WAC-Neuzugang Milos Jojic im SPOX-Interview: Klopp? "Meine Aussage wurde aus dem Kontext gerissen"

Milos Jojic sprach mit SPOX
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Mit der Leihe von Basaksehir-Kicker Milos Jojic fixierte der Wolfsberger AC einen der eindrucksvolleren Winter-Transfers der heimischen Bundesliga. Zumindest bis Saison-Ende soll der fünffache serbische Nationalspieler im Mittelfeld der Wölfe die Fäden ziehen.

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Jojic' Visitenkarte liest sich beachtlich. Mit seinen Transfers von Partizan zu Borussia Dortmund oder dem 1. FC Köln generierte der Mittelfeld-Allrounder Ablösesummen über sieben Millionen Euro. Für den BVB absolvierte Jojic 29 Partien unter Jürgen Klopp, bei den Geißböcken lief er 58 Mal für Peter Stöger auf.

Dabei ist Jojic ist kein gewöhnlicher Fußballer. Mit 27 Jahren hat der Serbe bereits ein abgeschlossenes Sportmanagement-Studium in der Tasche. In seiner Freizeit verschlingt Jojic Romane, Bücher über die serbische Geschichte und Psychologie. Fleisch- und Milchprodukte strich der WAC-Neuzugang schon vor Jahren aus seinem Ernährungsplan.

In der laufenden Saison geriet seine sportliche Karriere jedoch ins Stocken. Bei Istanbul Basaksehir kam er in der laufenden Saison zu lediglich 14 Einsätzen und absolvierte in der Liga seit Oktober schmale 61 Spielminuten.

Im Interview mit SPOX erklärt Jojic, wie im Lavanttal seine Karriere-Renaissance beginnen soll.

Herr Jojic, wie sind Sie in Wolfsberg gelandet?

Milos Jojic: Das war ganz spontan. Ich war im normalen Training bei Basaksehir und plötzlich ist das Angebot vom WAC gekommen. Ich hatte direkt ein positives Gefühl, wollte aber noch eine Nacht darüber schlafen. Am nächsten Morgen habe ich sofort Bescheid gegeben, dass ich diesen Schritt machen will. Ich denke die Mentalität in Österreich ist der deutschen sehr ähnlich, darum ist die Bundesliga eine gute Adresse für mich.

War für Sie ein Wechsel nach Österreich schon zuvor ein Thema?

Jojic: Ich habe vorher noch nie mit einem österreichischen Klub gesprochen.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Jojic: Ich habe mir vor drei Tagen in Wolfsberg eine Wohnung genommen und werde die nächsten Monate sicher hierbleiben. Von der Stadt habe ich bisher aber noch nichts gesehen, wir trainieren jeden Tag. Aber Wolfsberg dürfte ja relativ klein sein. Zum Verein kann ich bis jetzt nur Positives sagen, meine Erlebnisse waren allesamt gut. Das Team ist enorm motiviert, will schönen Fußball spielen und das hat sich auch in den Testspielen bestätigt.

Haben Sie die Europa-League-Auftritte des WAC überrascht?

Jojic: Ich konnte nicht jedes Spiel sehen, aber von den Leistungen gegen Gladbach und Basaksehir war ich auf jeden Fall positiv überrascht. Die Mannschaft agiert aggressiv und giftig - mit und ohne Ball.

War Ihnen der WAC zuvor ein Begriff?

Jojic: Zuvor habe ich vom WAC noch nicht gehört, muss ich ehrlich sagen. Erst seit den Partien in der Europa League.

Milos Jojic: "Ich habe Shons Aussage mitbekommen"

Shon Weissmann hat Sie ungemein gelobt und meinte in der Kronen Zeitung, wenn Sie schon seit Saisonbeginn hier wären, wäre der WAC Tabellenführer.

Jojic: Ich habe Shons Aussage mitbekommen und habe ihn darauf angesprochen. Er meint, dass er das etwas anders formuliert hat. Ist aber auch kein Thema für mich. Ich spüre keinen besonderen Druck und werde alles dafür geben, unser Saisonziel zu erreichen - das ist der dritte Tabellenplatz. Und ich denke, dass ich der Mannschaft dabei helfen kann.

Auf welcher Position? Sie sind flexibel einsetzbar.

Jojic: Ich habe jetzt schon zwei Testspiele absolviert, zuletzt sogar über 90 Minuten. Zweimal habe ich in der Raute auf der Acht gespielt - eine Position, die für mich sehr gut passt. Ich kann zwar auch auf der Zehn spielen, bevorzuge aber die Acht.

Ist für Sie ein Verbleib über den Sommer hinaus theoretisch vorstellbar?

Jojic: Wir haben darüber noch nicht gesprochen. Ich bin erst seit sieben Tagen hier. Erst will ich mich adaptieren, gute Leistungen zeigen und unsere Ziele erreichen. Dann können wir uns immer noch zusammensetzen und darüber sprechen, wie wir weitermachen.

Sie haben unter Peter Stöger 58 Partien für den 1. FC Köln absolviert. Haben Sie ihn vor Ihrem Wechsel um Rat gebeten?

Jojic: Peter und ich stehen zwar in Kontakt, aber der Wechsel ist so schnell gegangen, da konnte ich mich mit ihm gar nicht beratschlagen. Ich konnte aber mit zwei Freunden aus Wien sprechen und kenne Nemanja Rnic (WAC-Innenverteidiger, Anm.) von seiner Zeit bei Partizan Belgrad sehr gut. Er hat mich dazu ermutigt, hierher zu kommen.

