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NFL - Los Angeles Chargers - Ist die Verletzungswelle nur die Spitze des Eisbergs?

Von Marko Markovic
Brandon Staley sieht einer verletzungsgeplagten Saison entgegen
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Die Los Angeles Chargers waren in der Offseason dank aggressiver Moves unter die Titelanwärter geklettert. Umso enttäuschender sind die Fehltritte, die sich das Team seit Saisonbeginn fast wöchentlich erlaubt. Einiges davon ist einer bitteren Verletzungsserie geschuldet, die wenige Teams unbeschadet überstehen würden. Manches davon aber auch nicht.

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Ein junger Star-QB auf einem günstigen Vertrag, ein moderner Head Coach, ein wegweisendes und oft kopiertes defensives Scheme und noch dazu beeindruckende Neuzugänge im Frühjahr: Die Chargers hatten kurz vor Saisonbeginn eine der besten denkbaren Aussichten, die ein Playoffanwärter nur haben kann. War man im Februar noch auf Platz 14 bei den Super-Bowl-Quoten der Buchmacher, kletterte man bis September auf Platz 6 - nur die Bills und die Chiefs waren höher in der AFC.

Doch bereits in den ersten zwei Wochen - einem Sieg gegen die Raiders und einer knappen Niederlage gegen die Chiefs - zeigten sich erste Risse im Fundament.

Chargers in der Verletzungsmisere

Zum einen waren etliche Schlüsselspieler bereits Anfang der Saison verfolgt vom Verletzungspech. Der Star-Cornerback der Free Agency, J.C. Jackson, den die Chargers für teuer Geld geholt haben, um ihrer Defense eine echte Shutdown-Option zu geben, verletzte sich im August und verpasste Woche 1. Letzten Sonntag gegen die Seahawks erlitt Jackson eine schwere Knieverletzung, die ihn die Saison kostet.

Joey Bosa und Khalil Mack könnten - wenn gesund - das beste Edge-Duo der Liga werden.
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Joey Bosa und Khalil Mack könnten - wenn gesund - das beste Edge-Duo der Liga werden.

Edge Rusher Joey Bosa verletzte sich in Woche 3 gegen Jacksonville und musste auf IR - eine Rückkehr ist nicht ausgeschlossen, aber derzeit klafft gegenüber Khalil Mack, dem anderen Star-Neuzugang, eine große Lücke in der Front 7. Einige der langen Läufe, die die Chargers bisher erlaubt haben (der 41-Yarder von Nick Chubb im Browns-Spiel, der 75-Yarder von Dameon Pierce im Texans-Spiel oder der 74-Yarder von Kenneth Walker im Seattle-Spiel), waren einfache Pitches nach rechts - weg von Mack. Bosa fehlt hier nicht nur als Pass Rusher.

Offensiv war das Verletzungspech nicht geringer: Left Tackle Rashawn Slater musste nach drei Wochen seine Saison mit einer gerissenen Bizepssehne beenden. Center Cory Linsley hat mehrere Spiele mit unterschiedlichen Verletzungen ausgesetzt. Und auch jenseits der Offensive Line hörte das Pech nicht auf.

Wide Receiver Keenan Allen verletzte sich in Woche 1 und kehrte erst letzten Sonntag zurück. Aber bereits zur Halbzeit wurde er wieder rausgenommen, da er nicht die gewünschte Explosivität in den Bewegungen hatte und das Team nichts riskieren wollte.

Kritik an Staleys Umgang mit Verletzungen

Das ist womöglich eine direkte Reaktion auf die Kritik, die Head Coach Brandon Staley für das Handhaben einer anderen Verletzung hatte. Als Quarterback Justin Herbert in Woche 2 einen Bruch im Rippenknorpel erlitt, ließ Staley ihn nicht nur das Spiel beenden, sondern auch die Woche drauf spielen. Sichtlich angeschlagen, konnte er die Chargers-Offense nicht zum Leben erwecken und es setzte eine bittere Niederlage gegen die Jaguars.

Zusätzlich zu Allens langsamer Genesung, erlitt der andere Starter auf Wide Receiver, Mike Williams, einen verstauchten Knöchel gegen Seattle, der ihn Wochen kosten wird. Jalen Guyton ist bereits seit September auf IR, Josh Palmer ist seit dem Seattle-Spiel im Concussion-Protocol. Hätten die Chargers keine Bye-Week, müssten sie bei einem hypothetischen Spiel am Sonntag sehr viele Snaps von DeAndre Carter, Jason Moore Jr. und Michael Bandy auf WR sehen. Plus, vielleicht, Allen.

Soweit sind die Sorgen der Chargers also verständlich - kaum ein Team muss auf so vielen Schlüsselpositionen angeschlagen agieren. Für manche Teams sind solche Verletzungswellen leichter abzufangen, aber dank dem All-In-Aspekt der Offseason waren eben weniger Ressourcen für Kadertiefe, Backups und Notfallpläne vorhanden. In der Ecke, in die sie sich selbst gebracht haben, ist nun ein Bad Case eingetreten, und die Aufgabe der Coaches ist es, hier trotzdem das Beste aus dem Team herauszuholen.

Fraglich ist, ob dies auch tatsächlich in Los Angeles passiert.

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