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NFL - Week 13, Gewinner und Verlierer: Kein Respekt für den zukünftigen MVP Tyreek Hill?

Von Stefan Petri
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Week 13 der NFL Regular Season wird zur großen Bühne für den besten Wide Receiver der Liga: Kann Tyreek Hill jetzt sogar den MVP-Award gewinnen? Die New England Patriots setzen neue Maßstäbe in Sachen Offensivschwäche, auch bei den Eagles muss man sich unangenehme Fragen stellen. Gefeiert wird dagegen bei Jordan Love und einem kotzenden Mike Evans. Außerdem: Joe Flacco kann es noch, erfolgreicher Trash Talk, ein doppelter Fumble und ein Punter ganz allein auf weiter Flur. Die Erkenntnisse der Woche.

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NFL, Week 13 - Gewinner: Tyreek Hill (Wide Receiver, Dolphins)

"Tua ist der Beste der Welt", postete Tyreek Hill nach seinem Meisterwerk gegen die Washington Commanders am Sonntagabend auf X/Twitter, und stellte noch ein "Feuchte-Augen-Emoji" daneben, um der Dankbarkeit für seinen Quarterback Ausdruck zu verleihen. Zweifellos sehr nett von ihm, aber wenn hier einer der Beste ist, dann ist es der 29 Jahre alte "Cheetah": mindestens der beste Receiver, vielleicht sogar der beste Spieler der NFL. Fünf Catches genügten gegen Washington für 157 Yards und zwei Touchdowns, wäre das Spiel etwas enger gewesen, hätte er mit Sicherheit sogar noch bessere Stats aufgelegt.

Wer sich seine beiden Touchdowns anschaut, der weiß, dass Tua Tagovailoa deutlich dankbarer sein dürfte als umgekehrt, muss er den Ball schließlich gefühlt nur rausschleudern, wenn Hill seinen Bewacher mal wieder abgeschüttelt hat. Egal wie genau der Ball dann ist, ob sein Zielspieler ein bisschen abbremsen oder gegensteuern muss, er holt das Ding schon runter - und ist einen Sekundenbruchteil später auf und davon. Was soll man da als Gegenspieler machen, vor allem ohne Safety-Hilfe?

"Die Jungs sind großartig in ihrem Job und werden dafür auch bezahlt. Aber irgendwann weiß ich auch nicht mehr. Ich kann mich nur dafür bedanken, dass man mir keinen Respekt entgegenbringt, schätze ich", sagte Hill nach dem Spiel über die Single Coverage gegen ihn - die er nächste Woche gegen die Titans wohl nicht mehr sehen dürfte. Wirkt sich das auch auf den angestrebten 2.000-Yard-Rekord aus, den er anstrebt?

Genau 519 Yards fehlen ihm noch zu dieser Schallmauer, die in der Geschichte der NFL noch nie von einem Wide Receiver gebrochen wurde. Bei fünf verbleibenden Spielen sind das knapp 104 Yards pro Partie, was unter seinem bisherigen Schnitt liegt. Ach ja, zwölf Touchdowns sind ebenfalls der ligaweit beste Wert.

Der Award für den Offensive Player of the Year ist ihm damit kaum noch zu nehmen. Was ist mit dem MVP? Könnte er als erster Receiver überhaupt zum wertvollsten Spieler einer Saison gewählt werden? Darauf gehen wir unten noch einmal ein, aber an der besten Saison des besten Wideouts ist auf jeden Fall nicht mehr zu rütteln. Das sieht auch Hill so: "Auch ohne diese Statistiken wäre das meine beste Saison, glaube ich. Ich bin am richtigen Ort für meinen Quarterback, blocke gut und verstehe die Offense." Schon 2022 seien die Stats gut gewesen (1.710 Yards, 7 TDs), "aber es gab noch viel Luft nach oben. Da dachte ich mir: Damit gebe ich mich nicht zufrieden. Ich kann noch viel besser sein."

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NFL, Week 13 - Touchdown-Jubel der Woche: Tyreek Hill

Anschnallen, jetzt geht es abwärts! Der perfekte Jubel ist quasi die Sahne auf der Touchdown-Torte, er verleiht noch einmal das gewisse Etwas. Das ist den Dolphins mit diesem "Achterbahnjubel" auf jeden Fall gelungen, oder um es mit Tua Tagovailoa zu sagen: "10 von 10".

Der Jubel war übrigens nicht für Hill reserviert, sondern ein Gemeinschaftsprodukt von Lineman Robert Hunt und mehreren Receivern. Ausgedacht am Freitag, einmal geprobt, fertig. "Es hat keine Rolle gespielt, wer den Touchdown erzielte, wir hätten es sowieso gemacht", verriet Hill. Zudem stünde die Achterbahn bildlich für die Höhen und Tiefen im Football. Das kommt mir bekannt vor ..!

