NBA

Pöltl: "... da habe ich dumme Fehler gemacht"

Von APA
Jakob Pöltl zieht Bilanz nach seinen ersten drei Monaten in der NBA
© getty

Österreichs erster NBA-Export, Jakob Pöltl, zieht im Interview Bilanz nach drei Monaten bei den Toronto Raptors und spricht über seine Ziele, Enttäuschungen und Highlights und verrät, welchen Luxus er sich gegönnt hat.

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Jakob Pöltl (21) ist auch nach drei Monaten als NBA-Spieler im Dress der Toronto Raptors derselbe bescheidene junge Mann geblieben, der er zuvor war. An "Luxus", den er sich bisher geleistet habe, nannte der 2,13 Meter große Center im Gespräch mit der APA am Ontariosee seine Wohnung und neuerdings ein Leasing-Auto.

Der Wiener ist bisher in 25 NBA-Begegnungen zum Einsatz gekommen. Er hat dabei 254 Minuten an Spielzeit erhalten. Die Statistik weist u.a. 52 Punkte und 67 Rebounds für den ersten Österreicher in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga aus.

Die Zwischenbilanz des Wieners, dessen Antlitz inzwischen natürlich auch schon NBA-Sammelkarten ziert, fällt "ziemlich positiv" aus. Er habe auch schon "einige Highlights" erlebt, sagte Pöltl.

APA: Jakob, welche persönliche Bilanz kannst Du nach drei Monaten in der NBA ziehen?

Jakob Pöltl: "Alles in allem ist sie ziemlich positiv. Natürlich gab es Höhen und Tiefen. Die Spielzeit ist nicht immer konstant, aber das sind Sachen, die habe ich vor der Saison schon gewusst. Und ich wusste, dass ich damit leben muss. Das Training läuft sehr gut, ich habe das Gefühl, ich verbessere mich. Und ich fühle mich hier in Toronto wirklich wohl."

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APA: Durftest Du als "Rookie" überhaupt mit 25 Einsätzen bis zur Saisonmitte rechnen?

Pöltl: "Das ist nicht selbstverständlich, vor allem bei einem guten Team wie bei uns. Zweiter im Osten im Moment, das ist ja ein wirklich ein starkes Play-off-Team, bei dem ich hier spiele. Ich bin wirklich froh über jede Minute, die ich bis jetzt bekommen habe."

APA: Mit welchen Zielsetzungen gehst Du in den weiteren Verlauf des Spieljahres?

Pöltl: "Für mich ist es immer noch dieselbe Einstellung, die ich zum Anfang der Saison hatte: auf meine Möglichkeit warten, mich im Training zu beweisen, weiter Vollgas geben. Wenn ich nicht die Möglichkeit bekomme, mich im Spiel zu verbessern, dass ich die Zeit im Training noch besser nütze. Als Team glaube ich, ist für uns noch immer Luft nach oben, obwohl das (2016/17, Anm.) die beste erste Hälfte der Saison war in der Toronto-History."

APA: Wie schwer ist es, in der stärksten und besten Basketball-Liga der Welt seinen Mann zu stellen?

Pöltl: "Natürlich ist es nicht leicht in der besten Liga der Welt. Da gibt es Spieler, die spielen hier schon seit zehn, 15 Jahren. Und die wissen alles über die Liga, über die Spiele. Man muss in seinem ersten Jahr schon Leistung zeigen. Aber das ist für jeden das gleiche. Da heißt es durchkämpfen."

APA: Als nicht fixer Bestandteil der Rotation von Coach Dwane Casey: Wie schaffst Du es, dass Du 'ready' bist, wenn Du plötzlich dann doch gebraucht wirst?

Pöltl: "Das ist einer der schwersten Teile des Prozesses hier, fit zu bleiben. Wir spielen oft Drei gegen Drei nach dem Training, um in Form zu bleiben, während die Spieler, die in der Rotation sind und viele Minuten spielen, Regeneration machen. Man kann in der Kraftkammer mit 'Radl' fahren, Laufband und was auch immer versuchen, in Form zu bleiben. Was auch nicht ganz so leicht ist, ist mental ready zu bleiben, wenn man eben nicht weiß, ob ich im nächsten Spiel die Chance bekomme oder nicht. Aber wenn ich sie bekomme, muss ich bereit sein."

APA: Was zählst Du zu Deinen bisherigen persönlichen Highlights neben dem NBA-Debüt selbst oder dem bisher längsten Einsatz in San Antonio mit neun Rebounds?

Pöltl: "Es gab schon einige Highlights. Mein zweites NBA-Spiel gegen Cleveland war das erste Spiel, wo ich aufs Spielfeld gekommen bin und auch eine gute Leistung gezeigt habe (je sieben Punkte und Rebounds, Anm.). Der Dunk gegen Atlanta (als "Austrian Hammer" bekannt geworden, Anm.) war ein kleines persönliches Highlight. Das erste Preseason-Spiel gleich mal in Vancouver gegen Golden State - mehr oder weniger aufs Parkett geworfen worden und schau, mach halt. Das sind so Sachen, an die werde ich mich noch eine Zeit lang erinnern."

APA: Hat es auf der anderen Seite auch schon Enttäuschungen gegeben?

Pöltl: "Ich bin da sehr kleinlich mit meiner eigenen Leistung. Nach einem Spiel suche ich mir meine eigenen Fehler raus und dann ärgere ich mich noch ein bissl darüber, was ich nicht hätte besser machen können, obwohl ich vielleicht sogar ein gutes Spiel hatte. Aber es gab schon ein paar Spiele, wo ich mir gedacht habe, da wäre mehr drinnen gewesen, da habe ich dumme Fehler gemacht, die ich letztes Jahr (am College, Anm.) nicht gemacht hätte - aus Nervosität, dass ich einfach nicht erfahren genug war. Das sind so Kleinigkeiten, die mich dann ärgern."

APA: Was ist der größte Luxus, den Du Dir bisher als NBA-Spieler schon geleistet hast?

Pöltl (muss nachdenken): "Es gab nicht so viel. Ich hab' jetzt ein Auto, aber das ist auch nicht gekauft, sondern nur geleast. Vermutlich der größte Luxus bis jetzt war die Wohnung ... schon eine ganz nette Wohnung, da habe ich mir ein bissl mehr geleistet als überall anders."

APA: "Wie sieht denn ein Arbeitstag von "JP42" aus, wenn kein Spiel ansteht?

Pöltl: "Ich bin um ungefähr 10.00 Uhr in die Halle gekommen. Frühstück, Kraftkammer, Werfen, individuelle Trainingseinheiten. Videoanalyse des gestrigen und Vorbereitung auf das morgige Spiel. Dann - wie schon gesagt - Drei gegen Drei spielen, Eins gegen Eins eventuell, noch ein kleines individuelles Workout, um mich weiter zu verbessern, und dann ab nach Hause."

APA: Kann im Sommer das österreichische Nationalteam ein Thema sein, das in die WM-Vorqualifikation geht?

Pöltl: "Das ist definitiv ein Thema. Es war auch schon ein Thema zwischen mir und Coaches des österreichischen Nationalteams. Und auch hier. Ich habe es schon einmal angesprochen, dass es mich interessiert, dass ich spielen will. Aber wir sind immer noch in derselben Situation wie vor dem letzten Sommer. Es liegt im Moment nicht wirklich in meiner Hand. Wenn sie (die Toronto Raptors, Anm.) nicht wollen, dass ich beim Nationalteam mitspiele, dann kann ich da schlecht Nein sagen."

Jakob Pöltl im Steckbrief