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NBA Playoffs: Boston Celtics erspielen sich Matchball - eiskalte Miami Heat brechen ein

Von Philipp Schmidt
Brown hat die Celtics zum Sieg in Spiel 5 in Miami geführt.
© getty

Die Boston Celtics haben sich einen Matchball in den Eastern Conference Finals erspielt und sich in Spiel 5 mit 93:80 bei den Miami Heat durchgesetzt. In einem von der Defensive geprägten Abnutzungskampf waren es die Gäste, die im dritten Viertel ihren Rhythmus fanden. Miami hingegen warf vom Perimeter eine Fahrkarte nach der anderen.

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Mickrige 15,6 Prozent trafen die Heat aus der Distanz (7/45), so half es auch nicht, dass sie durch 18 Offensiv-Rebounds gleich 23-mal häufiger auf den Korb warfen. Auch 31,9 Prozent aus dem Feld waren erschreckend schwach. Abgesehen von Bam Adebayo (18, 8/15 FG, 10 Rebounds) kam wenig. Jimmy Butler benötigte 18 Würfe für 13 Punkte (4/18 FG) und riss trotz Knieproblemen 40 Minuten ab. Auch von den weiteren Startern wie Kyle Lowry (0, 0/6 FG) oder Max Strus (4, 0/9 FG) kam nichts, besser machten es Gabe Vincent (15) und Duncan Robinson (11).

Die Celtics, die ihre Playoff-Auswärtsbilanz auf 6-2 verbesserten, wurden von ihrem Starduo Jaylen Brown (25, 10/19 FG) und Jayson Tatum (22, 7/20 FG, 12 Rebounds und 9 Assists) angeführt, insbesondere ersterer spielte eine starke zweite Halbzeit. Ansonsten punkteten nur Al Horford (16) und Derrick White (14) zweistellig. Robert Williams III überragte defensiv (6 Punkte, 10 Rebounds, 3 Blocks). Daniel Theis sah auch in der Garbage Time keinerlei Minuten.

Während auf Seiten der Celtics Marcus Smart (für ihn White auf die Bank) und Williams III (keine Minutenrestriktion trotz Knieproblemen) rechtzeitig fit wurden, verpasste Sixth Man Tyler Herro (Leiste) bei den Heat das zweite Spiel in Folge. Immerhin standen Lowry, Strus, Vincent und P.J. Tucker zur Verfügung, die allesamt als fraglich gelistet waren. Vor Beginn der Partie gab es eine Schweigeminute für die Opfer des Amoklaufs an der Grundschule in Uvalde/Texas.

Nach dem 82:102-Debakel in Spiel 4 mussten die Heat eine Reaktion zeigen. Zwar schnappten sie sich direkt ein paar Offensiv-Rebounds, ließen jedoch mehrere Layups aus, sodass Williams III nach über zwei Minuten per Tip-In die ersten Punkte auf die Anzeigetafel brachte. Tatum hielt sich früh die Schulter, Smart musste nach drei Minuten mit zwei Fouls raus. Adebayo weckte Miami mit einem Putback-Slam auf. Bei den Celtics war White auffällig. Durch fünf Punkte in Folge übernahmen die Hausherren die Führung, die Energie stimmte. Nach zwölf Minuten stand es in einer punktearmen Partie 19:17 für das Team vom South Beach.

Boston dreht im dritten Viertel auf - Miami eiskalt

Bei Tatum ging weiterhin überhaupt nichts, seine rechte Schulter bereitete ihm spürbar Probleme. Kurz vor der 8-Minuten-Marke im zweiten Viertel traf er seinen ersten Versuch aus dem Feld, nachdem die Celtics fast fünf Minuten ohne Punkte geblieben waren. Die Heat erspielten sich durch gutes Rebounding zusätzliche Würfe, Caleb Martin und Gabe Vincent leisteten einen Beitrag von der Bank. Bei Boston wehrte sich White (5/5 FG) und Brown traf auch endlich mal einen Wurf. Tucker und Adebayo scorten erneut nach Offensiv-Rebounds, Horford stellte per Floater auf 37:42 zur Halbzeitpause.

Mit einem 8:0-Lauf starteten die Celtics ins dritte Viertel und holten sich schnell die Führung zurück, erstmals seit dem Stand von 14:13. Grant Williams eröffnete die Hälfte für Robert Williams, der erst verspätet aus der Kabine zurückkehrte. Strus ballerte einen Wurf nach dem anderen daneben (ging aber zumindest mehrfach an die Linie), während Horford Coast-to-Coast mit Foul abschloss. Beide Teams waren früh im Bonus.

Nach fünf Minuten erzielten die Heat die ersten Punkte aus dem Feld und ballerten in der Folge weiter munter Dreier daneben. Vincent hielt sie in Schlagdistanz. Bis zum Viertelende setzte sich Boston durch einen 10:0-Lauf inklusive Williams-Dreier sowie Punkten von Brown und Tatum ein gutes Stück ab: 69:58 Celtics.

Bostons Offense performte weiter stark, 8 Punkte von Tatum und Brown stellten auf +17 und zwangen Erik Spoelstra zur Auszeit. Doch es wurde nicht besser, Brown legte zwei Dreier nach, während die Heat völlig auseinanderfielen. Adebayo erzielte 8 Punkte in Folge für die Heat, Brown lud auf der anderen Seite zu einer beeindruckenden Flugshow ein. Vincent verkürzte nochmal auf -13, ließ in der Folge aber mehrere Chancen aus. Spätestens nach Freiwürfen von Tatum war das Ding durch. Die Bänke wurden geleert.