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NFL, Week 13 - Verlierer: New England Patriots

"Gewinnende Verlierer" waren die Pats letzten Montag nach der wichtigen 7:10-Niederlage gegen die Giants, und so könnte man sie auch diesmal wieder einordnen, schließlich belegen sie nach dem Sieg der Cardinals (3-10) über die Steelers (7-5) jetzt mit zwei Siegen und zehn Niederlagen Stand jetzt den alleinigen zweiten Platz in der Draft-Reihenfolge. Außerdem will man auch nicht jede Woche nur draufhauen, sie sind halt schlecht.

Wer allerdings so schlecht ist wie New England derzeit, der kommt hier nicht ungeschoren davon. Und hier nehmen wir die Defense ausdrücklich aus, die leistet nämlich Schwerstarbeit. Für die Offense jedoch war das 0:6 gegen die Los Angeles Chargers schon die zweite Nullnummer vor eigenem Publikum in dieser Saison. Zum Vergleich: Null Punkte daheim hatte es in den 29 Jahren zuvor unter Besitzer Robert Kraft nur ein einziges Mal gegeben.

Noch schwerer liegt diese Statistik im Magen: Nach dem 6:10 gegen die Colts, 7:10 gegen die Giants und jetzt 0:6 gegen die Bolts haben die Pats drei Spiele in Folge verloren, ohne jeweils mehr als zehn Punkte zuzulassen. Das hat es in der NFL seit 1938 (!) nicht gegeben. Ob Mac Jones als Quarterback oder wie diesmal Bailey Zappe: Da bleiben den Fans nur die guten alten Papiertüten über dem Gesicht ...

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NFL, Week 13 - Comeback der Woche: Joe Flacco (Quarterback, Cleveland Browns)

Ich will ganz ehrlich sein: An Joe Flacco in der ohnehin unvorteilhaften braun-roten Farbkombination der Browns werde ich mich so schnell nicht gewöhnen. Das passt einfach nicht, zumal er seine größten Erfolge ja bekanntlich auch noch beim Division-Rivalen aus Baltimore feiern konnte. Insgesamt aber natürlich sensationell, dass der Altmeister mit fast 39 Jahren noch einmal ein Team gefunden hat - und dass er, nehmen wir sein Debüt für die Browns mal zum Maßstab, durchaus noch mithalten kann!

254 Yards, zwei Touchdowns und eine Interception, das liest sich doch ganz ordentlich! Bis zu seinem Pick beim Stand von 19:20 im Schlussviertel war sein Team auswärts in L.A. auch noch voll dabei, und dabei hatte er erst vor zwei Wochen bei den Browns unterschrieben. Okay, 23/44 ist als Passquote nicht so prall, aber so ist Flacco eben: Er hat noch nie einen tiefen Pass gesehen, den er sich nicht zugetraut hat. "Flacco hat den Überblick behalten und gute Entscheidungen getroffen", lobte Head Coach Kevin Stefanski. "Das haben wir von ihm erwartet."

Abzuwarten bleibt, wie Flaccos alte Knochen den wöchentlichen Grind wegstecken: Sacks von Aaron Donald bei Fourth-and-34 machen schließlich nur bedingt Spaß. Für Stefanski gibt es nach diesem Spiel aber eigentlich keinen Grund dafür, seinen Veteranen nicht weiter starten zu lassen. Mit ausstehenden Partien gegen die Bears, Jets und Bengals darf Cleveland (7-5) absolut auf die Playoffs hoffen.

Bleibt die Frage, warum Flacco so lange auf einen Start warten musste. Die Patriots, Jets oder Giants hätten ihn sicherlich gut gebrauchen können. Und auch die Steelers stünden mit Flacco jetzt deutlich besser da ...

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NFL, Week 13 - Gewinner: Deebo Samuel (Wide Receiver, San Francisco 49ers)

Faustregel: Wer ein Freund von Trash Talk ist, der sollte auf dem Feld später auch abliefern! Musterbeispiel dafür ist seit gestern Niners-Receiver Deebo Samuel. Der hatte die Offseason damit verbracht, verbale Giftpfeile gegen die Eagles abzufeuern, man habe in den Playoffs nämlich nur aufgrund der Verletzung von Brock Purdy verloren und sei eigentlich das bessere Team. "Das Team, dass ich aktuell am meisten hasse? Die Eagles, einhundertprozentig", sagte er zu Comedian Kevin Hart. Und sein Urteil zu Eagles-Cornerback James Bradberry? "Trash!"

