Hamilton siegt nach Rosberg-Drama

Nico Rosberg hatte beim Nachtrennen in Singapur Elektronikprobleme, die ihn das Rennen kosteten
© getty

Lewis Hamilton hat beim Singapur-GP seinen siebten Sieg in der Formel-1-Saison 2014 eingefahren. Der Engländer profitierte vom technisch bedingten Ausfall seines Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg und übernahm gleichzeitig die Führung in der Fahrer-WM. Sebastian Vettel holte mit Platz zwei sein bestes Saisonresultat vor Red-Bull-Partner Daniel Ricciardo.

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Vierter wurde Fernando Alonso im Ferrari vor Felipe Massa und Jean-Eric Vergne im Toro Rosso. Der Franzose legte zusammen mit dem siebtplatzierten Sergio Perez in den Schlussrunden eine sehenswerte Aufholjagd hin.

Die Top Ten komplettierten Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari, Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen, der von einem Problem bei Valtteri Bottas profitierte. Adrian Sutil stellte seinen Sauber wie Landsmann Rosberg vorzeitig in der Garage ab.

Das Resultat des Rennens in der Übersicht

Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Letzte Nacht habe ich davon geträumt. Man glaubt ja nicht, dass es dann auch tatsächlich passiert. Dieses Jahr ist einfach unglaublich! Dieses Gefühl, das ich während des Rennens hatte... Ich könnte das nicht ohne meine Jungs machen. Ich wollte endlich ohne Probleme durchs Wochenende kommen und hier ist es gelungen."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Das Safety Car kam im dümmsten Moment überhaupt für uns. Dass es sich noch so ausgeht, hätten wir nicht gedacht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Reifen noch bis zum Schluss durchhalten. Das war wirklich knapp, weil ich die ältesten hatte. Dass Überholen hier nicht so einfach ist, war unser Glück."

Daniel Ricciardo (Red Bull): "Ich muss mir den Start nochmal anschauen. Fernando kam von der Strecke ab. Ich wusste, dass er Seb den Platz zurückgibt, mir hat er ihn nicht gegeben. Ich habe mich darauf konzentriert, mich einzuordnen. Aufs Podium zu kommen ist ja kein schlechtes Ergebnis."

Fernando Alonso (Ferrari): "Ich habe bis zur letzten Runde gekämpft, war so nah an den Führenden. Das hat bestätigt: Es war das beste Wochenende bisher. In zwei Wochen geht's weiter!"

Nico Rosberg (Mercedes): "Im Rennen ging nichts, ich konnte keine Schalter umlegen. Sowas ist oft vermeidbar. Das ist echt ein doofes Gefühl, das eine Kleinigkeit das ganze Rennen zerstört. Das passiert uns zu oft."

Valtteri Bottas (Williams): "Wir haben versucht, mit drei Stopps aggressive zu sein, aber das Safety Car hat das ruiniert. Für zwei Stopps war das Rennen etwas zu lang. Wir müssen uns anschauen, ob wir das nicht besser machen konnten."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Start: Drama bei Mercedes! Rosberg kommt erst spät aus der Box, nachdem er wegen Elektronikproblemen das Lenkrad zweimal tauschen musste. Auch beim Start in die Aufwärmrunde fuktioniert nichts, Rosberg wird aus der Box starten müssen. Derweil stellt Kobayashi den Caterham schon komplett ab.

RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker

Start: Hamilton bleibt vorne und Alonso überholt die beiden Red Bull, nimmt dafür nach einem Verbremser aber die Auslaufzone. Vettel gewinnt den Infight gegen Ricciardo und wird vom Spanier vorbeigelassen, der aber vor Ricciardo bleibt. Die Stewards bestrafen ihn nicht.

Runde 1: Rosberg fährt zumindest. Aber das Einzige was auf seinem Lenkrad korrekt funktioniert, ist die Ganganzeige. Das wird eine anspruchsvolle Aufgabe für Rosberg, unter diesen widrigen Umständen ein paar Punkte zu retten: Er braucht bis zur sechsten Runde, um den letzten Platz an Chilton abzutreten.

Runde 6: Hamilton und Vettel sind die schnellsten Piloten auf der Strecke. Der Brite nimmt dem Deutschen jetzt aber die schnellste Rennrunde ab und vergrößert seinen Vorsprung auf über zwei Sekunden.

Runde 8: Sutil kommt als Erster in die Box, eine Runde später folgt Hülkenberg.

Runde 14: Vettel, Alonso und Ricciardo kommen in derselben Runde rein. Vettel wird rechtzeitig abgefertigt, da hat Red Bull getrickst. Einen Umlauf später kommt auch der Führende Hamilton und bleibt vor Button und Magnussen, die noch nicht gestoppt haben.

Runde 16: Jetzt will Mercedes die Rosberg-Probleme in den Griff bekommen und holt den WM-Führenden an die Box. Wie nicht anders zu erwarten war, endet der Stopp mit einem abgestorbenen Motor, das Lenkrad wird getauscht, ein Gang will sich aber nicht einlegen lassen. Rosberg wedelt mit den Händen, das war's für den WM-Führenden!

Runde 19: Gutierrez kommt eine Runde nach seinem Reifenwechsel wieder in die Box und stellt den Sauber ab. Chilton muss wegen eines Plattfußes ebenfalls nochmal rein.

Runde 21: Vettel bekommt die Ansage, jetzt wieder Gas zu geben und die Reifenschonungs- und Benzinsparmaßnahmen zu vergessen. Er ist acht Sekunden hinter Hamilton und nur ganz knapp vor Alonso.

Runde 25: Undercut von Ferrari! Alonso kommt eine Runde vor Vettel an die Box. Bei beiden läuft alles glatt, der Ferrari ist mit den neuen Reifen aber schneller, der Spanier kommt am Deutschen vorbei! Beide fahren jetzt unterschiedliche Reifen, weil Vettel schon die härtere Mischung bekommen hat.

