Größe. Athletik. Übersicht.

Von Max Marbeiter
Paul Zipser wechselte 2013 zum FC Bayern
© getty

Er gilt als eines der größten Talente im deutschen Basketball - und musste sich dennoch in Geduld üben. Verletzungen warfen Paul Zipser zurück, am Potential änderten sie jedoch nichts. Seine Voraussetzungen allein machen den Flügel zu etwas Besonderem. Das wissen auch die Bayern. SPOX traf Zipser zum Gespräch.

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Vasilije Micic spielt den einfachen Pass nach links an die Dreierlinie. Ein Headfake. Ein schneller erster Schritt. Ein Baselinedrive - und schon hebt der Empfänger ab, drückt den Ball am Ende kraftvoll durch den Ring. An dieser Stelle stellt sich Paul Zipser am besten selbst vor. Seine Vielseitigkeit beschreibt Bayerns Toptalent im Gespräch mit SPOX selbst als größte Stärke. "Ich bin für meine Position relativ groß, gleichzeitig aber immer noch schnell. Dazu habe ich eine gute Übersicht und kann hin und wieder auch den Pass spielen."

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Gut, den Pass zu spielen, war an dieser Stelle mangels Gegenwehr schlicht sinnlos. Ansonsten steht diese eine Szene, dieser Dunk aus der Partie gegen Trier aber durchaus sinnbildlich für das Spiel des Paul Zipser. Größe. Athletik. Übersicht. Geht es um den Flügel, ist immer wieder die Rede von seinen drei vielleicht markantesten Attributen. Von seinen herausragenden Anlagen. Anlagen, die so deutlich erkennbar sind, dass Zipser als eines der größten Talente im deutschen Basketball gilt

Entsprechend groß war der Andrang, als sich abzeichnete, dass seine Heimat, das beschauliche Heidelberg, am Ende doch zu beschaulich für Zipsers Ambitionen war. Der FC Bayern, Bamberg, Oldenburg, im Grunde die gesamte Basketballelite der Republik meldete Interesse am Talent an. Man hatte einen ersten Eindruck bekommen - und Gefallen gefunden.

Profidebüt mit 16

Immerhin feierte der Flügel in der Saison 2010/11 bereits mit 16 sein Profidebüt in der ProA - ausgerechnet gegen den späteren Aufsteiger aus München. In der darauffolgenden Saison erhielt er beim USC Heidelberg, den Vater Dieter Mitte der 90er Jahre übrigens zurück in die zweite Liga geführt hatte, durchschnittlich 20 Minuten Einsatzzeit. Mit 17!

ProA hin oder her, es spricht für sich. Noch mehr für Zipser sprachen allerdings seine Leistungen beim Nachwuchs - sprich: unter Altersgenossen. Dort ragte er meist heraus, zählte stets zu den Besten. So auch beim hoch angesehenen Albert-Schweitzer-Turnier, bei dem Zipser 2012 ins All-Tournament Team gewählt wurde.

Spätestens jetzt war das Interesse der Großen endgültig geweckt. Doch Zipser entschied sich für ein weiteres Jahr in Heidelberg - und spielte kaum. Nur zwei Partien absolvierte er in der Saison 2012/13. Der Grund: Zipser hatte sich am Sprunggelenk verletzt. Von einem zusätzlichen Knochen im Fuß, der das Gelenk beeinträchtigt, war die Rede.

Verletzt nach München

Vielleicht nahm Zipsers Wert ein wenig schaden, vielleicht auch nicht. Sicher ist jedoch, dass die Bayern im Januar 2013 verlauten ließen, dass Paul Zipser ab sofort in München spielen werde und der Neuzugang selbst wenig später ein klassisches "Mia san Mia" auf seine Facebook-Seite postete.

Der FCB hatte also zugeschlagen - und gleichzeitig den Ärger der Konkurrenz auf sich gezogen. Aus Oldenburg wurden Vorwürfe laut, die Bayern hätten den Zuschlag lediglich aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten erhalten und würden das Talent nun auf der Bank versauern lassen. Der Konter aus München folgte umgehend. Der alleinige Grund sei, "dass Paul unter dem Trainer Svetislav Pesic arbeiten wollte", entgegnete - richtig - Svetislav Pesic.

Damit wäre Zipser sicher nicht der erste, gilt Pesic doch als einer der besten Coaches des Kontinents. Umgekehrt ist es schwer, den Bayern einen Vorwurf zu machen, weil sie eines der vielversprechendsten deutschen Talente frühzeitig verpflichteten, um es langsam an die erste Mannschaft heranzuführen.

Denn genau das taten die Münchner. Das mussten sie tun. Denn Zipser war verletzt nach München gewechselt und musste erst einmal fit werden. Als es schließlich so weit war, spielte er zunächst immer wieder für die zweite Mannschaft. Ganz einfach war die erste Zeit in München also sicher nicht.

"Habe mindestens das halbe Team genervt"

"Anfangs wollte ich mich im Training immer einwechseln", blickt Zipser gegenüber SPOX zurück. "Ältere und erfahrene Spieler lassen sich im Training allerdings nicht einfach so auswechseln. Das war schon schwer. Am Anfang habe ich deshalb wohl auch mindestens die Hälfte des Teams genervt. Das muss man ein Stück weit auch. Als die Jungs gesehen haben, dass ich etwas drauf habe, habe ich Tipps bekommen. Man muss eben erst beweisen, dass man etwas kann."

Sich beweisen. Durchbeißen. Und das mit gerade einmal 19 Jahren. Noch mal: Es gibt sicherlich einfachere Situationen. Andererseits läuft weder im Leben noch im Sport stets alles im Stile eines klassisch, schnulzigen Märchens. Hindernisse tauchen auf. Sie müssen nur überwunden werden. Zumal aus schweren Situationen häufiger Produktives zu lernen ist als in Zeiten vollkommener Zufriedenheit.

Von der Reha profitiert

"Einiges", entgegnet Zipser deshalb auch umgehend auf die Frage, was er aus der Reha-Zeit mitgenommen habe. "Klar bekommt man alle Hilfe, die man sich vorstellen kann. Am Ende ist man aber dennoch ein Stück weit auf sich allein gestellt. Da muss man selbst durch. Harte Arbeit im Training allein reicht nicht. Du musst härter arbeiten, mit den Schmerzen klarkommen. So habe ich nicht nur für den Basketball etwas gelernt, sondern auch persönlich einiges mitgenommen."

Und tatsächlich sieht man mittlerweile einen wesentlich selbstsichereren Paul Zipser. Einen, der um seine Stärken, um seinen Platz, um seinen Wert weiß. Und das mit Recht. Immerhin spielte sich Zipser im Laufe der vergangenen Saison in die Rotation der Münchner, erhielt von Coach Pesic immer mehr Spielzeit. Mitunter ließ der Serbe sogar vermehrt Spielzüge für seinen Flügel laufen - um ihn "ins kalte Wasser zu werfen", wie Zipser selbst mutmaßt.

Seite 1: Debüt mit 16, der Wechsel nach München und Reha

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