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NBA - Mavs-Gesundheitsdirektor Casey Smith im Interview: "Kobe und LeBron haben ständig nach Dirk gefragt"

Dirk Nowitzki und Kobe Bryant respektierten sich als Rivalen.
© getty

Casey Smith arbeitet seit 2004 für die Dallas Mavericks und ist dort mittlerweile als Director of Player Health & Performance tätig. SPOX sprach mit Smith über seinen Trash-Talk mit Dirk Nowitzki und die Erfahrungen an der Seite des deutschen Superstars.

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Dieses Interview erschien ursprünglich im Juni 2020.

Außerdem erzählte Smith, der seit etlichen Jahren auch für Team USA arbeitet, welcher Dream-Team-Spieler ihn besonders beeindruckte, welche Indikatoren für die Gesundheit eines Spielers besonders wichtig sind und warum man sich über das Gewicht von Luka Doncic keine allzu großen Sorgen machen sollte.

Mr. Smith, wir hatten uns verabredet, um vor allem über die Karriere von Dirk Nowitzki zu sprechen. Nun sind in den letzten Wochen ziemlich viele Dinge passiert. Wie ist die Lage bei Ihnen in Dallas?

Casey Smith: Uns geht es gut. Hier wird immer noch jeden Tag protestiert, teilweise mehrfach am Tag, aber es läuft überwiegend friedlich ab. Vorvergangenes Wochenende war es etwas heikel, aber es scheint sich jetzt etwas beruhigt zu haben. Ich denke, wir müssen abwarten. Das war in letzter Zeit wirklich nicht einfach hier.

Einige Spieler der Mavericks haben sich an den Protesten beteiligt. Wie stehen die Mavs dazu?

Smith: Die Organisation ermutigt die Spieler, ihren eigenen Dialog zu führen. Sie versucht nicht, die Spieler in irgendeine Richtung zu lenken, sie sollen ihre Stimme so nutzen und sich so einsetzen, wie sie es für richtig halten. Es gibt da überhaupt keine Beschränkungen seitens der Franchise.

Während in etlichen Städten in den USA demonstriert wird, hat die NBA in den vergangenen Tagen ihr Konzept für den Restart vorgestellt. Kann man sich momentan überhaupt damit auseinandersetzen?

Smith: Das ist die Herausforderung. Wir haben jetzt die Daten, aber Basketball steht momentan definitiv nicht an erster Stelle der Prioritäten. Es ist angesichts der Lage schwer, Pläne aufzustellen, aber das müssen wir jetzt hinbekommen. Das sagen wir auch den Spielern: Wir halten momentan nur freiwillige Workouts ab. Wenn ihr vorbeikommen wollt und nicht trainieren, sondern nur reden wollt, ist das auch völlig in Ordnung. Es kann momentan nicht nur um Basketball gehen.

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© nbata.com

Nun soll es in knapp zwei Monaten in Disney World losgehen. Ist das genug Zeit, um die Spieler nach der langen Pause fitzubekommen?

Smith: Jeder in meiner Position würde dazu sagen: Je mehr Zeit, desto besser. Wir würden auch gerne mehr Zeit in Anspruch nehmen. Zwei Monate sind jedoch plausibel. Die wichtigste Frage lautet, das war ja auch beim Fußball so, wann wir wieder das Mannschaftstraining aufnehmen können. Individuelle Einheiten sind wichtig, aber wir wissen, dass die Spieler vor allem diese größeren Trainings brauchen, um wieder in Game Shape zu kommen. Mit dem nun kolportierten Zeitrahmen sollte das aber möglich sein.

In welchem Zustand sind die Spieler momentan?

Smith: Wir konnten erst vor kurzem die Halle öffnen. Wir haben jetzt die meisten von unseren Spielern zumindest mal sehen können, aber es gibt auch immer noch vier Spieler, die gar nicht in der Stadt sind. Das wird sich jetzt nach und nach ändern. Aber wir haben im Großen und Ganzen schon einen guten Eindruck. Alle haben über die letzten Wochen gespürt, dass es bald wieder losgehen könnte, deswegen ging auch das Aktivitätsniveau bei den meisten langsam wieder hoch. Bis es so weit ist, werden wir alle wieder in einem guten Zustand haben.

Gerade in Bezug auf Luka Doncic wird seit Jahren recht viel spekuliert, weil viele denken, dass er ein bisschen zu schwer ist. Sie haben zu diesem Thema den wohl besten Eindruck: Ist er zu schwer?

Smith: Viele dieser Leute wären überrascht, wenn sie neben ihm stehen würden. Luka ist ein großer Junge. Er wird nie ein schmaler Spieler sein wie Stephen Curry. Luka hat schwere Muskeln und schwere Knochen. Es gibt in der NBA so viele eher schmale Spieler, dass jemand mit einem anderen Körpertypus umso mehr auffällt. Aber das muss überhaupt nichts Schlechtes sein. LeBron James sieht auch anders aus als andere NBA-Spieler, weil er viel trainiert, aber weil er auch anders gebaut ist. Kristaps Porzingis wiederum wird nie ein klassischer Brecher sein. Auch das ist aber in Ordnung. Es gibt verschieden Körpertypen und Luka zeigt ja bereits, dass er sich gut in der Liga zurechtfindet.

Dann lassen Sie uns ein wenig über Dirk sprechen. Läuft der Trash-Talk mit ihm eigentlich auch nach der Karriere noch weiter?

Smith: (lacht) Jeder, der Dirk kennt, wird wissen, dass das nie endet. Wann immer man mit ihm spricht, gibt es Trash-Talk. Er will immer noch ständig alle davon zu überzeugen, wie großartig er ist.

Vor zwei Jahren gratulierten Sie ihm via Twitter zum Geburtstag mit einem Bild, auf dem er die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterzeichnete ...

Smith: Er ist eben alt. Sein Geburtstag steht nun ja auch wieder kurz bevor (Nowitzki wird am 19. Juni 42, d. Red.). Die Planungen laufen schon an. Wir machen uns aber auch gerne über seine Zeit beim Militär lustig. Er hatte ja sein eines Jahr Wehrdienst und erzählt oft: Ich bin ein Veteran, ihr müsst mich respektieren! Wir müssen ihn daran erinnern, dass er am Wochenende Basketball gespielt hat und nicht etwa in der Wüste stationiert war. Dazu erinnern wir ihn oft daran, dass er nicht an der Universität war. Es ist gut, dass es für dich mit Basketball geklappt hat, und so weiter. (lacht)

Nowitzki war aber stets in der Lage zu kontern?

Smith: Meistens hat Dirk sogar angefangen und wir mussten uns überlegen, was zurückkommt.