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NBA - Der Fehlstart der Golden State Warriors: Wie viel Sturheit verträgt eine Franchise?

James Wiseman
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Golden State Warriors: Große Fragezeichen bei der Second Unit

Und selbst in der Second Unit ist oft nicht klar, wer wann Minuten bekommt. Das spricht einerseits für einen breiten Kader, auf der anderen Seite für Kerrs Suche nach den passenden Kombinationen. Jonathan Kuminga war zuletzt der Leidtragende und kam kaum zum Einsatz, machte seine Sache in New Orleans aber recht ordentlich.

Geht es nach den Warriors, wäre der Forward schon deutlich weiter, aber seine Entscheidungsfindung bleibt offensiv wie defensiv ausbaufähig. Auch der Wurf bleibt ein Thema, in 103 Minuten sind es gerade einmal sieben Versuche aus der Distanz und ein magerer Treffer. So ist Kuminga automatisch an die Vier gebunden, weil seine fehlende Gefahr von draußen ein großes Hindernis ist.

Dies sorgt für weitere Probleme, da mit JaMychal Green und Wiseman weitere Spieler Minuten im Frontcourt wollen. Laut Kerr habe sich Kuminga mit seiner guten Performance in New Orleans weitere Spielzeit "verdient", sodass die Luft für Wiseman etwas dünner werden könnte.

Und so sind wir beim größten Streitthema der Warriors in dieser Spielzeit angelangt, das gleichzeitig sinnbildlich für ihr derzeitiges Dilemma steht. Zurecht verweisen die Warriors gerne auf die Entwicklung eigener Spieler und haben damit auch recht. Aus ihrer Top 6 wurde nur Andrew Wiggins nicht selbst gedraftet, doch seit dem Glücksgriff mit Poole an Position 28 liest sich die Bilanz nicht mehr so gut.

Golden State Warriors: In der Wiseman-Falle

Natürlich sollte man den Youngstern Zeit einräumen, doch wie viel Zeit hat Golden State mit einem Kern an Spielern, von denen drei (Curry, Thompson, Green) die 30 schon deutlich überschritten haben? Bei allem Talent, welches Wiseman nachgesagt wird, ist es auch Teil der Wahrheit, dass er laut der Metrik RAPTOR von FiveThirtyEight derzeit der schlechteste Rotationsspieler der NBA ist ...

Es gibt viele Erklärungen dafür. Der 21-Jährige machte nur drei Collegespiele, verletzte sich am Meniskus so schwer, dass er die komplette Vorsaison verpasste und vor dieser Spielzeit erstmals eine richtige Preseason absolvierte. Das sind alles faire Punkte, trotzdem hat der Center in seinen 49 NBA-Spielen erst sehr wenig gezeigt. Damit ist nicht gemeint, dass er nicht NBA-tauglich ist, sondern es wird gefragt, ob er ins System der Warriors passen kann.

Schaut man positiv darauf, lässt sich argumentieren, dass er dem Spiel eine andere Facette bringt. Ein athletischer Big, der abrollen, für sich selbst auch einmal kreieren kann und als Ringbeschützer einen gewissen Wert hat. Doch brauchen die Warriors diese Attribute überhaupt? Die Vergangenheit zeigte, dass man mit JaVale McGee einen ähnlichen Spieler integrieren konnte, dieser kassierte jedoch nur das Minimum.

Und das ist die Crux. McGee war austauschbar, in Wiseman haben die Dubs jedoch den zweiten Pick investiert und verzichteten stattdessen auf die Dienste von LaMelo Ball, Tyrese Haliburton oder Onyeka Okongwu. Wiseman bekommt diese Saison 9,6 Millionen Dollar, im nächsten Jahr sind es sogar 12,1. Im Vergleich zu den Stars ist das nicht viel, bei der angespannten Cap-Situation der Warriors ist es aber durchaus problematisch.

Golden State Warriors: Keine Geschenke für Wiseman

Wiseman hat noch immer Probleme, seinen Platz bei den Warriors zu finden. Aus High-School-Zeiten ist er darauf geeicht, Abschlüsse zu nehmen oder gefüttert zu werden. Die Warriors haben aber bessere Optionen, sodass es der Youngster oft erzwingen möchte. Das Ball Movement und die schnelle Entscheidungsfindung ist für alle Neuzugänge stets eine Herausforderung, aber durch die fehlende Spielpraxis tritt sie bei Wiseman deutlicher zum Vorschein.

Es bleibt die Frage: Findet Wiseman den Anschluss oder verlieren die Warriors die Geduld, wenn in den kommenden Wochen keine Besserung eintritt? In Kerr hat er zumindest einen Befürworter: "James hatte einige schwere Spiele, aber ich glaube weiterhin an ihn. Ich mag, was er kann und wie er sich gibt", um aber auch zu warnen: "Er bekommt bei uns nichts geschenkt."

Geschenkt würden die Warriors auch auf dem Trade-Markt nichts bekommen. Es wird Teams geben, die weiter das Potenzial des 21-Jährigen sehen, doch wirklich Eigenwerbung konnte er bisher nicht betreiben. Und wenn Golden State ihn aus der Rotation nimmt, wird sein Trade-Wert sich nicht steigern - davon mal abgesehen, dass die Dubs eher selten während einer Saison einen größeren Trade machen. Der Wiggins-Deal 2020 war die Ausnahme von der Regel.

Es wird den Dubs erstmal nicht viel übrig bleiben, als Wiseman weiter Chancen zu geben und ihn der Liga zu präsentieren. Und nicht falsch verstehen: Wiseman ist eines der Probleme der Warriors, nicht DAS Problem. Es gibt ungewohnt viele Brandherde, die es zu löschen gilt.

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