"Handschuhpapst" Christoph Nowak im Interview: "Nübel könnte der Neuer-Nachfolger bei Bayern werden"

Von Berken Menges
SPOX-Redakteur Berken Menges traf sich mit "Handschuhpapst" Christoph Nowak.
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Auf Ihrem Instagram-Account gibt es ein Bild mit Buffon. Wie haben Sie ihn kennengelernt?

Nowak: Der Kontakt zu Buffon kam 2017 zustande. Damals hatte Juventus ein Champions-League-Spiel in München. Am Dienstag war das Spiel und am Montagabend habe ich einem Freund geschrieben: 'Lass uns ins Hotel fahren, ich brauche ein Foto mit ihm'. (lacht) Dann sind wir ins Mannschaftshotel. Natürlich kann man nicht einfach so hinfahren, aber ich habe da ja Erfahrung. Ich hatte Riesen- Torwarthandschuhe mit meinem Namen und dem Logo meines Vereins SSV Dillingen für ihn als Geschenk dabei, einen halben Meter groß. Solche hat früher beispielsweise schon Jean-Marie Pfaff in Prominenten-Spielen getragen. Buffon kam dann glücklicherweise etwas später vom Training, weil er noch auf der offiziellen Pressekonferenz war. Wir haben ein gemeinsames Foto geschossen und ich hatte die Möglichkeit, ihm die Handschuhe zu geben. Die sind auch irgendwann bei Juventus in der Kabine aufgetaucht, der Ersatztorwart hat sogar ein Foto damit gepostet. Ein halbes Jahr später bekam ich dann eine Einladung eines Ausrüsters, bei dem einige Torwart-Spezialhändler die Möglichkeit bekamen, Buffon in Turin zu treffen. Die Chance habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen. Er ist wirklich faszinierend, weil er eben total normal geblieben ist. Er meinte dann auch: 'Hey, ich kenn dich. Hilf mir mal.' Dann konnte er sich sofort erinnern.

Nowak: "Er war tatsächlich noch in der Kabine und schien sogar etwas angetrunken"

Neben Juventus-Legende Buffon hatten Sie die Möglichkeit, in Ihren frühen Sammlerjahren den schwedischen Rekord-Nationaltorhüter Thomas Ravelli zu treffen. Erzählen Sie.

Nowak: Ende der 90er Jahre hatte Thomas Ravelli ein Champions-League-Spiel in München. Der Schwede war lange Zeit der Rekordnationalspieler überhaupt. Ich, damals noch als Handschuhsammler unterwegs, dachte mir: 'Du brauchst unbedingt seine Torwarthandschuhe.' Ich habe im Mannschaftshotel angerufen und mich mit ihm verbinden lassen. Das hat echt funktioniert. Er sprach auch Deutsch, da seine Mutter aus Österreich kommt. Dann habe ich ihm erklärt, dass ich Handschuhe sammle und gerne welche von ihm hätte. Er meinte: 'Klar, kein Problem. Komm nach dem Spiel zum Bus im Olympiastadion, dann bekommst welche.' Nachdem das Spiel vorbei war, schmuggelte ich mich zum Bus. Es wurde immer später, 23 Uhr, dann war schon Mitternacht. Der Teambus war mittlerweile weggefahren - und kein Ravelli war eingestiegen. Das Olympiastadion war dunkel, keine Ordner mehr da - niemand. Ich habe Ravelli einfach nicht gesehen. 'Das gibt's doch nicht. Der kann doch nicht einfach gegangen sein', dachte ich mir. Dann bin ich nach Mitternacht durch die Katakomben zu den Kabinen runtergelaufen. Er war tatsächlich noch in der Kabine und schien sogar etwas angetrunken, weil er eine Dopingprobe hatte. (lacht) Dann hat er mir tatsächlich da unten seine Handschuhe gegeben. Erst kürzlich habe ich wieder Kontakt zu ihm gehabt.

Wie früh haben Sie mit dem Torhüter-Scouting begonnen? Haben Sie schon das nächste Torwarttalent im Visier?

Nowak: Ich nehme immer von den ganzen Jugendgeschichten eher Abstand, weil ich hierfür jeden Tag Anfragen von irgendwelchen, meist wenig seriösen Beratern bekomme. In der Junioren-Bundesliga könnte ich gefühlt alle ausrüsten, aber man kann nicht nur Handschuhe verschenken, man muss ja auch von etwas leben. Ich habe ein irgendwie Händchen dafür, natürlich manchmal auch etwas Glück sowie ein hervorragendes Netzwerk. Wir schauen uns die Jungs selbst an und schauen auch, ob es charakterlich zueinander passt. Alexander Nübel macht es klasse. Bei ihm könnte ich mir vielleicht sogar vorstellen, dass er irgendwann der Neuer-Nachfolger bei Bayern München wird. Lennart Grill von Kaiserslautern, U-20-Nationaltorhüter, ist auch mit seinem jungen Alter die Nummer eins bei einem renommierten Drittligisten. Von wem ich persönlich auch ganz viel halte, ist Christian Früchtl von den Bayern. Wir haben auch menschlich einen ganz guten Draht zueinander.

Sie denken schon an einen Neuer-Nachfolger. Viele Fans fordern bereits Marc-Andre ter Stegen als neue Nummer 1 im DFB-Tor. Wie sehen Sie die Torhüterfrage?

Nowak: Ich kenne Manuel Neuer und ich denke, wir schätzen uns auch gegenseitig, obwohl ich immer ein Kritiker von Teilen seiner Spielweise war, weil er sehr große Risiken eingeht. In einem K.o.-Spiel gegen Algerien nach acht Minuten an der Außenlinie in eine Todesgrätsche zu gehen, kann auch mal Rot bedeuten. Oder die Aktion im Finale gegen Gonzalo Higuain - beim Stand von 0:0. Da darf sich keiner beschweren, wenn es Elfmeter gibt. Andererseits finde ich es Wahnsinn, wie heute sogenannte Experten, die irgendwo in der Kreisliga B Torwarttrainer spielen, behaupten, dass ter Stegen der Bessere sei. Ich kann das nicht verstehen. Wie jemand, den man vor zwei oder drei Jahren noch zum Weltuniversums-Torhüter aller Zeiten überhaupt hochgelobt hat, jetzt plötzlich so fallen gelassen wird, ist für mich eine Respektlosigkeit. Er war sicherlich kein Übermensch im Tor, aber er ist definitiv jetzt nicht so schlecht, wie man ihn plötzlich macht. Er steht zurecht, nach wie vor, als Nummer eins im deutschen Tor. Man kann den Bundestrainer kritisieren, aber dass er in eher schwierigen Zeiten so loyal zu einem Spieler steht, der alles dafür gegeben hat, die WM 2018 nach seiner langen Verletzungspause noch zu spielen, ist in diesem Geschäft nicht alltäglich.

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