Dass der letzte Drive überhaupt zustande kam, war einem zweifelhaften Play Calling der Giants zu verdanken, die zu viel Risiko gingen und sich dagegen entschieden, kurz vor Schluss per Run viel Zeit von der Uhr zu nehmen. Damit sollten sich die G-Men selbst um den Lohn einer bis dato weitestgehend fehlerfreien Partie bringen, denn die finalen Sekunden wurden entscheidend.
Romo (36/45, 356 YDS, 3 TDs, 2 INT) gelang der Comeback-Sieg mit dem letzten Drive, nachdem er sich lange Zeit mit der Giants-Secondary schwer getan hatte. Bei New York hatte die Offense ebenfalls Probleme, so dass sich das NFC-East-Duell als deutlich defensiver als erwartet entpuppte. Nach dem Spiel gab es den Schock für die Cowboys: Dez Bryant hat sich den Fuß gebrochen und wird für vier bis sechs Wochen ausfallen.
Die Reaktionen:
Tom Coughlin (Head Coach New York Giants, über den Wurf spät im Spiel): "Das war meine Schuld, das nehme ich auf meine Kappe. Die Entscheidung, bei Third Down zu werfen, war keine gute Entscheidung."
Eli Manning (New York Giants): "Ich muss da am Ende wissen, dass ich den Sack einstecken muss, anstatt den Ball weg zu werfen. Da gibt es gar keine Frage. Wir hätten den Sack mitnehmen und das Field Goal kicken sollen, um so Zeit von der Uhr zu nehmen."
Tony Romo (Dallas Cowboys): "Wir haben in vielen Bereichen nicht gut gespielt, und natürlich waren die Turnover eine der größten Baustellen. Aber du musst immer an dich glauben. Dez zu verlieren ist ein schwerer Schlag, man kann ihn nicht einfach ersetzen."
Jason Garrett (Head Coach Dallas Cowboys, über Tony Romo): "Er ist richtig abgezockt und weiß genau, was er tun will. Im Huddle herrschte ein enormes Selbstbewusstsein, und das entspringt zu großen Teilen aus dem Quarterback."
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Der Spielfilm:
Vor dem Kick-Off: Das erste Sunday-Night-Game der neuen Saison ist gleich ein Klassiker: Die Cowboys können ihren fünften Sieg über die Giants in Folge einfahren und damit die eigene Bestmarke einstellen. Die spannende Frage: Wer beweist sich hinter der besten O-Line der Liga? Joseph Randle, Darren McFadden und Christine Michael kämpfen um das Erbe von DeMarco Murray.
Die G-Men müssen derweil ohne ihren besten Verteidiger auskommen: Jason Pierre-Paul fehlt bis auf Weiteres infolge seines Feuerwerk-Unfalls. Auch Linebacker Jon Beason und Receiver Victor Cruz sind nicht dabei. Viel dürfte also auf den Schultern von Odell Beckham Jr. ruhen. Die auf dem Papier anfällige Secondary bekommt gegen Dallas direkt zum Auftakt den Härtetest.
11.: Die ersten Zähler gehören den Cowboys, doch trotz eines Monster-Drives reicht es am Ende nur zu drei Punkten. Joseph Randle durfte von Beginn an im Backfield ran - und leistete sich prompt einen Fumble. Allerdings schaffte er es, sich das Ei selbst zurück zu holen. Der Kick sitzt, 3:0 Cowboys.
13.: Rashad Jennings zunächst im Glück wie zuvor Randle: Sein vermeintlicher Fumble wurde zurückgenommen, da er mit dem Ellbogen gerade so auf dem Boden war. Die Giants machen es Dallas anschließend gleich - 3:3. Allerdings kamen die Punkte zu einem womöglich hohen Preis: Odell Beckham Jr. steckte einen harten Hit ein und muss mit Verdacht auf Gehirnerschütterung in die Kabine.
25.: Die Cowboys-Defense erzwingt mit viel Druck den schnellen Punt und das Laufspiel sieht schon wieder gut aus. Doch die Receiver, inklusive Dez Bryant, haben noch etwas Sand im Getriebe und leisten sich einige Drops. So reicht es erneut nur zum Field Goal. 6:3 Cowboys.
29.: Der erste Touchdown gehört New York - und es ist ein kurioser! Cole Beasley liefert zunächst eine starke Route, läuft dann aber in eine blaue Wand und verliert den Ball. Dominique Rodgers-Cromartie schnappt sich das Ei und trägt es zurück in die Endzone - Touchdown, und plötzlich führen die G-Men, die den Ball bis dato insgesamt ganze siebeneinhalb Minuten hatten! 10:6 Giants!
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30.: Der Cowboys-Albtraum geht weiter: Jason Witten kann den Pass von Romo unmittelbar nach dem Fumble-TD nicht kontrollieren, Linebacker Uani' Unga sagt Danke und greift sich den Ball aus der Luft. Interception! Beckham ist inzwischen übrigens wieder auf dem Platz, zum Touchdown reicht es dennoch nicht. Das nächste Field Goal sitzt aber, 13:6 Giants zur Halbzeit.
41.: Die Giants eröffnen das dritte Viertel mit dem nächstem Field Goal, doch Dallas antwortet: Die Cowboys halten an ihrem Running Game fest und marschieren so das Feld runter. Eine fragwürdige Pass Interference gegen Rodgers-Cromartie gibt Dallas First and Goal an der 1-Yard-Line, Romo findet per Play Action Tight End Gavin Escobar in der Endzone. 16:13 Giants, alles wieder offen!
