Hamilton gewinnt irres Mercedes-Duell

Nico Rosberg hatte mehrmal die Nase vorn, musste sich aber Lewis Hamilton geschlagen geben
© getty

Lewis Hamilton hat in Bahrain das 900. Rennen der Formel-1-Geschichte gewonnen. In einem packenden Zweikampf mit Teamkollege Nico Rosberg verwandelte der Engländer seinen zweiten Startplatz in seinen 24. GP-Sieg. Rosberg komplettierte in seinem 150. Grand Prix als Zweiter den zweiten Doppelsieg von Mercedes in der Saison 2014 vor Sergio Perez, der das zweitbeste Ergebnis der Force-India-Geschichte einfuhr.

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Sebastian Vettel konnte in seinem Red Bull abermals das Tempo der Mercedes getriebenen Autos kaum mitgehen und fuhr von Startplatz zehn immerhin durch Vorteile beim Reifenmanagement auf Rang vier. Nach einer Safety-Car-Phase, die Pastor Maldonado mit einem Unfall ausgelöst hatte, zog Teamkollege Daniel Ricciardo in der Schlussphase des Rennens noch an ihm vorbei.

Das gesamte Sakhir-Ergebnis in der Übersicht

Der Australier Ricciardo überholte zusätzlich auch noch Nico Hülkenberg im zweiten Force India und sicherte sich Platz vier vor dem Deutschen.

Dahinter reihten sich die Williams-Piloten Felipe Massa (7.) und Valtteri Bottas (8.) ein. Vizeweltmeister Fernando Alonso (9.) kam vor Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen (10.) ins Ziel.

Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Ich stehe erstmals in Bahrain auf dem Podium. Wunderbar! Es war unheimlich aufregend. Nico ist wirklich sehr, sehr gut gefahren. Es war schwierig, ihn bis zum Ende hinter mir zu halten. Er war sauschnell auf den weicheren Reifen. Das war ein tolles Rennen. Ich war richtig erleichtert, als ich über die Ziellinie gekommen bin."

Nico Rosberg (Mercedes): "Es gefällt mir nicht, als Zweiter hinter Lewis ins Ziel zu kommen. Aber ganz eindeutig: Das war das aufregendste Rennen meiner Karriere. Heute war das eine großartige Show von allen Teams. Ich freue mich auf den nächsten Sieg!"

Sergio Perez (Force India): "Es ist lange her, seitdem ich das letzte Mal auf dem Podium stand. Das ist ein sehr, sehr besonderes Podium für mich. Es war erst mein drittes Rennen für das Team. Das ist unglaublich. Die Strategie war sehr knapp ausgelegt. Wir mussten sie ändern, als das Safety Car kam. Eigentlich wollten wir nur zwei Stopps machen. Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Viel mehr war heute nicht drin. Gerade zum Schluss dachte ich, dass ich mit den weichen Reifen noch nach vorn komme. Dem war aber nicht so. Ich weiß auch nicht, wir waren irgendwie auf der Geraden zu langsam - nicht nur im Vergleich zu Mercedes, sondern auch im Vergleich zum Daniel."

Schlüsselszenen des Rennens:

Vor dem Start: Flutlichtpremiere in Sakhir vor den Toren Manamas. Rosberg hat wie im Vorjahr die Pole Position erobert, damals lief am Sonntag so ziemlich alles schief und er wurde nur Neunter. Hamilton kommt als Zweiter kaum zur Einführungsrunde weg, Bottas und Perez teilen sich Reihe zwei. Alonso startet als Zehnter vor Vettel und Hülkenberg. Ricciardo ist nach einer Strafversetzung nur 13. Der Weltmeister und Sutil starten als einzige auf den zwei Sekunden langsameren Medium-Slicks.

Re-LIVE: Der Grand-Prix-Ticker zum Nachlesen

Start: Hamilton geht an Rosberg vorbei, der in Turn 1 fair Platz lässt! Der Konter des Deutschen in Kurve 4 geht ins Leere, weil Hamilton ihn beim Beschleunigen leicht abdrängt. Massa zieht von P7 mit einem Blitzsstart an Perez und Bottas vorbei und ist Dritter. Hinten hält Vettel Platz zehn, Alonso und Hülkenberg stürmen auf Platz sieben und acht vor.