Die wichtigsten Statistiken

Miami Heat (1) - Boston Celtics (2) 80:93 (BOXSCORE), Serie: 2:3

  • Schon in Spiel 4 hatten die Heat die ersten 14 Wurfversuche danebengesetzt, eine Partie später sah es nicht viel besser aus: Dass 34,8 Prozent aus dem Feld und 14,3 Prozent aus der Distanz für die Führung nach dem ersten Viertel reichten, sprach nicht für Boston. Es war sogar drei Jahre her, dass ein Team das erste Viertel einer Playoff-Partie gewann, ohne zumindest 20 Punkte erzielt zu haben.

  • Beide Teams waren darauf bedacht, dem Gegner den Dreier zu nehmen bzw. diesen so schwer wie möglich zu machen. Nach acht Minuten fiel der erste Distanzwurf der Partie, nach zwölf Minuten waren es 2 (von 12). Während die Heat weiter eine Fahrkarte nach der anderen warfen, suchten die Celtics hingegen den Weg an die Linie und nahmen letztlich 9 Freiwürfe mehr (17/23 vs.13/14). In puncto Dreierquote schafften sie es immerhin noch über die 30-Prozent-Marke (30,3, 10/33).

  • Dass bei den Heat von der ersten Sekunde an zumindest der Einsatz stimmte, zeigt sich auch beim Blick auf die Celtics-Turnover. Nach einem Viertel waren es bereits 6, 4 davon gingen auf das Konto von Jaylen Brown. Immer wieder wurde der Ballhandler früh unter Druck gesetzt und zu falschen Entscheidungen gezwungen. Diese Entwicklung setzte sich jedoch nicht fort, 15 Ballverlusten von Boston, welche Miami in 17 Punkte umwandelte, standen 12 der Heat gegenüber (POT: 14).

  • Anfangs sah es danach aus, dass die Bank einen großen Unterschied zwischen den beiden Teams darstellen und sich die Heat hier einen großen Vorteil erspielen könnten. Die Heat hatten neben Vincent auch Martin und Robinson, bei den Celtics war White auch sich alleine gestellt. Aber: Letztlich bewegte sich die Differenz in einem überschaubaren Rahmen, bedingt durch die Garbage Time sieht er größer aus, als er lange war (38:19).
  • Nach 23 Minuten und 14 Punkten in Spiel 4 durfte Duncan Robinson erneut früh auf das Parkett. Und dies machte auch Sinn. Zwar involvierten die Celtics den schwachen Verteidiger permanent in der Defensive, erfolgreich waren sie allerdings lange nicht. Zudem taten sie auf der anderen Seite alles, um dem Scharfschützen offensiv keinen Rhythmus zu geben. Ein bisschen konnte er dennoch scoren, alternativ verschaffte seine Gravitation seinen Mitspielern offene Würfe, wie beispielsweise im zweiten Viertel in Form eines Eckendreiers von P.J. Tucker. Aber auch hier gilt: Das reichte letztlich alles bei weitem nicht.

NBA Playoffs - Heat vs. Celtics: Die Stimmen

Erik Spoelstra (Head Coach Heat): "Es gibt keine Entschuldigungen. Boston hat uns heute geschlagen, darüber sollten wir uns im Klaren sein."

Ime Udoka (Head Coach Celtics): "Wenn wir Stopps generieren und ins Laufen kommen, sind wir ein tödliches Team. Wir hatten das Gefühl, dass wir in einer guten Verfassung sind, als wir die Turnover korrigiert hatten."

Al Horford (Celtics): "In dieser Saison, in diesen Playoffs, auch in dieser Serie, sind wir als Gruppe gewachsen. Wir versuchen immer, uns zu verbessern."

Der Star des Spiels: Celtics-Defense

Offensiv fällt es schwer, einen Spieler klar hervorzuheben (auch wenn sich insbesondere Brown klar steigerte und auch White überzeugte). Was die Celtics defensiv als Team machten, war allerdings allererste Sahne. Klar, die Heat performten schwach und konnten den Herro-Ausfall nicht kompensieren. Aber die Kombination aus Williams III, Horford, Smart und Co. war einfach zu viel.

Der Flop des Spiels: Kyle Lowry

Hier könnte natürlich auch Jimmy Butler stehen, dessen 13 Punkte bei miesen Quoten viel zu wenig waren, um sein Team zu tragen. Aber: Der ehemalige Raptors-Star ist ein Schatten seiner Selbst. Angeschlagen, unfit, wirkungslos. Offensiv ohne Einfluss, defensiv angreifbar, früh in Foulproblemen. Sein Backup Gabe Vincent machte es trotz einiger dummer Ballverluste deutlich besser. Auch ganz schwach: Max Strus.

Die Szene des Spiels

Nur bei 6 Punkten stand Jaylen Brown zur Pause, ebenso wie bei Teamkollege Tatum ging nicht viel. Doch als sich die Celtics entscheidend absetzten, war er voll da. Mit 2 Dreiern innerhalb kürzester Zeit brachte er die Gäste Anfang des vierten Viertels auf 23 Punkte weg - und ließ es dann auch noch ordentlich krachen!

Miami Heat vs. Boston Celtics: Die Serie im Überblick (2-3)

SpielDatumUhrzeitHeimAuswärtsErgebnis
118. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics118:107
220. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics102:127
322. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat103:109
424. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat102:82
526. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics80:93
628. Mai2.30 UhrBoston CelticsMiami Heat-
7*30. Mai2.30 UhrMiami HeatBoston Celtics-

*falls nötig