Bis zu 25 Jahre Haft oder Freispruch

SID
Oscar Pistorius wird beschuldigt, seine Freundin Reeva Sttenkamp - vorsätzlich - erschossen zu haben
© getty

Nach 41 Verhandlungstagen in sechs Monaten heißt es am Donnerstag: Irrtum oder Mord? Freispruch oder 25 Jahre Haft für Oscar Pistorius? Mit dem für 9.30 Uhr weltweit mit Spannung erwarteten Urteilsspruch von Richterin Thokozile Masipa geht Prozess gegen den südafrikanischen Paralympics-Star zu Ende.

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Dabei ging es vor Gericht nicht um die Tatsache an sich, dass der 27 Jahre alte Pistorius seine Freundin Reeva Steenkamp am 14. Februar 2013 erschoss, sondern um die Frage, ob er die tödlichen Schüsse durch die Badezimmertür seines Hauses absichtlich abgefeuerte.

Der Angeklagte beteuert, er habe hinter der Tür einen Einbrecher vermutet und sich und Steenkamp schützen wollen.

Dem "Blade Runner" droht eine lange Haftstrafe, sollte er wie von Ankläger Gerrie Nel gefordert wegen Mordes verurteilt werden.

Bei fahrlässiger Tötung könnte er mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Oscar Pistorius' Star-Verteidiger Barry Roux plädierte dagegen wie erwartet auf Freispruch. Pistorius sei ein "schwer verängstigter Mann", der die vier Schüsse "versehentlich" abgegeben hat.

Pistorius als "schuldfähig" deklariert

Angststörungen oder andere Bewusstseinsstörungen konnten bei Pistorius jedoch nicht festgestellt werden. Auf Anordnung von Richterin Masipa verbrachte er 30 Tage lang jeweils sieben Stunden in einer psychiatrischen Klinik. Dort sollte festgestellt werden, ob Pistorius schuldfähig ist.

Die forensische Psychiaterin Merryl Vorster hatte Pistorius in ihrer Eigenschaft als Zeugin der Verteidigung Angststörungen bescheinigt. Dies habe ihn zu der Tat getrieben. Zwei unabhängig voneinander erstellte Experten-Gutachten widerlegten dies jedoch.

Auch die Öffentlichkeit nahm Pistorius das Bild des verängstigten Menschen, der seine Freundin schützen wollte, überwiegend nicht ab.

Und dies trotz zahlreicher Bemühungen seitens Pistorius, die jedoch auf viele Zuschauer inszeniert wirkten. Die Live-Übertragungen aus dem Gerichtssaal machten das Verfahren zeitweise zu einer Mischung aus herzzerreißender Seifenoper und schockierendem Reality-TV.

Ein reuiger Sünder?

Mehrmals saß der beinamputierte Athlet weinend auf der Anklagebank. Und als makabre Einzelheiten der Tat bekannt wurden, musste sich Pistorius übergeben: Gerade war geschildert worden, dass das Hohlspitz-Geschoss, das er durch die Toilettentür feuerte, den Kopf des Models Reeva Steenkamps wie eine Wassermelone "explodieren" ließ.

Präsent war dem Publikum vor allem die aggressive Seite des Paralympic-Gewinners. Wochen vor dem verhängnisvollen Valentinstag im Februar 2013 schoss Pistorius mit der Pistole eines Freundes in den Boden eines Johannesburger Restaurants, auch dafür ist er angeklagt.

Ein weiteres Mal gab er Schüsse aus einem fahrenden Auto ab. Im Juli 2013 lieferte er sich angeblich alkoholisiert in einem Johannesburger Nachtklub ein Handgemenge mit einem Geschäftsmann.

Vor allem die mangelnde Einsicht kreidet ein Großteil der Öffentlichkeit dem Angeklagten an. Einerseits nutzte Pistorius den Prozess für millionenschwere Sponsorendeals, andererseits zeigten ihn Titelseiten der Zeitungen beim Paddeln in Mosambik oder lachend in einem Restaurant. Auch über öffentliche Flirts wurde berichtet. Das Bild des reuigen Sünders konnte er auf diesem Weg wahrlich nicht vermitteln.

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