Michael Raffl im Interview: "Bin bereit, aber noch nicht im Rhythmus"

Von APA
Michael Raffl verstärkt Österreichs Nationalmannschaft.
© GEPA

Österreichs Nationalmannschaft hat im Kampf um den Klassenerhalt bei der A-WM in Dänemark Verstärkung erhalten. NHL-Stürmer Michael Raffl von den Philadelphia Flyers ist am Sonntagabend in Kopenhagen angekommen, hat am Montag das Training absolviert und ist bereit für die Partie gegen die Slowakei am Dienstag (16.15 Uhr).

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Aufgrund der Bürokratie nach der Geburt seiner Tochter Elina vor drei Monaten kam Raffl mit Verspätung nach Kopenhagen, will nun aber mithelfen, den Klassenerhalt zu schaffen. Am Montag sprach der 29-Jährige über seine Saison in Philadelphia und die Erwartungen in Kopenhagen.

Frage: Wie fällt ihr Resümee zur Saison in Philadelphia aus?

Michael Raffl: Eigentlich hatte ich ein ganz gutes Jahr, mit einem sehr langsamen Start. Am Anfang war es vierte Linie, da bekommt man nicht so viel Eiszeit. Es ist schwer, Punkte zu machen, wenn du nicht Powerplay und in den ersten drei Linien spielst. Aber ich habe nicht aufgehört zu arbeiten, das hat sich schlussendlich ausgezahlt. Ich habe mir eine größere Rolle erarbeitet. Man braucht eine Rolle in einer Mannschaft. Wenn du weißt, du wirst gebraucht, gibt dir das Spaß am Eishockey.

Frage: Wie war das Feedback des Trainers nach Saisonschluss?

Raffl: Dass sie froh sind, dass sie einen Spieler haben, den sie überall einsetzen können. Ich habe vierte Linie gespielt und erste Linie - außer Backup-Torhüter war ich heuer alles. Sie wollen halt, dass ich meine Produktion steigere, was verständlich ist. Man versucht, sich von Jahr zu Jahr zu steigern.

Eishockey-WM 2018: Spielplan der österreichischen Mannschaft

DatumUhrzeitGegnerErgebnis
Samstag, 05.05.201812.15 UhrSchweiz2:3 n.V.
Sonntag, 06.05.201812.15 UhrRussland0:7
Dienstag, 08.05.201816.15 UhrSlowakei
Mittwoch, 09.05.201820.15 UhrSchweden
Freitag, 11.05.201816.15 UhrFrankreich
Samstag, 12.05.201816.15 UhrWeißrussland
Dienstag, 14.05.201820.15 UhrTschechien

Frage: Wie sehen Sie das Play-off gegen Pittsburgh?

Raffl: Man mus fairerweise sagen, sie waren besser und sind verdient weitergekommen. Sie wissen wirklich, wie man in so einer Play-off-Serie gewinnt. Am Ende des Tages waren wir nicht gut genug.

Frage: Wie war ihre Vorbereitung auf die WM?

Raffl: Ich fühle mich sehr gut. Ich habe jetzt seit drei Wochen Saisonaus, ausgerastet sollte ich sein. Leider hatte ich nicht so viele Möglichkeiten, auf das Eis zu kommen. Und wenn ich aufs Eis gegangen bin, hatten nicht viele Lust, mitzugehen. Da war ich oft alleine am Eis, da kannst du keine Pässe spielen, es wird schnell langweilig. Perfekt war es nicht. Ein bisschen wird es dauern, bis ich im Rhythmus bin. Aber so routiniert sollte ich mittlerweile sein, dass ich, auch wenn ich nicht bei 100 Prozent bin, einen Weg finde, der Mannschaft zu helfen.

Frage: Was haben Sie von der WM bisher mitbekommen?

Raffl: Die erste Partie gegen die Schweiz habe ich mir angeschaut, in der zweiten bin ich im Flieger gesessen, da habe ich nur das Ergebnis gesehen. Man kann mit beiden zufrieden sein. Gegen Schweiz einen Punkt, das kann extrem wichtig werden, wir hätten auch gewinnen können. Starke (Torhüter Starkbaum) hat unglaublich gespielt, das brauchst du auf diesem Niveau; wenn der Tormann super spielt, hast du immer eine Chance. Gegen Russland 0:7 muss man fairerweise sagen ist okay. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.

