"Jetzt gehört Rapid rausgeworfen"

Frenkie Schinkels geht zuversichtlich ins Saisonfinish
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Frenkie Schinkels unplugged: Für den 54-jährigen St. Pölten-Sportdirektor ist Rapid Wien nicht besser als der SKN St. Pölten. Obwohl er "Rapid-Fan durch und durch" ist, wie der ehemalige Austria-Trainer sagt. Und sonst? Gibt Schinkels Rapid Management-Tipps, zeigt sich verwundert über Sturms Roman Kienast und bezeichnet Ümit Korkmaz als neuen Mario Kempes.

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In St. Pölten hat sich die Situation etwas entspannt. Im Frühjahr holten die Niederösterreicher wichtige Siege im Abstiegskampf: gegen Sturm Graz, Altach und die SV Ried. Zuletzt reichte es für einen Punkt gegen den SK Rapid. Jene Truppe, die am Mittwoch (20:30 Uhr, live in ORF eins) erneut in St. Pölten gastiert, um sich den Aufstieg ins Cup-Halbfinale auszuschnapsen. Für die "Wölfe" ein Bonus. Für Rapid ein Schnittspiel.

Im Interview mit SPOX erklärt SKN-St.-Pölten-Sportdirektor Frenkie Schinkels, wie er Rapid managen würde, wie Ümit Korkmaz zum neuen Mario Kempes wird und warum Roman Kienast ihn überrascht hat.

SPOX: Hat Sie die Partie gegen Rapid am Samstag zufrieden gestellt?

Frenkie Schinkels: Teils, teils. Mit der zweiten Hälfte bin ich zufrieden - mit den ersten 45 Minuten nicht. Wir haben vor Rapid zu viel Respekt gehabt. Da war Angst dabei. Die zweite Hälfte war okay, aber mit mehr Courage kann man so ein Spiel gewinnen.

SPOX: Wie viel Prozent muss die Mannschaft drauflegen, damit man im Cup weiterkommt?

Schinkels: Die Spieler müssen eine andere Einstellung zeigen, an die eigene Stärke glauben, Mut zeigen - dann kann man Rapid in dieser Verfassung raushauen. Das ist einfach so.

SPOX: Wie zuversichtlich sind Sie in Hinblick auf die Liga? Fünf Punkte ist St. Pölten jetzt vor Ried.

Schinkels: Das ist eine enge Kiste, wir sind noch immer in der Scheiße drinnen. Ich habe die Devise ausgegeben: Wir konzentrieren uns auf Wolfsberg, nicht auf Ried. Wir sind fünf Punkte vor Ried und vier hinter den Kärntnern. Ich habe in Holland rechnen gelernt: Vier Punkte sind weniger als fünf.

SPOX: Ihre Mannschaft kann Rapid ins Unglück stürzen. Motiviert das?

Schinkels: Wir könnten große Schlagzeilen machen. Man lebt als Fußballer nicht nur von Gehalt - auch von der Ehre. Die größte Ehre ist es, sie zu eliminieren. Ich bin Rapid-Fan durch und durch, mir taugt der Verein und ich drücke ihnen in der Europa League die Daumen. Aber jetzt gehören sie rausgeworfen.

SPOX: Wird der Druck Rapid lähmen?

Schinkels: Mich wundert ja, dass sich Rapid so einen großen Rucksack raufschnallt. Jeder redet über Cup, Cup, Cup. Alle glauben, Rapid hat den Cup gewonnen, wenn sie gegen uns aufsteigen. Aber das ist das Viertelfinale. Da spielt auch noch Red Bull Salzburg mit, die beste Mannschaft Österreichs. Ich verstehe nicht, warum man sich so einen Druck auferlegt. Ich wäre das anders angegangen. Aber okay, man sieht, dass Rapid in Not ist und über den Cup etwas gewinnen will.

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SPOX: Wie wären Sie das denn angegangen?

Schinkels: Ich wäre das mit folgendem Sager angegangen: Rapid ist derzeit nicht besser als St. Pölten. Und dass es ein Kampf auf Biegen und Brechen wird. Man kann sich momentan nicht mit den Topteams Österreichs vergleichen. Und man kann nicht alles dem Trainer auferlegen. Da sind auch Spieler, die vielleicht nicht Meisterqualität haben. Scheinbar war Büskens nicht gut, Barisic nicht top und jetzt reicht Canadi auch nicht? Da macht man es sich schon leicht, immer den schwarzen Peter zu verteilen. Ich weiß nicht, warum Rapid unbedingt den Cup gewinnen muss, wenn man in der Liga gerade einmal drei Punkte vor St. Pölten ist.

SPOX: Finden Sie es schade, dass Rapid so am Sand ist?

