Österreich-Rückkehr? "Nicht schlimm"

Michael Liendl
© GEPA

Vier Spiele vor Saisonende wird die Luft für 1860 München dünn. Zwar war die Leistung zuletzt gut, aber nach einer unglücklichen Niederlage gegen Kaiserslautern spitzt sich der Abstiegskampf zu. Im Gespräch mit SPOX äußert sich Michael Liendl über seinen polarisierenden Spielstil, das Saisonfinale und seine Zukunft.

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Nur wenige Fußballer in Deutschlands zweiter Liga streicheln den Ball wie Michael Liendl. Und nur wenige Spieler in Deutschlands zweiter Liga polarisieren wie der Österreicher. Zwei Thesen, die sich momentan halten lassen. "Liendl - ungeliebt, unverzichtbar", titelte die Rheinische Post vor rund einem Monat. Und behandelte dabei ein Kuriosum: Der 31-jährige Standardspezialist ist zwar Top-Scorer bei 1860 München, aber nicht immer gesetzt. Acht Tore und vier Vorlagen kann der zentrale Mittelfeldspieler nach 24 Spielen verbuchen. Spiele, in denen er nicht immer in der Startelf stand.

Und trotzdem wird er mit bizarren Aussagen konfrontiert. "Liendl ist ein guter Fußballer, aber läuferisch leider nicht so gut", richtete ihm etwa sein portugiesischer Trainer Vítor Pereira über die Medien aus. Recht sinnbildlich für die Münchner. Denn Nebenkriegsschauplätze werden bei den Löwen regelmäßig eröffnet. Der milliardenschwere jordanische Investor Hasan Ismaik träumt zwar von der Champions League, pflegt aber eine erstaunliche Hire-and-Fire-Politik, entzog unbequemen Medien die Akkreditierung und soll gar während eines Heimspiels jubelnde Gästeanhänger von der Ehrentribüne verwiesen haben.

"1860 geht an keinem spurlos vorbei"

"Es ist ja kein Geheimnis, dass bei 1860 immer wieder Sachen passieren, die an die Öffentlichkeit kommen. 1860 ist ein polarisierender Traditionsverein, der an keinem spurlos vorbei geht", sagt Liendl im Gespräch mit SPOX und spricht dabei aus Erfahrung. "Hier ist immer etwas los. Damit muss man umgehen können, wenn man zu diesem Verein wechselt."

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Mit der Kritik an seinem Spiel kann er mittlerweile gut umgehen, wie er sagt. "Ich versuche meinen Job gut zu machen. In meinen zwei Jahren bei 1860 war ich einmal zweitbester Scorer, jetzt bester. Dem einen gefällt mein Spielstil, dem anderen nicht. Damit habe ich kein Problem", so Liendl und verteidigt seine Laufleistung: "Im Winter habe ich eine Statistik gelesen, wonach ich in meiner Mannschaft am drittmeisten laufe. Man hat nicht fast immer die meisten Ballkontakte, wenn man nicht läuft." Und besonders wichtig: "Die Fans geben mir das Gefühl, dass sie mich gerne am Platz sehen."

"Wir haben genug Qualität"

Auf dem Platz stand Liendl auch am vergangenen Freitag gegen Kaiserslautern. Als Kapitän wohlgemerkt. Die Münchner dominierten weitestgehend, verloren aber mit 0:1. Weil Stürmer Christian Gytkjaer am Betzenberg nach einer Standardsituation ins eigene Tor köpfte. 1860 München steckt mitten im Abstiegskampf. "Wir haben gut kombiniert, den Ball laufen lassen und waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Davon haben wir aber nichts, wenn wir das Tor nicht machen", sagt Liendl, der aber zuversichtlich ist, dass die Sechziger oben bleiben. Warum? "Weil wir genug Qualität haben."

Vier Ligaspiele sind noch offen. Dann läuft Liendls Vertrag in München aus. Wie es dann weitergeht, ist nicht entschieden. "Noch ist nicht klar, in welcher Liga wir spielen werden. Das ist auch ein entscheidender Faktor und verzögert die Planungen. Ich lasse die vier Spiele auf mich zukommen, dann werden wir sehen, was passiert." Vorstellbar wäre auch ein Abenteuer. USA, Australien, China? "Das kann ich mir quer durch alles vorstellen." Möglich ist auch ein Wechsel in die Heimat. "Ich habe in Österreich gute Erfahrungen gemacht. Ich würde es überhaupt nicht schlimm finden, wenn ich zurückkehre."

Michael Liendl im Steckbrief