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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 18 in der NFL

Die Green Bay Packers verpassen nach einer Niederlage im Saison-Finale die Playoffs.
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All-Pro Team 2022: Wide Receiver, Offensive Line

Wide Receiver: Tyreek Hill, Miami Dolphins

Es ist nicht leicht, Receiver über die letzten Jahre zu finden, die einen vergleichbaren Impact auf ihre Offense hatten, wie ihn Hill dieses Jahr auf die Dolphins-Offense hatte.

Wir alle wissen, dass Hill nicht nur über extremen Speed verfügt, sondern dass seine Explosivität, die Fähigkeit, blitzartig die Richtung zu ändern oder einen Cut zu setzen, ihn zu einem der gefährlichsten Receiver in der NFL macht.

Das war er jahrelang in Kansas City, und die große Frage lautete, ob er das aufrechterhalten kann, wenn er von einem der spektakulärsten Passer in der NFL in Patrick Mahomes zu Tua Tagovailoa, einem eher auf Effizienz ausgelegten Quarterback, wechselt. Die Antwort war ein klares Ja.

Bereits nach Woche 16 hatte Hill einen persönlichen Bestwert für Receiving-Yards in einer Saison aufgestellt. Nachdem seine durchschnittliche Target-Tiefe in der Vorsaison auf 10,6 Yards gefallen war - mit Abstand sein Karriere-Tiefstwert, abgesehen von seiner Rookie-Saison - kletterte er im ersten Jahr in Miami wieder auf über zwölf Yards. Und das erst zum dritten Mal in seiner Karriere (2018, 2020).

Hill spielte dabei weniger aus dem Slot als in den vergangenen Jahren bei den Chiefs, und als Outside-Receiver pulverisierte er seinen persönlichen Bestwert für Yards pro gelaufener Route: Erstmals knackte er die drei Yards pro gelaufener Route, und das deutlich. Auch die persönliche Bestmarke was Contested Catches in einer Saison angeht (13) hatte er bereits nach Woche 16 eingestellt.

Kurzum: Hill war dominant, und das obwohl er in Miami maßgeblicher Treiber der Offense sein musste. Hills Qualitäten ließen das Scheme nicht nur funktionieren, sie prägten das Scheme. Und das ist etwas, was man über nicht viele Receiver sagen kann.

Wide Receiver: Justin Jefferson, Minnesota Vikings

Auch über Jefferson kann man sagen, dass er das Scheme seiner Offense geprägt hat. Nicht ganz so offensichtlich wie Hill, was aber auch wesentlich daran liegt, dass Jefferson deutlich flexibler ist und eine Vielzahl an Rollen in der Vikings-Offense einnehmen kann und muss.

Jefferson ist der derzeit vielseitigste Elite-Receiver in der NFL.

Und natürlich gibt es da die Rekorde, die er gebrochen hat. Bereits in Woche 16 knackte er den Franchise-Rekord für Receiving-Yards in einer Saison (Randy Moss/1.632 Yards) sowie den Franchise-Rekord für Catches in einer Saison (Cris Carter/122). Die meisten Catches und Yards für einen Receiver in seinen ersten drei Jahren in der NFL, Jefferson hat einige Bestmarken in dieser Saison geknackt.

Die Zahlen und Stats sind unbestreitbar, auch deshalb wird Jefferson bereits seit einigen Wochen in der MVP-Debatte aufgebracht. Und während ich zwar in der heutigen NFL nie für einen Nicht-Quarterback als wertvollsten Spieler der Liga argumentieren würde, so kann man durchaus sagen, dass Jefferson, ähnlich wie Hill bei den Dolphins, der wertvollste Spieler der Vikings in dieser Saison war.

Denn auch wenn Minnesota im Laufe der Saison eine absurde, und irgendwann eine historische Menge an engen Spielen für sich entscheiden konnte, was unweigerlich zu der Frage führte, inwieweit die Vikings ein gutes, und inwieweit sie ein glückliches Team sind, so muss man doch konstatieren dass häufig Justin Jefferson der Grund dafür war, dass die Vikings in diese Spiele zurückkommen konnten.

Kein Receiver in dieser Saison hat in meinen Augen so regelmäßig Spiele individuell dominiert und sein Team in Spiele zurückgebracht oder getragen, wie Jefferson. Route-Running, Explosivität, Physis - er bringt alles mit, und sollten die Vikings in den Playoffs einen Run hinlegen, gehe ich fest davon aus, dass er der maßgebliche Treiber dafür sein wird.

Wenn ich einen Receiver für die nächsten fünf Jahre auswählen müsste, wäre er meine klare Wahl.

Wide Receiver: A.J. Brown, Philadelphia Eagles

Dass A.J. Brown ein guter Receiver nach dem Catch ist, das ist keine neue Erkenntnis. Im Gegenteil: In-Breaker über die Mitte zu fangen und dann mit dem Ball in der Hand wie ein Running Back zum Bulldozer zu werden, war so etwas wie seine Spezialität in der Titans-Offense über die letzten Jahre.

Diese Qualitäten hat er nach wie vor, aber was in seiner ersten Saison bei den Eagles umso stärker in den Fokus gerückt ist, sind seine Big-Play-Qualitäten Outside.

Als vertikaler Receiver hatte Brown seine eindeutig produktivste NFL-Saison, und die Tatsache, dass die Eagles ihn als isolierten Receiver aufbieten und darauf vertrauen konnten, dass er gewinnt, gab der Offense eine kritische Dimension.