Kann man machen, wenn man anschließend beim 42:19-Erfolg vier Pässe für 116 Yards und zwei Touchdowns fängt - und am Boden noch drei Läufe für 22 Yards und einen weiteren Score beisteuert. Deshalb gab es anschließend Beifall von den Teamkollegen. "Ich liebe es, dass er Ansagen machen kann, und dann in feindlicher Umgebung trotzdem abliefert", sagte Defensive End Nick Bosa. "Das können nur die ganz Großen." Ähnlich sah es QB Purdy: "Mann, ich musste ihm nur den Ball mit ein bisschen Platz geben und er hat den Rest erledigt."

Samuel selbst, der nach Jauan Jennings' Touchdown zum 35:13 noch in die Menge gewunken hatte, um sich ja auch richtig beliebt zu machen, gab sich nach dem Spiel überraschend zahm: "Ich gebe es zu, ich war die ganze Woche brandheiß. Aber Trash Talk gehört zum Spiel dazu. Hoffentlich hat es niemand zu ernst genommen."

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NFL, Week 13 - Verletzung der Woche: Ryan Stonehouse (Punter, Tennessee Titans)

Als Punter greift man sich den langen Snap, nimmt den Kopf runter und konzentriert sich auf seine Aufgabe - wohlwissend, dass über ein halbes Dutzend Gegenspieler alles versuchen, um dich über den Haufen zu rennen (wenn sie vorher den Ball berühren, ist es auch noch völlig legal). Schutzhaltung? Haha.

Insofern kann man nur mit Ryan Stonehouse von den Titans mitfühlen. Der 24-Jährige war mitten in einer richtig starken zweiten NFL-Saison, da ließen ihn seine Special-Teams-Vorderleute im dritten Viertel im Stich: Der Colts-Rush kam durch und blockte Stonehouse' Punt derart, dass er mit dem Gesicht voraus auf dem Turf landete.

Kann passieren, ist jedem Punter schon passiert. Nur wenige Spielminuten später musste Stonehouse dann wieder ran, aber diesmal blieb Colts-Corner Tony Brown komplett ungeblockt und war zur Stelle, bevor Stonehouse überhaupt zum Punt ausholen konnte. Ganz bitter: Brown erwischte völlig legal den Ball, räumte dann aber Stonehouse' Standbein ab (den Clip erspare ich Euch). Der blieb liegen und wurde nach dem Spiel an Krücken gesichtet - alles deutet auf eine schwere Verletzung hin. Gute Besserung!

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NFL, Week 13 - Verlierer: Philadelphia Eagles

Nach Week 12 haben wie die Eagles an dieser Stelle noch als Spitzenteam gefeiert. Jeder hat mal einen schlechten Tag, insofern ist ein kleiner Durchhänger nach Siegen bei den Chiefs und über die Eagles nicht dramatisch. "Wir sind aktuell nicht gut genug", sagte Center Jason Kelce. "Wir sind natürlich enttäuscht, weil wir es heute nicht hinbekommen haben. Aber es bleiben uns noch ein paar Spiele."

Wichtig ist jetzt vor allem das kommende Sunday Night Game: Verliert man das auch, ist der Vorsprung an der Spitze der NFC plötzlich futsch, statt Rang eins und Heimvorteil in den Playoffs droht eine Wildcard inklusive Auswärtsspiele. "Viel haben wir nicht richtig gemacht", kritisierte Defensive Tackle Fletcher Cox, "wir haben nicht getackelt, nicht gecovert und einige Spielzüge vergeigt."

Ein nicht uninteressanter Nebenaspekt: Gegen die Cowboys geht es nicht nur um die Führung in der NFC East, sondern auch um Jalen Hurts' Vormachtstellung im MVP-Rennen. Gegen die Niners war er mit 298 Yards, einem Pass-TD und einem "Tush Push"-Score solide, mehr aber auch nicht. Dak Prescott dagegen legt seit Wochen große Zahlen auf, was ihm noch fehlt ist ein Sieg gegen ein Top-Team. Und dahinter? Purdy hat die Zahlen, profitiert aber extrem stark vom 49ers-Scheme. Patrick Mahomes müsste schon einen sensationellen Endspurt hinlegen. Vielleicht also doch Tyreek Hill?