Runde 27: Hamilton kommt zum zweiten Stopp und gibt die Führung kurz an Ricciardo ab, der in der nächsten Runde aber auch rein kommt und hinter Alonso und Vettel Vierter bleibt.

Runde 30: Perez will sich nach seinem Stopp außen an Sutil vorbeibremsen, kommt aber nicht ganz daneben. Sutil macht die Tür zu und fährt Perez den Frontflügel ab. Carbon-Splitter fliegen über die Fahrbahn, das Safety-Car muss raus! Der Deutsche bekommt zudem eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er einen Marussia außerhalb der Streckenbegrenzung überholt hat.

Runde 31: Alonso und Räikkönen nutzen als einzige Fahrer aus der Spitzengruppe die Gelegenheit für ihren dritten Boxenstopp. Alonso ist Vierter, Räikkönen Achter.

Runde 38: Restart! Hamilton fliegt auf superweichen Reifen sofort davon. Das einzige Überholmanöver zeigt Sutil. Er ist jetzt auf Rang 13.

Runde 44: Hülkenberg schnappt sich Maldonado für Platz elf. Die Punkte für Force India sind in Sichtweite. Vettel hat sich unterdessen etwas vom Teamkollegen abgesetzt, der Ferrari von Alonso kann nicht zum Überholen ansetzen. Hamiltons Vorsprung liegt bei 15 Sekunden.

Runde 53: Hamilton kommt in die Box! Die Reifen waren komplett hinüber, der Engländer fürchtete schon, dass sie platzen. Vettel übernimmt die Führung, hat aber uralte Reifen. Eine Runde dauert es, dann ist Hamilton wieder vorbei.

Runde 58: Vergne bekommt fünf Sekunden extra. Er muss die Stopp-und-Go nicht absitzen, aber bei den knappen Rückständen kann ihn das in der Endabrechnung aus den Punkten werfen.

Runde 60: Chaos in der letzten Runde! Vergne und Perez überholen mit neuen Reifen nach Belieben. Hülkenberg, Bottas und Räikkönen scheinen zu stehen. Beim Finnen platzt der überanspruchte Hinterreifen.

Ziel: Hamilton geht vom Gas, damit werden nur 60 Runden gefahren. Er siegt beim asiatischen Nachtrennen und übernimmt die WM-Führung mit drei Punkten Vorsprung. Vettel verteidigt Platz zwei vor Ricciardo und Alonso. Massa wird Fünfter vor Vergne, der sieben Sekunden vor Perez über die Line kommt und den Platz damit behält.

Mann des Rennens: Red Bull. Die Taktik ist aufgegangen! Zwar verlor Vettel beim ersten Stopp Platz zwei an Alonso, die Truppe aus Milton Keynes schickte ihre Piloten aber beim zweiten direkt auf die härteren Reifen, während Alonso und Räikkönen nochmal die Supersofts bekamen. Aufgrund der extrem hohen Safety-Car-Wahrscheinlichkeit war das genau richtig. So konnte sich das Weltmeisterteam aussuchen, ob sie durchfahren, während Ferrari noch einen weiteren Stopp einlegen musste. Der Lohn waren zwei Plätze auf dem Podium.

Flop des Rennens: Williams. Zu viel Risiko! Bottas und Massa waren bei den Boxenstopps immer die ersten, trotzdem sollten die beiden Piloten nach der Safety-Car-Phase durchfahren. Für den Finnen, der zusätzlich noch technische Probleme mit der Servolenkung hatte, war das die falsche Taktik. Er konnte die Reifen nicht ausreichend konservieren und verlor in der letzten Runde nicht nur Platz sechs. Er kam nur als Elfter über die Linie, während Vergne und Perez bewiesen, wie man es besser macht: Sie holten neue Slicks, als das Pacecar wieder in der Box stand und fuhren noch Platz sechs und sieben heraus.

Das fiel auf:

  • Hamilton hatte nach dem frühen Defekt bei seinem Teamkollegen keine Probleme, den Sieg einzufahren. Der Mercedes war wie prognostiziert im Rennen überlegen, der Brite konnte früh in den Schongang schalten.
  • Erst nach der Safety-Car-Phase musste der Engländer wieder Gas geben, um genug Polster für einen zusätzlichen Stopp herauszufahren - er hatte die härteren Reifen noch nicht im Einsatz. Hamilton setzte es perfekt um: 3,5 Sekunden war er pro Runde schneller als seine Verfolger.
  • Red Bull erkannte den eigenen Performance-Nachteil schnell und schickte Vettel auf eine Sparstrategie, ein Undercut gegen Hamilton war nicht möglich. Allerdings hatte Red Bull dabei offenbar Ferrari nicht auf dem Schirm. Alonso kam spielend an Vettel vorbei, der den früheren Stopp nicht coverte.
  • Nach der Safety-Car-Phase gab es für die meisten Fahrer zwei Strategie-Optionen: Reifen sparen und durchfahren oder ein zusätzlicher Stopp und Vollgas. Williams, Ferrari und Red Bull entschieden sich fürs Durchfahren, auch wenn Vettel damit nicht wirklich glücklich war. Warum, zeigte Bottas mit dem Reifenschaden in der letzten Runde.
  • Dass die Variante mit einem zusätzlichen Stopp wohl die bessere war, belegten Vergne und Perez mit ihren furiosen Ritten durchs Feld. Nach ihren Stopps waren sie fast ganz am Ende des Feldes, auf den supersoften Slicks hatten sie aber keine Probleme gegen die zurückhaltend fahrenden Konkurrenten. So holten die beiden zusammen 18 Punkte.

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

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