Fritz Walter zum 100. Geburtstag: "Er war ein Hero"

SID
Fritz Walter wäre am Samstag 100 Jahre alt geworden.
© imago images / Sämmer

Das große deutsche Fußball-Idol Fritz Walter wäre am Samstag 100 Jahre alt geworden. Der "Held von Bern" ist nach wie vor unvergessen.

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Beim Blick auf die Wettervorhersage für den Samstag hätte Fritz Walter wohl geschmunzelt. Schließlich soll es an seinem 100. Geburtstag zumindest in Teilen der Pfalz regnen. Wie passend für jemanden, nach dem dieses Wetter benannt wurde - und der trotz seines Todes vor rund 18 Jahren immer noch als das große Idol von Generationen verehrt wird.

Walter genießt nach wie vor Heldenstatus im deutschen Fußball, gilt bei Historikern als ein Gründungsvater der Bundesrepublik, steht wie kaum ein anderer Sportler für unveräußerliche Werte und ist der einzige Ehrenbürger des Landes Rheinland-Pfalz. Nur den Kindern in seiner Heimat wird im Gegensatz zu früher nicht mehr beigebracht, dass der Weltmeister-Kapitän von 1954 den 1. FC Kaiserslautern erfunden hat.

Und obwohl die Corona-Pandemie dafür sorgt, dass die Feierlichkeiten rund um den Jubeltag sehr viel kleiner als ursprünglich geplant ausfallen, verneigt sich die Prominenz aus allen gesellschaftlichen Bereichen in diesen Tagen ehrfurchtsvoll vor dem zu Lebzeiten stets bescheiden gebliebenen Jahrhundert-Sportler. Bei den Präsentationen von neuen Büchern oder Filmen über die Fußball-Legende stehen bekannte Wegbegleiter und Verehrer Schlange, um Grußworte loszuwerden.

So würdigte Fritz Keller seinen Patenonkel auf ganz besondere Art und Weise. "Er war ein Hero - aber ein bescheidener Hero", sagte der DFB-Präsident in einem eigens produzierten Film des Verbandes: "Ihn als Patenonkel zu haben, war das größte Geschenk, dass man mir zur Geburt machen konnte. Sein Erbe müssen wir pflegen."

Fritz Walter erhält Sonderbriefmarke

Bei der jüngsten Vorstellung der Sonderbriefmarke ehrte Keller den großen Fritz sogar als eine der "wichtigsten Persönlichkeiten des Lebens und der Menschheit" - denn nur an solche würde durch Sondermarken erinnert. Der 88 Jahre alte Horst Eckel, der einzig noch lebende Weltmeister von 1954 und Walter-Ziehsohn, nickte zustimmend bei den Ausführungen Kellers im Festsaal der Mainzer Staatskanzlei.

Neben Keller und Eckel waren unter anderem Finanzminister Olaf Scholz, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Hans-Peter Briegel gekommen, um Walter zu würdigen. Miroslav Klose ließ sich virtuell zuschalten. Uwe Seeler war wie so oft in Gedanken bei seinem großen Vorbild, das als Anführer der Nationalmannschaft vor 66 Jahren das "Wunder von Bern" vollbracht hat.

Jenes legendäre 3:2 der Mannschaft von Bundestrainer Sepp Herberger nach einem 0:2-Rückstand im WM-Finale am 4. Juli im Wankdorfstadion gegen die als unschlagbar geltenden Ungarn setzte der Karriere Walters, der mit den Roten Teufeln zuvor zweimal deutscher Meister geworden war (1951 und 1953), im fortgeschrittenen Fußballer-Alter von 33 Jahren die Krone auf.

Die berühmte Radio-Reportage von Herbert Zimmermann und die bewegenden TV-Bilder in Schwarz-Weiß sorgten dafür, dass sich der nicht für möglich gehaltene Triumph neun Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs in die Erinnerung der Deutschen in ähnlicher Weise eingebrannt hat wie die Ansprache von US-Präsident John F. Kennedy in Berlin oder die erste Mondlandung.

Fritz Walter blieb Kaiserslautern immer treu

Nach der Überreichung der WM-Trophäe, bei der Walter sich demütig verneigte, stand dem Pfälzer die Welt offen. Doch die lukrativen Angebote von Topklubs aus ganz Europa nahm er nicht an. Walter blieb seinem FCK, für den er von 1928 bis 1959 auflief und in 384 Spielen insgesamt 327 Tore erzielte, immer treu.

Für heutige Zeiten kaum vorstellbar war dem Spielmacher, dem neben Eckel auch sein Bruder Ottmar, Werner Kohlmeyer und Werber Liebrich als FCK-Spieler im WM-Finale zur Seite standen, die Heimatverbundenheit wichtiger als das große Geld.

Diese Haltung machte Walter, der 1940 in die Wehrmacht eingezogen wurde und der seine besten Jahre als Fußballer an den Krieg verlor, in seiner Heimat zum Mythos. Durch die Umbenennung der Arena auf dem Betzenberg zum Fritz-Walter-Stadion setzte der mittlerweile tief gefallene FCK seiner Ikone schon vor 35 Jahren ein Denkmal. Völlig zu Recht.