MVP-Rennen: Die Statistiken der Top-Quarterbacks nach Week 13

Jalen HurtsBrock PurdyPatrick MahomesLamar JacksonDak PrescottTua Tagovailoa
Passing Yards2.9953.1853.1272.6183.2343.457
Passing TDs192322132624
Interceptions106105610
Rushing Yards43013133157417440
Rushing TDs1220520
Sacks322317292617
Passer Rating93.8116.195.198.4108.3106.0
QBR61.375.669.858.575.661.9
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NFL, Week 13 - Gewinner: Jordan Love (Quarterback, Green Bay Packers)

Es sieht immer stärker danach aus, als hätten die Packers ihren neuen Franchise-Quarterback gefunden. Das hätte vor knapp zwei Monaten noch niemand gedacht, da steckte Jordan Love nämlich mitten in einer Pleitenserie und warf gegen die Lions und Raiders insgesamt fünf Interceptions. Doch mittlerweile hat sich der 25-Jährige gefangen und liefert ab! Acht Touchdown-Pässe ohne Pick in den letzten drei Spielen, allesamt Siege für die Cheeseheads, die jetzt wieder mitten im Playoff-Rennen stecken.

Für Love war das Duell mit den Chiefs obendrein ein ganz Besonderes: Genau 756 Tage zuvor hatte er gegen KC in der NFL debütiert, war beim 7:13 am 7. November 2021 aber vom gegnerischen Blitz aber in seine Einzelteile zerlegt worden. Das versuchten die Chiefs diesmal wieder - doch Love war auf die zusätzlichen Pass Rusher vorbereitet: 10/13 mit drei Touchdowns gegen den Blitz!

"Ich persönlich hatte das Spiel schon lange in meinem Kalender markiert", gab er zu. "Mein erster Start lief offensichtlich nicht wie erwünscht. Deshalb ist der Sieg beim Wiedersehen umso Wichtiger." Auf Green Bay warten in den kommenden Wochen die Giants, Buccaneers und Panthers, die Siegesserie könnte also noch eine Weile anhalten.

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NFL, Week 13 - Spielzug der Woche: Will Levis (Quarterback, Tennessee Titans)

Ballverlust und Ballgewinn im gleichen Spielzug - das muss man erst einmal schaffen. So gesehen bei Titans-QB Will Levis, der im ersten Viertel vom Pass Rush der Colts erwischt wurde: Der Ball spritzte aus seiner Hand nach vorn, in die Arme von Colts-Safety Julian Blackmon, der das Leder an der Mittellinie gerade noch fangen konnte. Doch während seine Teamkollegen um ihn herum auf Interception plädierten, hatte Levis bereits den Vorwärtsgang ein- und die knapp 20 Yards zu Blackmon als Schnellster zurückgelegt. Er rammte den gerade aufstehenden Blackmon zu Boden und riss ihm den Ball aus den Händen, den er auch noch höchstselbst sicherte.

Macht summa summarum: Sack, Lost Fumble, Tackle, Forced Fumble, Fumble Recovery - und ein Raumgewinn für acht Yards bei Third-and-10. Weil es sich um einen neuen Ballbesitz handelte, gab es obendrein wieder ersten Versuch. Ein Fuchs, dieser Levis!

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NFL, Week 13 - Statistik der Woche: Mike Evans (Wide Receiver, Tampa Bay Buccaneers)

30 Jahre ist Mike Evans mittlerweile alt. Der Wide Receiver, 2014 an siebter Stelle gedraftet, hat in seiner NFL-Karriere schon so einiges erlebt, der Höhepunkt war natürlich der Super-Bowl-Sieg an der Seite von Tom Brady in der Saison 2020. Davor und danach gab es für das Team aus Florida aber auch magere Jahre.

Eine Konstante war jedoch stets dabei: Evans und seine 1000-Yard-Saisons. Diese Marke hatte er nämlich in jeder Saison geknackt, und dank 162 Yards gegen die Panthers war es auch 2023 soweit. Immer vierstellige Receiving Yards in den ersten zehn Saisons einer Karriere hatte es zuvor noch nie gegeben. "Davon träumt man als Kind" sagte Evans nach dem Spiel über seine Karriere. "Ich war schon immer ein riesiger Sport-Fan und sagte mir: Eines Tages will ich auch einer von denen sein. Das habe ich geschafft und bin sehr glücklich."

1.000 Receiving Yards sind vielleicht nicht mehr die Marke wie zu Zeiten von Jerry Rice, der das Kunststück 14-mal schaffte. Aber Evans spielte eben nicht nur mit Tom Brady zusammen, sondern auch mit Josh McCown, Mike Glennon, Jameis Winston oder Ryan Fitzpatrick. Geschenkt bekommen hat er die Yards nicht.

Übrigens: Nach seinem 75-Yard-Tochdown im dritten Viertel ging Evans erst einmal an die Seitenlinie - und übergab sich. Alles raus, was keine Miete zahlt!

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