Schinkels: Ja, natürlich. Rapid ist DER Verein in Österreich. Punkt. Ich war zwar Trainer bei der Wiener Austria, habe dort das Double gewonnen und später den Cup auch, aber es geht nichts über Rapid. Das merkt man überall. Ich war am Montag bei der Bundesliga-Sitzung und da haben wir auch noch einmal darüber geredet: Überall wo Rapid kommt, ist das Stadion ausverkauft. Das kommt ja nicht von irgendwo her. Aber zwischen Tradition und Qualität ist die Schere momentan groß.

SPOX: Denken Sie nicht, dass die Spieler besser sind, als der Tabellenstand vermuten lässt?

Schinkels: Wenn alle Spieler an Bord sind, dann hat Rapid Qualität für die Top-Drei. Aber momentan passt die Mischung nicht. Spielsystem und Kader sind nicht kompatibel. Ich glaube aber auch nicht, dass Rapid eine Mannschaft hat, die Salzburg richtig gefährden kann.

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SPOX: Ihr Spieler Ümit Korkmaz hat am Samstag stark gespielt. Wird er wieder der alte Ümit?

Schinkels: Ich hatte den Ümit von 2008 noch gut in Erinnerung. Und ich weiß, wie begeisterungsfähig die Zuschauer in St. Pölten sind. Das hat sich in diesem Spiel gezeigt. Es gab schon Stimmen, die den Ümit-Transfer kritisiert haben. Und jetzt rennt er 70 Minuten gegen Rapid hin und her und alles ist eitel Wonne. Ich habe Ümit als Routinier geholt, der jungen Spielern weiterhelfen kann. Und damit hat er uns schon in der Kabine das ein oder andere Spiel ohne Einsatz gewonnen. Wenn er jetzt auch noch am Platz oft Leistungen wie gegen Rapid zeigt, dann haben wir einen Mario Kempes.

SPOX: Sein Vertrag endet im Sommer. Sie haben eine Option auf ein weiteres Jahr, oder?

Schinkels: Wenn ich die Option ziehe, bleibt er sogar zwei weitere Jahre.

SPOX: Also spielt Korkmaz auch nächste Saison in St. Pölten?

Schinkels: Ich hoffe es. Denn diese Option kann ich nur ziehen, wenn wir in der Liga bleiben.

SPOX: Wie zufrieden sind Sie mit den Neuzugängen Lonsana Doumbouya und Babacar Diallo?

Schinkels: Ich glaube außer Salzburg hat in Österreich kein Verein einen wie Diallo. Bei aller Wertschätzung vor Austria und Rapid. Aber einen Diallo haben sie nicht. Diallo habe ich relativ günstig gekriegt, mit Bitten und Betteln. Er ist jetzt 28 Jahre alt, war Kapitän in Finnland, ist Top-Spieler. Doumbouya ist Nationalspieler von Guinea, bei ihm ziehe ich die Option. Ich bin mit den Neuen insgesamt zufrieden. Das zeigt auch die Tabelle. Wir haben uns von Ried abgesetzt, sind zwar noch in Abstiegsangst, aber haben mit Siegen gegen Sturm, Altach und Ried gezeigt, dass wir oben bleiben können.

SPOX: Ein Verbleib von Cheikhou Dieng ist unrealistisch, oder?

Schinkels: Ja. Ich bin Basaksehir dankbar, dass sie ihn uns ausleihen - aber ich weiß, was er in der Türkei verdient. Da müsste ich einen Teil vom Stadion verkaufen, um das zu bezahlen.

SPOX: Und Maximilian Entrup ist noch verletzt.

Schinkels: Leider! Der wäre der richtige, um gegen Rapid in der 89. Minute den Siegtreffer zu erzielen. Leider kommt es nicht dazu. Aber ich bin guter Dinge, dass Max uns für ein weiteres Jahr erhalten bleibt. Auch für Rapid wäre es wichtig, dass Max Spielpraxis bekommt. Die wollen wir ihm geben.

SPOX: Sie wollten im Winter Roman Kienast von Sturm holen. Warum hat das nicht geklappt? Und wird er im Sommer ein Thema, obwohl sie die Option von Doumbouya ziehen?

Schinkels: Roman hat sich für die Bank bei Sturm und gegen die Nummer neun bei St. Pölten entschieden. Das hat mich ein bisschen gewundert. Ich habe zwar gesagt, dass wir uns wieder hören - aber da muss ich mit dem Trainer reden, ob wir das Projekt Kienast noch einmal angehen. Ich bin echt ein bisschen verwundert, dass er uns nicht genommen hat. Wir haben ein gutes Stadion, 4.000 Zuschauer im Schnitt, ein volles Haus gegen Salzburg und Rapid. Vielleicht reden wir uns noch einmal zusammen. Teurer wird er nicht, wenn er nie spielt. Das ist der einzige Vorteil. Ansonsten hat er meiner Meinung nach ein halbes Jahr seiner Karriere vertan.

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