Formel 1 - Erkenntnisse zum Emilia-Romagna-GP: Schumachers erster Patzer - Vettel droht schwieriges Jahr

Von Christian Guinin
Mick Schumacher unterlief in Imola sein erster grober Schnitzer.
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Während sich Valtteri Bottas nach dem Großen Preis der Emilia Romagna langsam Sorgen um seinen Job machen muss, hat sein Teamkollege Lewis Hamilton das Glück auf seiner Seite. Sebastian Vettel steht hingegen ein weiteres schwieriges Jahr bevor. Die Erkenntnisse zum Rennen in Imola.

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1. Valtteri Bottas darf sich keine Fehler mehr erlauben

Für Valtteri Bottas war der Große Preis der Emilia Romagna ein Wochenende zum Vergessen. Schon am Samstag wurde er von Teamkollege Lewis Hamilton deklassiert, am Sonntag musste der Finne das Rennen nach einem Crash mit Williams-Pilot George Russell sogar aufgeben. Ausgerechnet Russell möchte man meinen, schließlich gilt der äußerst talentierte 23-Jährige schon jetzt als ausgemachter Bottas-Nachfolger bei den Silberpfeilen.

Doch was war passiert? In der 33. Runde setzte Russell auf der Start-und-Zielgeraden zum Überholmanöver auf den vor ihm liegenden Bottas an. Dabei wurde er vom Finnen nach rechts abgedrängt, kam mit zwei Reifen auf den nassen Rasen und verlor die Kontrolle über seinen Williams, worauf er in Bottas crashte und beide Boliden schwer demoliert im Kiesbett strandeten.

In der Schuldfrage wurden sich beide nach dem Rennen nicht einig. "Es war eindeutig sein Fehler", befand Bottas. Russell hatte ihn zuvor am Boxenfunk als "Idioten" bezeichnet und war zum gestrandeten Mercedes gestürmt. Als Russell Bottas auf den Helm klopfte, konterte der per ausgestrecktem Mittelfinger. Der Brite fühlte sich von Bottas abgedrängt, im Zuge einer "taktischen Verteidigung". Das sei tabu, denn: "Es gibt ein Gentlemen's Agreement, so was nicht zu tun. Im Trockenen, okay. Aber nicht im Nassen, bei solchen Bedingungen."

Bottas bringt sich durch schwache Leistung selbst in Bedrängnis

Letztlich sprach die Rennleitung keine Strafe gegen beide Piloten aus, Bottas dürfte das jedoch kaum erfreuen. Schließlich brachte sich der 31-Jährige durch eine erneut wenig berauschende Leistung überhaupt erst in die Position, von Russell "abgeschossen" zu werden. Im Qualifying war er eine gute halbe Sekunde langsamer im Vergleich zu Teamkollege Hamilton und musste daher von Platz acht aus ins Rennen gehen. Auf einer Strecke wie Imola, die als wenig überholfreundlich gilt, nicht die beste Ausgangssituation.

Im Rennen blieb der Finne dann ebenfalls weit hinter seinen Möglichkeiten. Nach einem schwachen Start ging es für ihn noch einmal zwei Plätze weiter nach hinten, in der Folge hatte Bottas dann große Schwierigkeiten, sich durchs Feld zu kämpfen. Dabei handelte es sich jedoch nicht um Spitzenautos wie Mercedes oder Red Bull, gegen die der Finne fuhr, sondern eher um Teams der Größenklasse AlphaTauri, Aston Martin oder Williams. Das kann ohne Frage nicht der Anspruch sein.

Die Diskussionen um die Zukunft von Bottas werden in den kommenden Wochen daher wieder lauter werden. Sollten gute Leistungen ausbleiben, wird Bottas seine letzte Chance wohl endgültig verspielt haben. Auch Teamchef Toto Wolff forderte nach dem Emilia-Romagna-GP ungewohnt offensiv eine Steigerung seines Schützlings. "Wir brauchen ihn da vorne. Das war heute nichts", sagte Wolff bei Sky.

