Formel 1 - Erkenntnisse zum Italien-GP: Der Gewinner heißt Max Verstappen

Von Christian Guinin
Max Verstappen kollidierte beim Großen preis von Italien mit Lewis Hamilton.
© imago images / HochZwei

Während Max Verstappen den Großen Preis von Italien trotz seines Ausfalls als heimlicher Sieger verlässt, macht McLaren den nächsten Schritt zu einem Top-Team. Die Strecke in Monza bietet derweil paradoxerweise ein gutes Spektakel. Die Erkenntnisse zum Italien-GP.

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1. Der Gewinner heißt Max Verstappen

Vielen Formel-1-Fans wird beim Crash von Max Verstappen und Lewis Hamilton beim Großen Preis von Italien unweigerlich ein ähnlicher Vorfall aus dem Jahr 1989 ins Gedächtnis gerufen worden sein. Beim damaligen vorletzten Saisonrennen, dem Großen Preis von Japan, kollidierten die beiden McLaren-Piloten und WM-Führenden Ayrton Senna und Alain Prost.

Sieben Runden vor Rennende versuchte der an P2 liegende Senna in der berühmten Casino-Triangle-Schikane ein Überholmanöver gegen seinen Teamkollegen, Prost schmiss - mit Blick auf die WM-Wertung, welche er mit 16 Punkten anführte - jedoch die Tür zu. Beide Piloten schieden aus (Senna wurde nachträglich disqualifiziert), letztlich sicherte sich Prost vorzeitig den WM-Titel.

Von vielen Fans und Verantwortlichen aus dem Mercedes-Lager wird Verstappen nach dem heutigen Rennsonntag eine ähnliche Herangehensweise wie damals Prost vorgeworfen. Verstappen habe den Zweikampf mit Hamilton in der Variante del Rettifilo absichtlich zum Äußersten kommen lassen, um seinem Kontrahenten wichtige Punkte im Kampf um die Weltmeisterschaft zu kosten. Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach nach dem Rennen sogar von einem "taktischen Foul" des Niederländers.

Von purer Absicht zu sprechen, wie es von Seiten Mercedes zu vernehmen ist, ist vielleicht etwas zu hart, schließlich gehören, wie auch Verstappen später betonte, zu einem Unfall immer zwei Piloten. Zudem ließ Hamilton dem WM-Führenden bei dessen wagemutigem Manöver tatsächlich nicht sonderlich viel Platz. Wenn der Brite einen Unfall also unbedingt vermeiden hätte wollen, hätte er das gekonnt. Nur eben mit dem Nachteil des verlorenen Platzes gegenüber Verstappen.

Verstappen ging Risiko eines Crashes bewusst ein

Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass Verstappen das Risiko eines möglichen Crashs bewusst einkalkulierte und akzeptierte. Er hätte die Kollision nämlich ebenfalls problemlos vermeiden können, wenn er einfach geradeaus durch die Auslaufzone gefahren wäre. Doch das wollte er augenscheinlich nicht. "Man muss sich vertrauen können", sagte er nach dem Rennen bei Sky. "Ich wollte nicht gleich den einfachen Weg nehmen, sonst bekommst du wie Checo (RB-Teamkollege Sergio Perez; Anm.d.Red.) eine Strafe. Dieses Szenario wollte ich nicht", so der Niederländer.

Schließlich war ein Sieg in Monza nach dem vermasselten Start und Boxenstopp sowie mit Hamilton vor ihm liegend in weite Ferne gerückt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte man wichtige Punkte im WM-Kampf verloren. So aber reist Verstappen auf einer absoluten Mercedes-Lieblingsstrecke mit zwei Zählern plus im Gepäck (zweiter Platz im Sprint-Qualifying) nach Russland.

Im Nachhinein bekam Verstappen von den Rennstewards zwar noch eine 3-Platz-Grid-Strafe für das Rennen in Sotschi aufgebrummt, das dürfte ihm in Anbetracht der Umstände aber egal sein. Vor dem Wochenende war von Red Bull die Marschroute "Schadensbegrenzung betreiben" vorgegeben worden, das wurde allemal erreicht. Im Kampf um den Fahrertitel wurde der Vorsprung ausgebaut, in Sachen Konstrukteurs-WM verlor man nur wenige Zähler. Alles in allem kann man Verstappen und Red Bull, trotz eines eigentlich verkorksten Sonntags, somit ohne Frage als heimliche Gewinner des Italien-GPs 2021 bezeichnen.

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