Ich habe im Zusammenhang der Recherche für mein All-Pro-Team, die immer auch ein klein wenig einem Saisonrückblick für mich gleicht, überlegt, inwieweit Brown in meinen Augen die Eagles-Offense neu definiert hat. Dass er sie besser gemacht hat, steht außer Frage; seine Präsenz kreierte bessere Matchups und mehr Räume für DeVonta Smith, seine Qualitäten auch am Catch Point halfen Jalen Hurts enorm.

Jefferson und Hill sind für mich No-Brainer in dieser Liste, beim dritten Receiver-Spot wäre auch Davante Adams für mich denkbar gewesen, weil er noch viel mehr die Raiders-Offense getragen hat. Wenn wir über einen echten Slot-Receiver als dritten All-Pro-Receiver sprechen, dann habe ich Amon-Ra St. Brown ganz oben auf der Liste.

Über keinen dieser Spieler hätte ich hier ernsthaft diskutiert, und letztlich ist es dann auch ein wenig individuelle Geschmackssache; und subjektiv ist es sowieso.

Dass Brown aber seinem Spiel dieses vertikale Element hinzufügte, schob ihn für mich in den Kreis der Elite-Receiver, und ich denke nicht, dass wir über Jalen Hurts in der MVP-Diskussion sprechen würden, hätten die Eagles diesen Trade nicht gemacht.

Knapp dahinter: Davante Adams, Raiders

Left Tackle: Trent Williams, San Francisco 49ers

Williams' Dominanz an diesem Punkt ist absolut außergewöhnlich. Die meisten NFL-Beobachter - und definitiv die meisten Niners-Fans - dürften mittlerweile wissen, was für eine absurde Force er als Run-Blocker ist, was in Shanahans Offense nochmal gestiegenen Wert hat.

Aber er ist eben auch einer der absolut besten Pass-Blocker in der NFL. Wenn ich mit einem Offensive Lineman ligaweit eine neue Line aufbauen müsste, wäre Williams meine Wahl.

Knapp dahinter: Andrew Thomas, Giants; Laremy Tunsil, Texans

Left Guard: Joel Bitonio, Cleveland Browns

Bei allen Turbulenzen rund um diese Franchise - auf gutes Guard-Play können sich die Browns dieser Tage verlassen. Auch letztes Jahr war Bitonio mein All-Pro-Left-Guard, mit Wyatt Teller als Alternative auf der rechten Seite.

Bitonio ist ein wahnsinnig guter und verlässlicher All-Around-Guard, ohne klar definierbare Schwäche und für das Run Game der Browns eine wichtige Säule. Ich bin gespannt, ob in den nächsten Jahren dieser Spot wieder stärker umkämpft sein wird, aber für den Moment sehe ich keine echte Konkurrenz in diesem Jahr.

Center: Jason Kelce, Philadelphia Eagles

Der - und das ist rein sportlich zu verstehen, auch wenn man es durchaus darüber hinaus interpretieren könnte - auffälligste Center in der NFL. Zu sehen, wie die Eagles Kelce bei Run Plays in den Raum bewegen, wie sie seine Athletik nutzen, um neue Blocking-Winkel zu kreieren, ist nochmal eindrucksvoller, wenn das Quarterback-Run-Game als zusätzliche Komponente mit dazu kommt.

Kelces Athletik war immer sein Trumpf, gerade eben was das Run-Blocking angeht. Dieses Jahr kann man aber durchaus argumentieren, dass er auch der beste Pass-Blocking-Center in der NFL war. Eine absolut herausragende Saison.

Knapp dahinter: Creed Humphrey, Chiefs; Corey Linsley, Chargers

Right Guard: Michael Onwenu, New England Patriots

Zack Martin war hier in vielen vergangenen Jahren ein simpler Pick, und er ist auch in diesem Jahr zumindest in der Verlosung. Chris Lindstrom von den Falcons hat einen riesigen Sprung gemacht, wenn auch in einer Offense, die ihre Line zumindest im Passspiel sehr gut verstecken konnte. Eine Offense, die das nur selten geschafft hat, ist die der New England Patriots - die zusätzlich von einem physischen Run Game abhängig ist. Onwenu war in dieser Patriots-Line in beiden Aspekten auf sehr hohem Level sehr konstant und hat sich ein entsprechendes Scheinwerferlicht verdient.

Knapp dahinter: Zack Martin, Cowboys

Right Tackle: Lane Johnson, Philadelphia Eagles

In einer insgesamt dominanten Eagles-Line stechen zwei Spieler regelmäßig heraus: Der bereits erwähnte Jason Kelce, sowie Right Tackle Lane Johnson, und beide haben dieses Jahr auf einem Level gespielt, das eine All-Pro-Auszeichnung verdient hat.

Bei Johnson ist es einerseits die Athletik, die vor allem im Run Game sichtbar ist, gepaart mit andererseits einer unheimlich niedrigen Fehlerquote in Pass-Protection. Die Eagles haben einen tiefen Kader, selbst in der Line. Aber sollte Johnson für die Playoffs nicht wieder fit sein, wäre das ein Verlust, der sich sehr schnell und sehr direkt bemerkbar machen würde.

Knapp dahinter: Tristan Wirfs, Buccaneers