Vorwürfe nicht fallengelassen

SID
Richard McLaren widerspricht Russen
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WADA-Sonderermittler Richard McLaren hat Aussagen aus Russland dementiert, denenzufolge er die Vorwürfe des staatlich gelenkten Dopings gegen das Land fallen gelassen habe. "Professor McLaren steht unmissverständlich zu den Ergebnissen seiner Untersuchung. Er ist überrascht von den jüngsten Berichten, die das Gegenteil behaupten", hieß es in einer Stellungnahme des Büros des kanadischen Rechtsprofessors.

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McLaren bezieht sich auf Aussagen von Witali Smirnow, dem Vorsitzenden des russischen Anti-Doping-Ausschusses. "Ich habe mich vor einiger Zeit mit McLaren getroffen. Da hat er letztendlich gesagt, dass er die Vorwürfe der staatlichen Einflussnahme fallen lässt", hatte Smirnow am Montag gesagt und diesen Vorgang als "sehr wichtig" bezeichnet.

Zahlreiche russische Medien griffen daraufhin die Aussagen des russischen IOC-Ehrenmitglieds auf, sogar der Kreml reagierte. "Wenn diese Informationen stimmen, kann man sie nur begrüßen", sagte Dmitri Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin.

McLaren betonte, er habe Smirnow zuletzt im Oktober 2016 in Zürich getroffen. Damals forderte der Russe den Kanadier auf, von der Formulierung in seinem Doping-Bericht Abstand zu nehmen, Russland habe ein "staatlich gesponsertes" Doping-System betrieben.

Smirnow argumentierte, dass nach russischem Verständnis das Wort "staatlich" immer die höchste politische Ebene bezeichne, McLarens Beweise der politischen Einflussnahme aber nur bis zum Sportministerium reichten. McLaren lenkte ein und änderte die Formulierung in seinem zweiten Bericht. Der Vorwurf lautet seitdem "institutionelles systematisches Ausweichen von Doping-Kontrollverfahren".

"Keine Änderung der Tatsache"

"Professor McLaren erklärte die Änderung bei der Veröffentlichung seines zweiten Berichts im Dezember 2016 und betonte, dass es keine Änderung der Tatsachen der Berichte oder Schlussfolgerungen gab", hieß es nun in der Mitteilung. Kurz vor der Entscheidung über mögliche Konsequenzen durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) präsentierte Smirnow nun seine eigene Interpretation.

Zwei IOC-Kommissionen untersuchen derzeit die in den beiden McLaren-Berichten vorgelegten Beweise, denenzufolge über 1000 russische Athleten von Dopingmanipulationen profitierten, unter anderem bei den Winterspielen 2014 in Sotschi.

Die eine IOC-Kommission beschäftigt sich vor allem mit der Frage, wie weit die staatliche Einflussnahme in Russland reichte. IOC-Präsident Thomas Bach erklärte zuletzt, eine Entscheidung über mögliche Strafmaßnahmen gegen Russland solle noch vor Beginn der Wintersportsaison und damit rechtzeitig vor den Winterspielen in Pyeongchang im Februar fallen.

Berichte, das IOC werde sich mit der Verhängung einer hohen Geldstrafe begnügen, bezeichnete der Ringeorden zuletzt als "Spekulation". Die IOC-Entscheidung, vor den Sommerspielen 2016 auf scharfe Maßnahmen wie eine Komplettverbannung der russischen Mannschaft zu verzichten, war weltweit auf Kritik gestoßen.

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