Schock für Simon Rolfes, Bayer Leverkusen und die deutsche Nationalmannschaft: Dem Mittelfeldspieler von Spitzenreiter Leverkusen droht nach einer erneuten Knie-Operation das WM-Aus. "Das Ergebnis der Kernspintomografie war leider nicht sehr gut, sodass eine erneute OP nötig wurde", sagte Oliver Bierhoff am Dienstag in Stuttgart, wo die DFB-Auswahl zu Wochenbeginn unter anderem einen Fitnesstest absolvierte.
Der Nationalmannschaftsmanager hofft allerdings, dass der Mittelfeldspieler, dem wegen eines Knorpelschadens am rechten Knie eine monatelange Pause droht, rechtzeitig bis zum Start der WM-Vorbereitung Mitte Mai wieder fit wird. "Man sollte ihn nicht verfrüht abschreiben und ihm die Daumen drücken, dass er bald wieder spielen kann", sagte Bierhoff.
Der frühere DFB-Kapitän berichtete, dass die Nachricht über die erneute Verletzung des Mittelfeldspielers, der für die erste WM auf afrikanischem Boden (11. Juni bis 11. Juli) gesetzt war, für große Betroffenheit bei Bundestrainer Joachim Löw und innerhalb der Mannschaft gesorgt habe.
"Das ist ein großer Schock"
Dasselbe gilt für Leverkusen. "Das ist ein großer Schock für uns und tut richtig weh, vor allem aber Simon, der sich sehr auf die WM gefreut hatte", sagte Leverkusens Sport-Direktor Rudi Völler. Der ehemalige DFB-Teamchef erklärte weiter: "Wir müssen ihn nun aufbauen und werden ihn so gut es geht unterstützen. Er muss positiv denken."
Rolfes musste bereits am Montagnachmittag das DFB-Quartier verlassen, nachdem er die vergangenen Tage erneut heftige Schmerzen verspürt hatte und deshalb auch nicht an den ersten Übungen des Fitnesstest teilnehmen konnte. Nach dem negativen Ergebnis der Kernspin-Untersuchung verließ der 21-malige Nationalspieler umgehend das DFB-Quartier und wurde nach Augsburg gefahren, wo er am Dienstagmorgen wegen eines Knorpelschadens vom Kniespezialisten Dr. Ulrich Boenisch operiert wurde. Nach Angaben von Bayer Leverkusen wird Rolfes mindestens einige Wochen fehlen.
Auch Löw und Co. geschockt
"Das ist auch für uns ein Rückschlag, aber wir müssen erstmal abwarten, wie lange er wirklich ausfällt", sagte Hansi Flick, der Assistent von Joachim Löw. Der Bundestrainer hatte noch zu Beginn des Kurzlehrgangs in der Schwaben-Metropole eine längere Unterredung mit Rolfes, der erst zu Beginn der Rückrunde nach fast drei Monaten Pause sein Comeback gegeben hatte.
Dabei ging es um die Perspektiven des Bayer-Kapitäns bei seinem Klub unter Trainer Jupp Heynckes, der den 28-Jährigen jeweils gegen Mainz und Hoffenheim eingewechselt hatte. "Ich will ihn behutsam wieder an die Mannschaft heranführen", hatte Heynckes kurz vor der neuerlichen Verletzung von Rolfes noch erklärt.
Der frühere Aachener spielte in den Planungen von Löw eine große Rolle. Der Bayer-Star war der erste Anwärter auf die Rolle neben Kapitän Michael Ballack im defensiven Mittelfeld. Das Knie könnte Rolfes nun aber einen Strich durch die Rechnung machen. Sowohl im Juni als auch im Oktober des vergangenen Jahres musste er sich Eingriffen an seinem Knie unterziehen lassen. Nach der arthroskopischen Gelenkspülung im Oktober waren zunächst lediglich zehn Tage Pause angedacht gewesen, aus denen dann fast drei Monate wurden.
Thema Frings noch nicht abgehakt?
Dass nach dem Ausfall von Rolfes das Thema Torsten Frings wieder auf die Tagesordnung kommt, scheint nicht ausgeschlossen. "Frings ist ein verdienter Nationalspieler, alles andere wird man sehen", sagte Bierhoff vielsagend, fügte aber hinzu: "Jogi Löw hat dazu alles gesagt." In der vergangenen Woche hatte Löw den Bremer Kapitän in einem persönlichen Gespräch darüber informiert, dass er in seinen Planungen keine Rolle mehr spiele.
"Es ist eine grundsätzliche Entscheidung. Es ist so, dass ich nicht mehr mit Torsten plane. Einige Spieler stehen vor ihm auf seiner Position als Sechser im Mittelfeld. Spieler wie Khedira, Rolfes, Gentner, Hitzlsperger und auch Schweinsteiger", sagte der Bundestrainer.
Da aber auch Hitzlsperger bei seinem Klub VfB Stuttgart derzeit keinen Stammplatz hat, könnte Löw bei der Besetzung der Sechser-Position in Schwierigkeiten geraten. Am Dienstagmorgen hatte der 49-Jährige ein ausführliches Gespräch mit Hitzlsperger. "Ich habe ihm gesagt, dass er regelmäßig spielen muss, wenn er mit zur WM will. Alles andere wird man sehen", sagte Löw.