Milos Jojic mit Peter Stöger
© getty
Milos Jojic mit Peter Stöger

Für ein Duell mit Peter Stögers Wiener Austria müsste ein kleines Wunder geschehen.

Jojic: Ich kann ganz ehrlich nur positive Dinge über Peter sagen. Wir hatten zweieinhalb tolle Jahre zusammen, auch wenn ich es zu Beginn nicht ganz einfach hatte. Wir haben mit dem 1. FC Köln nach 25 Jahren das erste Mal den Europacup erreicht und gemeinsam Geschichte geschrieben. Manchmal schreiben wir uns noch heute. Ich hoffe, dass ich ihn hier in den drei Monaten sehen werde. Aber es wird schwer für die Austria. Es fehlen immerhin sieben Punkte auf die Meistergruppe. Sonst muss ich ihn in Wien besuchen. (lacht)

Sie haben auch mit Jürgen Klopp zusammengearbeitet. Wenn Sie nur eine Eigenschaft nennen könnten: Was macht ihn zu so speziell?

Jojic: Klopp ist einfach ein geiler Typ und ein positiver Mensch. Er schafft eine besondere Atmosphäre in der Mannschaft, in der jeder motiviert ist. Jeder Kaderspieler gibt immer hundert Prozent, egal wie viel Spielzeit er vorher bekommen hat. Ich blicke nur mit guten Gefühlen zurück.

Zwischen Ihnen und Jürgen Klopp gab es zumindest medial eine kleine Reiberei - Ihr Vorwurf an Klopp war, dass es keine Gesprächsbasis gegeben hätte.

Jojic: Der Journalist hat meine Aussage so aus dem Kontext gerissen, dass es so rüberkam, als hätten Klopp und ich nie miteinander gesprochen. Damals konnte ich aber auch noch nicht so gut Deutsch und es war auch ganz normal, dass wir nicht viel miteinander gesprochen haben.

Milos Jojic mit Jürgen Klopp
© getty
Milos Jojic mit Jürgen Klopp

Was lief für Sie bei Basaksehir schief?

Jojic: Basaksehir ist ein guter Verein, das Trainingszentrum und das Stadion sind top. Der Klub hat aber keine Tradition und wenige Fans. Die letzten Jahre waren wir nahe an der Meisterschaft, aber es hat immer eine Kleinigkeit gefehlt. Für mich persönlich war es etwas schwierig, etwa was die Disziplin betrifft. Da war ich aus Deutschland andere Dinge gewohnt. Und der Charakter mancher Leute war auch nicht ideal. Man hat auf alte Spieler und große Namen gesetzt. Sie mögen Stars und die haben auch den Vorzug bekommen. Ich bin der Meinung, dass ich keine echte Chance bekommen habe. Sie haben gesagt, dass sie ein Projekt mit jungen Spielern beginnen wollen und dann kamen erst recht wieder 35-, 36-Jährige. Das habe ich nicht verstanden. Ich wollte unbedingt weg und ich glaube, dass ich einen guten Schritt gemacht habe. Ich habe immer hart gearbeitet, damit ich für meine nächste Station fit bin und den Kopf nicht verliere.

Milos Jojic: "Lewandowski und Reus - das ist ein anderes Niveau"

Sie haben mit einigen großen Spielern zusammengekickt, darunter Lewandowski, Mkhitaryan, Reus oder Aubameyang. Wer hat sie besonders beeindruckt?

Jojic: Puh, besonders in Dortmund waren viele gute Spieler dabei. Aber Robert Lewandowski und Marco Reus sind schon richtig, richtig gut. Das ist ein anderes Niveau.

Sie sind riesiger Novak-Djokovic-Fan. Was sagen Sie zum Australian-Open-Finale?

Jojic: Ich verfolge Tennis intensiv und habe das Spiel natürlich gesehen. Zum Glück hat Novak am Ende gewonnen (lacht). Aber ernsthaft: Dominic Thiem mag ich sehr gerne. Ein Freund von mir ist gut mit Dominic befreundet. Ich schaue ja relativ viel Tennis und ich mag eigentlich die jüngeren Spieler. Die Alten können langsam die Koffer einpacken (lacht). Wenn Dominic sein Niveau halten kann, wird er bald auf Platz eins sein, besonders wenn die Legenden ihre Karriere beenden. Wenn Novak weg ist, dann ist er da.

Sie haben wegen Djokovic ihre Ernährung umgestellt. Sind Sie noch strikter Veganer?

Jojic: Das stimmt. Ich habe vor einigen Jahren mit Novak gesprochen und dann meine Ernährung umgestellt. Das behalte ich auch noch immer so bei. Das ist jetzt rund vier Jahre her. Aber ich bin kein hundertprozentiger Veganer - ganz selten esse ich Fisch und Ei. Sonst rühre ich aber kein Fleisch an. Ich bemühe mich, auf hundert Prozent umzustellen. Bis jetzt sind die Auswirkungen überragend, in den ersten drei Monaten habe ich sechs Kilo verloren, wurde viel beweglicher auf dem Platz und die Regeneration verläuft auch schneller. Wirklich unglaublich.

Sie sind ein leidenschaftlicher Leser. Was liegt aktuell auf dem Nachtkasterl?

Jojic: Jetzt gerade habe ich ein Buch über Ernährung dabei, das hat mir die Frau von Nemanja Rnic in die Hand gedrückt. Ich lese generell recht viel, am liebsten über Psychologie.

Milos Jojic: Die Leistungsdaten

VereinSpieleToreVorlagen
72912
6315-
501110
2941
1411

 

 

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