Ziel ist weiterhin, mit ihm über 2012 hinaus zu verlängern", sagt Völler. Doch will Adler das auch?

"Ich denke, dass ich so selbstbewusst sein kann, um zu behaupten, dass ich ins Ausland könnte. Wenn ich auf dem Transfermarkt wäre. Aber damit beschäftige ich mich nicht", sagte er zuletzt im "Express". Ein klares Bekenntnis pro Bayer hört sich allerdings auch anders an.

Manuel Friedrich: Immer wieder wurde in den letzten Jahren über Friedrich diskutiert, am Ende setzte sich der Innenverteidiger allerdings stets durch und stand in Leverkusens Stammelf. So auch in der Hinrunde der letzten Saison und zum Rückrundenstart gegen den BVB. Der ging allerdings mit 1:3 in die Hose - und Friedrich war fortan raus.

Zu allem Überfluss zog sich der ehemalige Mainzer im Frühjahr einen Bruch des Schulterblattes zu und fiel lange aus. Während der 31-Jährige verletzt pausieren musste, nutzten seine Konkurrenten die Chance, sich zu empfehlen. Und plötzlich war Friedrich in Leverkusens Innenverteidigung hinter Sami Hyypiä, Stefan Reinartz und Daniel Schwaab nur noch die Nummer vier.

Die Folge: Nach dem verpatzten BVB-Spiel stand Friedrich in der Rückrunde insgesamt gerade mal 17 Minuten auf dem Platz. Ärger machte der Ex-Nationalspieler deshalb aber nicht. "Wenn Jupp Heynckes der Meinung sein sollte, dass ich helfen kann, würde ich mich freuen." Mehr war von Friedrich nicht zu hören.

Heynckes hat sich nun zum FC Bayern verabschiedet, mit Robin Dutt ist ein neuer Trainer da. Wie der ehemalige Freiburg-Coach in der Abwehr plant, ist bislang noch nicht klar. Mit Ömer Toprak ist für Friedrich ein neuer Konkurrent hinzu gekommen. Allerdings hat mit Hyypiä ein anderer seine Karriere beendet. Dessen Rolle als erfahrener Backup hinter den jungen Wilden könnte nun Friedrich übernehmen.

Michael Ballack: Sein Aus in der Nationalmannschaft war zuletzt das Thema in Leverkusen. Eines allerdings, das Ballacks Teamkollegen schon sauer aufstieß. "Das Thema nervt nur noch", schimpfte Stefan Kießling. Immerhin sind die Fronten nun geklärt. Ballack weiß, woran er ist. "Er wird jetzt keine Energie mehr verlieren", sagt Dutt.

Die Leistungen für ein Comeback in der Nationalmannschaft lieferte Ballack in der abgelaufenen Saison ohnehin nur selten ab. Auch bei Bayer erwartet man mehr vom Ex-Nationalspieler. "Ich habe ihm direkt nach dem Spiel in Freiburg gesagt: 'Diese Leistung ist die Messlatte!' Das war der Ballack, den wir kannten und den wir brauchen. Deswegen haben wir den Michael geholt", sagte Völler.

An die Leistung beim Saisonabschluss muss Ballack nun also anknüpfen. Die Vorzeichen dafür stehen nicht schlecht. Nach langer Zeit ist er mal wieder beschwerdefrei und kann - solange das so bleibt - eine Vorbereitung komplett mitmachen.

"Er wird bei mir eine wichtige Rolle spielen. Wir müssen froh sein, einen so erfahrenen Spieler in unserem jungen Kader zu haben", sagt Dutt. Eine Stammplatzgarantie will ihm Bayers neuer Coach allerdings nicht ausstellen. "Auch beim FC Chelsea spielte er nicht jede Partie. Das sollte also kein Problem darstellen." Ob Ballack das genauso sieht?

Arturo Vidal: Keine Frage, der Chilene lieferte eine überragende Saison ab. Mit zehn Treffern war Vidal Leverkusens bester Torschütze und gleichzeitig mit zwölf Assists der beste Vorlagengeber. Auch dank ihm schaffte Bayer die direkte Qualifikation für die Champions League.

Das Problem aus Leverkusener Sicht: Vidals starke Leistungen haben Begehrlichkeiten geweckt, sowohl bei anderen Klubs als auch beim Mittelfeldspieler selbst. Der 24-Jährige kokettierte zuletzt offen mit einem Wechsel. Sein offensiv verkündeter Wunsch: "Ich will zum FC Bayern."

Dafür handelte sich Vidal von Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser einen Rüffel ein und die deutliche Ansage: "Arturo wird nicht innerhalb Deutschlands wechseln." Doch längst haben auch andere europäische Klubs (u.a. Napoli, Juve, Arsenal) ihre Fühler nach Vidal ausgestreckt.

Leverkusen steht nun vor der Entscheidung: Vidal, dessen Vertrag 2012 ausläuft, jetzt noch verkaufen und eine Ablöse kassieren, oder ihn nach der kommenden Spielzeit ablösefrei ziehen lassen. Dann womöglich sogar zu Ligakonkurrent Bayern München. Noch scheint alles möglich. Das Thema wird Bayer also noch eine Weile beschäftigen. Und damit auch Vidal selbst.

Stefan Kießling: Vor einem Jahr war der Angreifer mit seiner sportlichen Situation rundum zufrieden. Mit 21 Treffern hatte er nicht nur den Beweis erbracht, ein echter Torjäger zu sein, sondern auch den Sprung in den Kader für die WM in Südafrika geschafft.

Nun, ein Jahr später, spricht Kießling von einer "komischen Saison", wenn er auf die abgelaufene Spielzeit zurückblickt. Gehandicapt von Verletzungsproblemen kam er nie in einen richtigen Rhythmus und insgesamt nur auf 22 Bundesliga-Spiele. Den Status, in Leverkusens Sturm gesetzt zu sein, büßte der 27-Jährige in der letzten Saison ein.

Mit sieben Treffern war Kießling allerdings trotzdem nach Vidal Bayers torgefährlichster Akteur. Genug ist ihm das jedoch längst nicht. "Ich will mich im Vergleich zur vergangenen Saison verbessern", erklärt er.

Heißt auch: Kießling will wieder die Nummer eins in Bayers Sturm werden. Weil Dutt ein System mit nur einem Angreifer bevorzugt, wird das allerdings nicht leicht, schließlich ist die Konkurrenz mit Eren Derdiyok und Neuzugang Andre Schürrle (der freilich auch im Mittelfeld spielen kann) durchaus namhaft.

Bayer Leverkusen: Der Kader im Überblick