Frage: Wie gehen Sie damit um, dass die Erwartungshaltung mit einem NHL-Spieler nun höher ist?

Raffl: Man verspürt immer einen Druck, den macht man sich immer selbst. Ich weiß, was man von mir erwartet, aber man muss realistisch bleiben. Jedes Spiel drei Tore von mir wird sich nicht ausgehen. Aber ich werde mein Bestes geben, der Mannschaft zu helfen, wo ich kann. Hart arbeiten, defensiv stabil sein und vielleicht das eine oder ander Tor schießen hoffentlich."

Frage: Wissen Sie schon, welchen Plan der Trainer mit Ihnen hat?

Raffl: Er würde mich gerne als Center spielen lassen. Das habe ich über ein Jahr nicht gespielt und macht die Aufgabe nicht leichter, aber wo immer man gebraucht wird. Es sollte aber passen, ich habe im Nationalteam zuletzt eigentlich immer Center gespielt.

Frage: Sie starten gegen die Slowakei, kann man die ähnlich wie die Schweiz einschätzen?

Raffl: Ziemlich ähnlich. Ich denke, dass man mitspielen kann. Wir haben die Slowakei in Helsinki geschlagen. Natürlich braucht man ein bisschen Glück und einen richtig guten Tag, aber chancenlos sind wir sicher nicht.

Eishockey-WM: Die Tabelle der Gruppe A

PlatzTeamSpieleTordifferenzPunkte
1.Russland2+146
2.Schweden1+53
3.Frankreich2-33
4.Tschechien1+12
5.Schweiz1+12
6.Slowakei1-11
7.Österreich2-81
8.Weißrussland2-90

Frage: Wie sehen Sie die Chance auf den Klassenerhalt?

Raffl: Die Schlüsselspiele musst du gewinnen, da musst du bereit sein. Keine leichten Gegentore hergeben, defensiv extrem stabil sein. Vielleicht haben die anderen mehr die Scheibe oder mehr Schüsse, aber wenn wir die Chance haben, müssen wir sie nützen.

Frage: Sie haben sofort für die WM zugesagt - hat dabei auch eine Rolle gespielt, dass der Teamchef in Amerika war?

Raffl: Es stimmt schon positiv, dass der Headcoach interessiert ist. Ich kenne die Burschen schon so lange, das ist quasi meine Familie. Ich habe schon vor der Saison gesagt, wenn ich fit bin und alles passt, würde ich schon sehr gerne kommen. Es ist schon bitter, wenn man verliert oder absteigt, aber man muss mit Spaß dabei sein. Es gibt nichts Besseres, als eine A-WM zu spielen.

Frage: Sehen Sie sich als Vorbild für junge Nationalteamspieler?

Raffl: Es hat mich schon sehr stolz gemacht, wo ich jetzt bin. Ich war in der zweiten schwedischen Liga, wie das Angebot (aus der NHL) gekommen ist, habe ich mir gedacht, ich probiere es ein Jahr. Wenn es nicht klappt, möchte ich alles probiert haben. Dass es so aufgegangen ist, ist doppelt schön.

Frage: Ihr Vertrag in Philadelphia läuft nach dieser Saison aus. Machen Sie sich Gedanken, ob Sie transferiert werden?

Raffl: Das kann man nicht beeinflussen. Je weniger man darüber nachdenkt, desto leichter machst du dir das Leben. Wenn du getradet wirst, wirst du getradet, ich habe keine Angst davor. Es gab keine Andeutungen, dass sie unzufrieden waren oder mich weghaben wollen. Man weiß aber nicht, welche Pläne sie haben. Philly hat viele Talente, die richtig gut sein sollen. Mal schauen, in welche Richtung die Flyers gehen wollen. Ich plane jedenfalls nächstes Jahr in Philly.

Frage: Was sagen Sie aktuell zur Liga und zu den Vegas Golden Knights?

Raffl: Dass es sehr viele gute Spieler gibt, die oft unterm Radar fliegen. Wie ich ihre ersten Spiele gesehen habe und gegen sie gespielt habe, war es erschreckend, wie gut die sind. Die sind wirklich Titelanwärter, wenn nicht sogar Favorit. Sie spielen unglaubliches Hockey.

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