Runde 5: Drittes Rennen der Saison und zum dritten Mal gibt's das Duell Hülkenberg gegen Alonso. Heute hat der Emmericher in der Anfangsphase die Nase vorn und holt sich Rang 7 vom Spanier.

Runde 6: Rosberg bekommt von seiner Box mitgeteilt, dass er mehr Benzin spart als der Teamkollege.

Runde 9: Ricciardo will an Magnussen vorbei, bremst aber zu spät und muss in der ersten Kurve in die Auslaufzone. Er hält Platz 11 gerade noch vor Kvyat.

Runde 12: Perez kämpft sich an Massa vorbei. Dritter!

Runde 16: Vettel bekommt von seiner Box die Ansage, den schnelleren Teamkollegen vorbeizulassen. Er gibt Ricciardo prompt freie Fahrt und kommt eine Runde später zum Stopp. Derweil stellt Sutil nach einem Crash mit Bianchi das Auto ab.

Runde 18: Was für ein Duell der beiden Silberpfeile! Rosberg ist nach Start und Ziel in Kurve 1 schon vorbei, aber Hamilton knallt ihm die Tür dann mit Wucht in T4 zu und holt sich die Führung zurück.

Runde 19: Mit Stallorder hat das so viel zu tun wie Bahrain mit dem Bayerischen Wald! Es geht wieder richtig zur Sache und das über etliche Kurven! Rosberg kann auch diesmal den Konter von Hamilton letztlich nicht abwehren. Das letzte Wort ist hier mit Sicherheit noch nicht gesprochen!

Runde 21: Jetzt ist erst einmal Pause, Hamilton kommt in die Box und wird das Duell in einem indirekten Rennen entschieden, weil Rosberg eine Runde später die härteren Reifen bekommt.

Runde 26: Dreikampf! Hülkenberg greift Dreistopper Massa an, kommt aber nicht vorbei. Und das nutzt Perez, der den Emmericher recht brachial angreift und Platz vier übernimmt. Hülkenbergs Beschwerde an seine Box folgt Sekunden später.

Runde 28: Perez holt sich Platz 3 von Massa, Hülkenberg streicht an Massa vorbei, als der zur Box geht.

Runde 36: Vettel kommt nach einem suboptimalen zweiten Stopp als 13. direkt hinter Magnussen zurück auf die Strecke, Perez reiht sich hinter Alonso ein.

Runde 39: Dritter Stopp von Massa, damit ist Hülkenberg wieder 5., da er Alonso passieren konnte. Der Spanier wird aber noch einmal stoppen.

Runde 41: Spektakulärer Unfall! Gutierrez wird von Maldonado erwischt, als der Venezolaner aus der Box kommt, und dreht sich in seinem Abflug in der Luft einmal komplett. Aber gleich die Entwarnung, er kann aus dem völlig demolierten Sauber aussteigen, das Safety Car muss aber raus.

Runde 42: Beide Mercedes kommen zum zweiten Stopp. Hamilton hat die harten Reifen drauf, Rosberg die weicheren und eigentlich schnelleren.

Runde 46: Mercedes-Renndirektor Paddy Lowe erinnert seine beiden Fahrer daran, dass sie sicherstellen sollen, dass beide Silberpfeile ins Ziel kommen.

Runde 47: Restart! Hamilton verteidigt sich erfolgreich gegen Rosberg und knallt die schnellste Rennrunde hin. Vettel ist hinter den Force India Fünfter und macht Jagd auf Hülkenberg. Dahinter folgen die Dreistopper von Williams vor Button, der an Leistung verliert.

Runde 50: Vettel und Ricciardo können beide den Flügel öffnen und duellieren sich von der Zielgeraden bis ins Infield. Ricciardo hat die Nase vorn und übernimmt Platz fünf.

Runde 52: Rosberg ist in Kurve 1 für einen kurzen Moment vorn, Hamilton kontert aber. Rosberg hat in Turn 4 beim Beschleunigen die bessere Außenbahn, drängt den Deutschen aber wieder neben die Strecke und bleibt vorn.

Runde 53: Rosberg vor der Startkurve ganz spät auf der Bremse, ist an Hamilton vorbei, muss aber eine ganz weite Linie nehmen und verliert die Führung umgehend wieder. Weiter hinten geht Ricciardo an Hülkenberg vorbei und übernimmt Platz 4.