George Russell und Valtteri Bottas als Teamkollegen letztes Jahr in Bahrain.
© getty
George Russell und Valtteri Bottas als Teamkollegen letztes Jahr in Bahrain.

2. Sebastian Vettel steht erneut ein schwieriges Jahr bevor

Zweites Rennen, zweite Enttäuschung - für Sebastian Vettel geriet auch das Formel-1-Rennen in Imola zu einem einzigen Desaster. Bereits vor dem Start lief das Rennen für den viermaligen Weltmeister in die völlig falsche Richtung, am Ende stand ein erneuter Ausfall.

Die Probleme begannen bereits bei der ersten Ausfahrt aus der Boxengasse. Auf dem Weg zur Startaufstellung überhitzten Vettels hintere Bremsen völlig und fingen sogar Feuer. "Da ist uns ein grober Fehler unterlaufen", erklärte Vettel bei Sky. Die Aston-Martin-Mechaniker machten sich in der Startaufstellung direkt daran, die Schäden zu beheben, das gelang ihnen aber nicht mehr rechtzeitig. Vettel wurde so zu einem Start aus der Boxengasse gezwungen, später bekam er für das zu späte Aufziehen der Reifen sogar noch eine Stop-and-Go-Strafe aufgebrummt.

Auch im Rennen lief es nicht viel besser. "Am Anfang des Rennens war es extrem schwierig, die Reifen auf Temperatur zu bringen und zu überholen", meinte Vettel. Mit abtrocknender Strecke entschied sich der Heppenheimer dann als erster Fahrer zum Wechsel auf die Slicks. "Ich habe ein bisschen Risiko genommen, um auf die Trockenreifen zu gehen. Mir war klar, dass die ersten Runden entscheidend sind", so Vettel.

Vettel: "Heute sollte es irgendwie nicht sein"

Spätestens mit Verkündung der Strafe, die von den Rennkommissaren verhältnismäßig spät ausgesprochen wurde, wusste Vettel, dass sein Rennen vorbei sein würde. "Leider ist die Strafe der Rennleitung sehr spät eingefallen. Es war ja von vornherein klar, aber vielleicht war der Filter in der Kaffeemaschine voll und es hat deshalb so lange gedauert", sagte er mit einer Mischung aus Witz und Resignation: "Das hat uns natürlich nicht geholfen, weil die Reifen dann noch einmal kälter geworden sind."

Nach der Roten Flagge versuchten Aston Martin und Vettel, noch einmal mit weichen Reifen zu attackieren, der Versuch blieb letztlich aber erfolglos. "Wir dachten, dass es ein stehender Start wird und dass wir dann einen Vorteil haben von der Linie weg. Aber es wurde ein rollender Start", erklärte Vettel. Kurz vor Schluss quittierte dann auch noch das Getriebe seinen Dienst. "Heute sollte es irgendwie nicht sein", war am Ende das Fazit eines mehr als gebrauchten Tages.

Nach zwei Rennen stehen somit weiterhin null Punkte auf dem WM-Konto des Deutschen. Das Problem: (Schnelle) Besserung ist nicht in Sicht. Aston Martin ist nach wie vor der große Verlierer der diesjährigen Regeländerungen. Die Briten scheinen extrem große Probleme zu haben, das Auto aerodynamisch perfekt zu balancieren. Unvorteilhaft ist dabei vor allem, dass große Weiterentwicklungen während des Saisonverlaufs nicht möglich sein werden. Zum einen sind die Teams 2021 zum ersten Mal in der F1-Geschichte in ihrem Budget beschränkt, zum anderen müssen die wenigen Ressourcen eigentlich für 2022 gebündelt werden, wenn eine neue Rennwagengeneration an den Start geht.

Aufgeben will Vettel dennoch nicht. "Das Gefühl ist ein bisschen besser, aber im Moment sind es sehr wenige Runden, die ohne Probleme für uns laufen. Wir können uns noch steigern. Uns passieren da noch zu viele kleine Fehler, auch mir. Da muss ein bisschen mehr Fluss rein", zeigt sich Vettel immerhin kämpferisch.

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