Formel-1-Rookie Charles Leclerc: Das Ferrari-Eigengewächs

Von Nick Degner
Charles Leclerc im Fahrerlager nach den Testfahrten in Barcelona.
© getty

Die Formel-1-Saison 2018 steht vor der Tür und bringt so viele Rookies wie lange nicht mehr an den Start. Während sich aus deutscher Sicht Pascal Wehrlein aus dem Teilnehmerfeld verabschieden musste und auch weitere Teams an ihrer Fahrerpaarung schraubten, erwarten uns in diesem Jahr einige komplett neue Gesichter.

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Der Monegasse Charles Leclerc ist einer der Rookies für die kommende Saison in der Königsklasse und wird für das Alfa Romeo Sauber F1-Team an den Start gehen.

Seine Karriere begann mit fünf Jahren im Kartsport, den sein Vater ihm zu Anfang komplett aus der eigenen Tasche finanzierte. Nachdem erste Sponsoren gefunden wurden, schaffte der 20-Jährige wenig später den Sprung in das internationale Business.

An dieser Stelle kam sein ehemaliger bester Freund Jules Bianchi ins Spiel: "Schon Ende 2010 stand Jules unserer Familie sehr nahe. Er wusste natürlich, dass meine Karriere damals geendet hätte, wenn keine großen Veränderungen stattgefunden hätten", so Leclerc beim Motorsport Magazin. Bianchi, der zum Zeitpunkt bereits Nicolas Todt als Manager hatte, bat diesen, ein Kartrennen von Leclerc in Monaco anzuschauen.

Todt nahm Leclerc unter seine Fittiche

Tatsächlich gewann Leclerc und Todt nahm den damals 13-Jährigen unter seine Fittiche. "Zum Glück muss ich jetzt nichts mehr bezahlen", scherzte der 20-Jährige. Von da an startete Leclercs Karriere so richtig durch.

Zu verdanken hatte er dies nicht nur Todt und Bianchi, sondern seinem außergewöhnlichen Talent. "Ich pushe sehr gerne, vor allem am Kurveneingang", so Leclerc. Seine Zeiten und Ergebnisse spiegeln seinen aggressiven Fahrstil wider: 2016 gewann Leclerc die GP3-Serie und wurde zum Formel-1-Testfahrer für Ferrari - sein erster Schritt in die Königsklasse.

Ein Jahr später fuhr der Monegasse in der Formel 2 und gewann die Meisterschaft auf Anhieb - damit trat er in die Fußstapfen von Pierre Gasly, der in der kommenden Formel-1-Saison ebenfalls im Starterfeld steht. Für Ferrari war von da an klar, dass Leclerc zu den Top-Talenten gehörte.

Formel 2 anstrengender als Formel 1

Erfahrungen sammelte Leclerc bereits 2016 für das Haas F1-Team in Silverstone, Budapest, Hockenheim und Sao Paolo. Günther Steiner, Teamchef von HaasF1, sah die Ergebnisse von damals jedoch nicht als aussagekräftig an, auch wenn Leclerc über eine halbe Sekunde langsamer war als Romain Grosjean: "Er hat seine Arbeit gut gemacht. Aus den Trainingsleistungen kannst du nicht schließen, wie er sich im Rennen anstellen würde."

Im Folgejahr testete Leclerc für das Sauber-Team in Malaysia, USA, Mexiko und Brasilien. Der 20-Jährige setzte kein großes Highlight, sagte im Anschluss jedoch: "Die Kräfte, die man ins Lenken investiert, sind viel geringer als in der Formel 2. Ich fahre sehr nach Gefühl, das mir Auto und Reifen vermitteln. Das dringt über die Lenkung nicht so durch. Deshalb fehlt die Einschätzung, ob die Balance passt und ob ich am Limit bin."

Nicht nur die fehlende Servolenkung war laut Leclerc eine größere körperliche Belastung, auch die Kupplung sei in der 2. Liga des Motorsports schwieriger zu bedienen, da "die Technik in der Formel 1 einfach perfekter ist", sagte der junge Monegasse.

Drehmeister bei Testfahrt in Spanien

Dass das Fahrverhalten in der Formel 1 deutlich anders ist als in der Formel 2, musste der Sauber-Pilot bei den Testfahrten in Barcelona am eigenen Leib erfahren. Nach zwei Drehern folgte am letzten Tag ein Einschlag. Auch Teamkollege Ericsson hatte nicht nur einen Ausrutscher um die eigene Achse.

Leclerc gab im Anschluss nicht dem Auto die Schuld, an dem sein Team nach dem Abflug in die Leitplanke über fünf Stunden schrauben musste, sondern übte Selbstkritik: "Ich habe einen Fehler gemacht, der mich viel gekostet hat. Ich werde davon lernen, aber ich denke, dass es einfach etwas dumm von mir war, es so früh am Tag zu machen. Es war komplett mein Fehler", gestand der Formel-2-Champion ein.

Für den Saisonstart sah sich der Monegasse allerdings gewappnet und war bereit anzugreifen: "Ich bin definitiv bereit. In Sachen Performance sehen wir gut aus, denke ich." Tatsächlich zeigte Teil zwei des Aerodynamik-Pakets Wirkung - er schloss in Barcelona die Lücke zum Feld und kämpfte mit Williams um den vorletzten Platz. "Auf den Longruns sehen wir besser aus als auf eine Runde", sagte Teamchef Frederic Vasseur über die gefahrenen Zeiten seiner Schützlinge.

Charles Leclerc: Jung, lernwillig und ehrgeizig

Das persönliche Ziel des jungen Talents ist es, sich als Fahrer weiterzuentwickeln und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Doch nicht nur an sich selbst möchte Leclerc arbeiten, sondern auch stetig am Auto selbst.

Im Interview mit speedwerk.com verriet er: "Ich werde mit dem Team intensiv daran arbeiten, dass wir das Auto auch im Laufe der Saison stetig weiterentwickeln und die bestmöglichen Resultate erzielen."

Er vertraut dem Auto sowie dem Team, allerdings ist ihm klar, dass "sich bis Melbourne die anderen Autos auch verbessern werden." Der aktuelle Stand bei Sauber "sieht gut aus", so Leclerc in Barcelona.

Sollte Leclerc mit dem Ferrari-Motor tatsächlich eine gute Saison gelingen, wird es zwar nicht zum erneuten Sieg in Monte Carlo reichen, allerdings ist Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen mit 38 Jahren nicht mehr der Jüngste im Feld und könnte im Falle einer guten Leclerc-Saison das Ruder bei den Roten schon bald an den Youngster übergeben.

Formel 1: Teams und Fahrer der Saison 2018

TeamFahrer 1Fahrer 2
MercedesLewis HamiltonValtteri Bottas
FerrariSebastian VettelKimi Räikkönen
Red BullDaniel RicciardoMax Verstappen
McLarenFernando AlonsoStoffel Vandoorne
Torro RossoPierre GaslyBrendon Hartley
HaasRomain GrosjeanKevin Magnussen
WilliamsLance StrollSergei Sirotkin
RenaultNico HulkenbergCarlos Sainz
SauberCharles LeclercMarcus Ericsson
Force IndiaSergio PerezEsteban Ocon

Ein Porträt zu Sergey Sirotkin, dem zweiten Rookie in der Formel-1-Saison 2018, gibt es hier.

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