Runde 55: Rosbergs Reifen bauen ab. Hamilton hat mehr als eine Sekunde Vorsprung und kann jetzt wieder entspannter fahren.

Runde 56: Vettel macht gegen Massa auf der Geraden nach Kurve 3 die Innenbahn mit Gewalt dicht und bleibt so vorn. Das war ein ganzt, ganz hartes Manöver. Ließ der Weltmeister laut Reglement überhaupt genug Platz?

Ziel: Hamilton gewinnt vor Rosberg! Mit minimalem Vorsprung rettet Perez Platz 3 auf der Zielgeraden gegen Ricciardo über die Linie. Hinter Hülkenberg laufen Vettel, Massa, Bottas, Alonso und Räikkönen in den Punkten ein.

Nach dem Rennen: Maldonado bekommt die Quittung für seine Aktion gegen Gutierrez. Er wird in China um fünf Plätze strafversetzt und bekommt zusätzlich drei Strafpunkte.

Mann des Rennens: Lewis Hamilton. Auch wenn es schwer fällt bei so vielen Überholmanövern und Spektakel einen einzigen Piloten festzulegen. Der Engländer hat mit entschlossenen Manövern gegen den eigenen Teamkollegen seinen zweiten Saisonsieg geholt und damit den Fehler aus dem Qualifying wett gemacht.

Flop des Rennens: Pastor Maldonado. Der gute, alte Pastor ist wieder da. In Runde 41 schoss der Lotus-Pilot Esteban Gutierrez ab. Maldonado kam aus der Box. Er hätte zurückziehen müssen, bremste aber zu spät und löste die Safety-Car-Phase aus und kassierte eine 10-Sekunden-Strafe.

Manöver des Rennens: Das Duell zwischen Hamilton und Rosberg in Runde 19. Das war ganz großes Tennis! Rosberg hatte schon in Turn 1 die Nase vorn und konnte sich in Kurve 4 noch verteidigen. Dann folgte während der schnellen Kurven im Infield ein begeisternder Kampf um die Führung. Neun Kurven lang duellierten sich die Stallgefährten, am Ende blieb Hamilton vorn. Das war ganz großer Rennsport auf höchstem Niveau!

Das fiel auf:

  • Mercedes versuchte den teaminternen Kampf zu verhindern, indem das Team Rosberg nach dem Verlust der Führung auf eine alternative Strategie schickte. Es klappte nicht. Nachdem er anfangs Sprit gespart hatte, kam der gebürtige Wiesbadener wieder heran und attackierte. Selbst die Medium-Slicks im zweiten Run wirkten sich durch die Safety-Car-Phase nicht aus.
  • Die Fahrer bewiesen ihre Klasse mit Nachdruck und zeigten ein begeisterndes Rennen. Die teaminternen Duelle bei Mercedes, Force India und Red Bull endeten ohne Kollisionen. Die Regeländerungen zahlen sich aus. Durch die beschnittene Aerodynamik müssen die Fahrer langsamer durch die Kurven und haben mehr Spielraum um ihre Klasse beim Beschleunigen auszuspielen.
  • Pirelli irrte sich. Die Italiener gingen davon aus, dass eine Zwei-Stopp-Strategie die bessere ist. Mercedes ging von Anfang an auf zwei Reifenwechsel und hatte damit recht. Die Strecke kühlte sich so ab, dass der härtere Reifen gegen Ende kaum nur minimal war. Die bessere Haltbarkeit spielte Hamilton in die Karten.
  • Ferrari braucht deutlich mehr Sprit, um mit den anderen Teams Schritt zu halten. Alonso fiel zurück, als auch er mit dem Benzin haushielt.
  • Red Bull hat zwar Nachteile bei der Höchstgeschwindigkeit, durch die bessere Aerodynamik des Autos und den höheren Abtrieb schonen die Österreicher die Reifen allerdings mehr. Deshalb retteten sich Vettel und Ricciardo vor den Williams ins Ziel und konnten noch die Force India attackieren.
  • Hülkenberg und Ricciardo bewiesen mit ihren stärker aufs Rennen ausgerichteten Setups, dass auch nach einem schlechten Qualifying oder einer Strafversetzung ein Podestplatz noch drin ist.

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