Kommentar zu Mick Schumachers F1-Zukunft: An Doppelmoral kaum zu überbieten

Von Christian Guinin
Mick Schumacher wurde in Mexiko nur 16.
© getty

Sein vermeintliches Entscheidungsrennen auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko kann Mick Schumacher nicht für die Bewerbung für ein Cockpit im kommenden Jahr nutzen. Die Schuld für das schwache Abschneiden trägt erneut nicht Schumacher, bei seinem Rennstall Haas stößt er dabei aber vermutlich auf taube Ohren. Ein Kommentar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Bis Ende Oktober wollte sich Günther Steiner Zeit nehmen. Ende Oktober, so verkündete der Haas-Teamchef in den vergangenen Wochen immer wieder, wolle er der F1-Welt die Entscheidung bezüglich der Vergabe des zweiten Cockpits des US-amerikanischen Rennstalls mitteilen. Eine Entscheidung, die der noch jungen Karriere Mick Schumachers ein vorerst abruptes Ende bereiten könnte.

Die von Steiner geforderten Ergebnisse lieferte der Sohn von Rekordweltmeister Michael nämlich auch auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez in Mexiko-Stadt nicht wirklich. Losgefahren als 15. landete Schumacher am Ende auf einem enttäuschenden 16. Platz - und das obwohl zwei vor ihm klassifizierte Boliden das Rennen nicht beendeten. War es das also jetzt?

Die Chancen des 23-Jährigen auf eine weitere Saison in der Formel 1 stehen zumindest so schlecht wie nie zuvor. Steiner wollte von seinem Schützling WM-Punkte sehen, diese hat Mick seit nun zehn Rennen nicht mehr eingefahren. Die Forderungen von Seiten Haas' wird Schumacher aller Voraussicht nach nicht erfüllen. Lässt Steiner seinen Worten Taten folgen, verliert der Deutsche 2023 sein Cockpit.

Man könnte an dieser Stelle nun die Fehler Schumachers über den gesamten Saisonverlauf auflisten. Die vermeidbaren Unfälle, die selbstverschuldeten, individuellen Fehler oder die unnötig verpassten WM-Zähler - die Liste wäre gut gefüllt. Was dabei jedoch oft übersehen wird: Die Hauptschuld an Schumachers schwieriger Saison trägt Haas selbst.

Mick Schumacher wurde in Mexiko nur 16.
© getty
Mick Schumacher wurde in Mexiko nur 16.

Haas sabotierte Schumacher mehrmals

Bei aller berechtigter Kritik an den Leistungen des Deutschen scheinen Haas und insbesondere Steiner es mit der Evaluation der eigenen Performance nicht so genau zu nehmen. Schließlich predigt der Rennstall seit Monaten etwas von WM-Punkten, die Entwicklung und vor allem die Rennpace gegenüber der direkten Konkurrenz geht seit Saisonmitte aber stetig bergab. Anspruch und Wirklichkeit passen kaum zueinander.

Und dann wären da noch die haarsträubenden Fehler der strategischen Abteilung. Nicht wenige Male lag Schumacher bei jüngsten Grands Prix auf Top-Ten-Kurs, ehe ihm sein Rennstall durch unbedachte und nicht nachvollziehbare Entscheidungen sicher geglaubte Punkte raubte. In Suzuka und Austin performte der 23-Jährige auf Höhe der Alpines und McLarens, beide Male grätschte Haas zu seinem Nachteil dazwischen.

Das Gefühl, dass Steiner und Co. bei Schumacher mit zweierlei Maß messen, bekommt man auch mit Blick auf die gänzlich unterschiedliche Behandlung der zwei Piloten. Während Kevin Magnussen, der nach einem zugegeben starken Saisonstart von Schumacher mittlerweile Woche für Woche in die Tasche gesteckt wird, in höchsten Tönen gelobt wird und in Bezug auf das kommende Jahr zu keiner Zeit zur Diskussion stand, bekommt der Deutsche nur selten Anerkennung ab.

Haas: "Mick kostet uns ein Vermögen"

Wenn das Thema Schumacher in der Haas-Führungsetage zur Sprache kommt, werden primär dessen Verfehlungen thematisiert. "Ich denke, Mick hat eine Menge Potenzial, aber er kostet uns ein Vermögen und er hat viele Autos geschrottet. Das hat uns viel Geld gekostet, das wir einfach nicht haben", sagte Teambesitzer Gene Haas kürzlich in einem Interview.

So etwas von jemandem zu hören, der kürzlich noch einen Romain Grosjean unter Vertrag hatte und mit einem Nikita Mazepin ohne Wimpernzucken in eine zweite Saison gegangen wäre, ist an Doppelmoral kaum zu überbieten. Das, was Haas an Schumacher anprangert, ist vor dem Hintergrund des eigenen Handelns nicht zu rechtfertigen.

Schumacher wird es wenig helfen. Schließlich sind es diese Herren, die über seine Zukunft mitentscheiden. Ihm bleibt nur, sich auf das Positive zu konzentrieren und nicht aufzugeben. "Ich kann eine gute Qualifying-Runde mitnehmen, auch wenn sie nicht gezählt hat. Hier war keine Pace drin, das war bei beiden Autos der Fall. Daher glaube ich nicht, dass es ein Faktor in den Vertragsgesprächen sein wird", wollte er auch nach dem Rennen in Mexiko seine Zuversicht nicht verlieren.

Formel 1: Der WM-Stand (nach 20 von 22* Rennen)

  • Fahrerwertung:
PlatzFahrerTeamPunkte
1Max VerstappenRed Bull416
2Sergio PérezRed Bull280
3Charles LeclercFerrari275
4George RussellMercedes231
5Lewis HamiltonMercedes216
6Carlos SainzFerrari212
7Lando NorrisMcLaren111
8Esteban OconAlpine82
9Fernando AlonsoAlpine71
10Valtteri BottasAlfa Romeo47
  • Konstrukteurswertung:
PlatzTeamPunkte
1Red Bull696
2Ferrari487
3Mercedes447
4Alpine153
5McLaren146
6Alfa Romeo53
7Aston Martin49
8Haas36
9AlphaTauri35
10Williams8

*Der Russland-GP wurde aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ersatzlos gestrichen. Ursprünglich hatte die Formel 1 für die Saison 2022 23 Rennen eingeplant.

Artikel und Videos zum Thema