52.: Das gibt es doch nicht! Die Cowboys bleiben undiszipliniert und leisten sich den nächsten verrückten Turnover: Devin Street lässt sich den Ball von Brandon Meriweather aus den Händen knallen, dieses Mal ist es Trumaine McBride, der sich das Ei aus der Luft schnappt und an die 1-Yard-Line trägt. Jennings drückt den Ball über die Linie, 23:13 Giants und die mögliche Vorentscheidung.
55.: ...oder auch nicht, denn plötzlich offenbaren die Giants die Lücken, die man von Beginn an erwartet hatte. Romo feuert Pass auf Pass, New York lässt in der Secondary zu viel Platz. So auch in der Red Zone, wo Landon Collins zu spät reagiert und Witten deshalb komplett frei in der Endzone steht. Nur noch 23:20 Giants.
58.: New York kann den Sack nicht zumachen. Die Cowboys bekommen zunächst Shane Vereen und Jennings nicht in den Griff dazu kommt eine komplett unnötige Strafe gegen Jeremy Mincey. Manning und Beckham machen dann doch noch ihr Big Play zum so wichtigen First Down in der Red Zone, es reicht aber nur zum Field Goal. Letzte Chance für Dallas, weil die Giants die Uhr nicht per Run weiter haben runterlaufen lassen...
60.: HOW 'BOUT THEM COWBOYS! Unfassbares Finish! Riesen-Drive von Romo, der sich über seine Tight Ends und Running Backs mit schnellen Pässen nach vorne arbeitet. 17 Sekunden vor dem Ende sind die Cowboys in der Red Zone und Romo findet Witten zehn Sekunden später zum Touchdown. Der PAT sitzt, 27:26. Game Over, Dallas gewinnt!
Der Star des Spiels: Tony Romo. Da das Running Game (23 CAR, 80 YDS) nicht wie gewohnt funktionierte, war ohnehin mehr Druck auf Romo - seine Receiver halfen ihm dabei nicht wirklich. Dennoch bewahrte der oft so gescholtene 35-Jährige im entscheidenden Moment kühlen Kopf und trug sein Team beim Game-Winning-Drive. Den Auftaktsieg hat Dallas seinem Quarterback zu verdanken, der seinen 24. Comeback-Sieg im vierten Viertel aufs Feld zauberte. Seit 2006 hat kein Quarterback mehr.
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Der Flop des Spiels: Dez Bryant. Dallas' Superstar-WR steht hier stellvertretend für das ganze WR-Corps der Boys, das für gut 50 Minuten komplett enttäuschte. Bryant (5 REC, 48 YDS) wirkte teilweise übermotiviert, insgesamt prägten Unkonzentriertheiten und vermeidbare Fehler das Bild - auch bei Bryant, der das Spiel nicht so dominieren konnte wie vorher zu vermuten war. Im Schlussviertel musste er dann angeschlagen raus, die Hiobsbotschaft der Ärzte folgte prompt.
Das fiel auf:
- Die Staffelung des Cowboys-RB-Corps war vor dem Spiel eine der spannenden Fragen, die Partie lieferte erste Aufschlüsse: Darren McFadden hatte mehrere gute Szenen, wirkte austrainiert und schnell. Dabei profitierte er davon, dass er immer wieder in den offenen Raum kam. Auch aus dem Backfield hinterließ der Ex-Raider hinter der starken O-Line einen extrem guten Eindruck, Joseph Randle steigerte sich im Laufe der Partie. Lance Dunbar wurde indes immer wieder im Slot und sogar Outside aufgestellt, in einer Art Darren-Sproles-Rolle.
- Dallas war überraschend zurückhaltend was weite Pässe angeht. Romo suchte häufig den sicheren kurzen Pass - und das gegen eine Defense, der in der Secondary gleich mehrere Spieler fehlen und die das womöglich schwächste Safety-Corps der Liga hat. Zudem stellte New York immer wieder einen zusätzlichen Mann in die Box, trotzdem tat sich Dallas mit Big Plays im Passing Game lange auffallend schwer. Erst am Ende, als den Cowboys die Zeit davon lief, häuften sich die Shots, und das mit Erfolg.
- Umgekehrt ist die Secondary der Giants zu loben: Vor dem Auftakt das große Sorgenkind, überzeugte die vermeintliche Schwachstelle. Vor allem die kritisch beäugten Safeties machten entscheidende Plays. 17 der Giants-Punkte kamen durch die drei Turnover zustande.
- New York setzte wie erwartet auf seine auf schnelle, kurze Pässe ausgerichtete West-Coast-Offense, womit Dallas nicht immer gut zurecht kam. Das lag auch daran, dass die Hausherren trotz eines guten Starts in die Partie zunehmend seltener Druck auf Manning ausüben konnten.
- Der Pass-Rush der Boys könnte zudem auch für die kommenden Wochen geschwächt worden sein: Rookie Randy Gregory musste im dritten Viertel verletzt raus und konnte nicht unter eigener Kraft in die Kabine laufen. Erste Berichte deuten auf eine Knöchelverletzung hin. Auch Starting-Guard Ronald Leary verpasste das Schlussviertel aufgrund einer Leistenverletzung.
- Im Passing Game offenbarten die Cowboys genau wie die Giants noch viel Luft nach oben. Manning war bei tiefen Bällen mehrfach ungenau und hatte darüber hinaus, genau wie sein Gegenüber Romo, mit Drops der jeweiligen Receiver zu kämpfen. Beide Teams müssen sich hier schnell wieder verbessern. Genau wie Bryant war auch New Yorks Top-Receiver Beckham (5 REC, 44 YDS) für lange Zeit kein wirklicher Faktor.
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