Erik ten Hag bei Manchester United vor dem Aus? Neun Trainer, die ihn ersetzen könnten

Von James Westwood und Oliver Maywurm
Erik ten Hag.
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In der Meisterschaft nur Mittelmaß, im Ligapokal krachend gescheitert und in der Königsklasse droht der K.o. schon in der Vorrunde: Bei Manchester United läuft nichts zusammen - und für Manager Erik ten Hag wird die Luft immer dünner. Aber wer könnte den Niederländer im Fall der Fälle beerben?

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Erik ten Hag hat den schlechtesten Saisonstart von Manchester United seit 60 Jahren zu verantworten - eine Statistik, die mit der Niederlage im Achtelfinale des Carabao Cups gegen Newcastle bestätigt wurde.

Es sollte keine Wiederholung des Finalsieges gegen die Magpies aus der vergangenen Saison geben, stattdessen fuhr die Notelf von Newcastle-Trainer Eddie Howe im Old Trafford einen komfortablen 3:0-Erfolg ein.

Den Red Devils gelang es nicht, sich von der demütigenden Derby-Niederlage gegen Manchester City zu erholen, nach der sie nun nach nur zehn Spielen acht Punkte Rückstand auf die Top-Vier der Premier League haben. Auch in der Champions League musste sich das Team von ten Hag zweimal geschlagen geben, das Erreichen der K.o.-Phase ist daher alles andere als sicher.

"Es ist unter dem Niveau, das jeder von Manchester United erwartet", gab ten Hag nach dem Newcastle-Spiel zu. "Es ist bei weitem nicht gut genug, und wir müssen es richtig machen. Ich übernehme die Verantwortung dafür. Es ist meine Mannschaft und sie bringt keine Leistung."

Das waren die Worte eines Mannes, der weiß, dass seine Zeit bereits abgelaufen ist. Die Spieler haben aufgehört, ihr Bestes für ten Hag zu geben, und die schlechten Ergebnisse werden sich fortsetzen, bis der Vorstand von United dem Niederländer seine Beurlaubung aushändigt.

Die Ungewissheit über die geplante Minderheitsübernahme von Sir Jim Ratcliffe im Old Trafford und das anhaltende Versagen der Glazer-Familie, das sinkende Niveau auf und neben dem Platz zu verbessern, haben ten Hag sicherlich nicht geholfen. Aber er hat eine beträchtliche Summe für Transfers von Spielern verpulvert, die nicht wirklich zur Mannschaft passen - und war nicht in der Lage, einem Team, das dringend eine Struktur braucht, eine klare Philosophie zu vermitteln.

Ten Hags resoluter Umgang mit Spielern, die in seinen Augen aus der Reihe getanzt haben - wie etwa Jadon Sancho - ist ebenfalls nach hinten losgegangen. Die Lecks in der Umkleidekabine sind immer größer geworden und die Kritiker haben ihre Messer gezückt.

Die Frage ist nur: An wen könnte sich United als nächstes wenden, um diese Gruppe entmutigter Stars aufzurichten? SPOX hat die potenziellen Kandidaten für die Nachfolge von ten Hag unter die Lupe genommen, angefangen bei einem gewissen italienischen Genie, das an der Südküste Englands für Furore sorgt.

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Roberto De Zerbi

Wenn United einen progressiven Trainer mit einem ausgeprägten Spielstil sucht, der einer desillusionierten Fangemeinde wieder Unterhaltung bieten kann, gibt es kaum eine bessere Option als Roberto De Zerbi. Der ehemalige Trainer von Shakhtar Donezk und Sassuolo hat seit seinem Amtsantritt im September 2022 in Brighton wahre Wunder bewirkt und den Verein zum ersten Mal in seiner Geschichte in die Europa League geführt.

De Zerbi wird wegen seines auf Ballbesitz basierenden Systems und seines Beharrens auf dem Spiel aus der Abwehr heraus mit Pep Guardiola verglichen. Einige Berichte deuten sogar an, dass er in die Fußstapfen des Spaniers treten könnte, wenn dieser seinen Posten bei Man City verlässt.

United wäre gut beraten, sich vor dem Lokalrivalen um De Zerbi zu bemühen - und das nicht nur wegen seines offensichtlichen taktischen Geschicks. Der 44-Jährige ist auch ein Meister, wenn es um die Entwicklung talentierter junger Spieler geht. Alexis Mac Allister, Moises Caicedo, Kaoru Mitoma und Pervis Estupinan haben sich unter seiner Leitung allesamt drastisch verbessert.

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Zinédine Zidane

Zinédine Zidane wurde im vergangenen Jahrzehnt mehrfach mit dem Posten bei United in Verbindung gebracht. Und es könnte nie wieder eine bessere Gelegenheit geben, den Franzosen zu verpflichten, der seit der Beendigung seiner zweiten Amtszeit bei Real Madrid im Mai 2021 ohne Trainerjob ist.

Während seiner ersten Zeit im Santiago Bernabeu holte Zidane drei Champions-League-Titel in Folge - ein Kunststück, das noch nie erreicht wurde - sowie sechs weitere Trophäen. Er war einer der besten Fußballer seiner Generation und hat sich auch als Top-Trainer bewährt, der mit den größten Egos und dem Erwartungsdruck auf allerhöchstem Niveau umgehen kann.

Zidane hat zwar keine Erfahrung darin, eine Mannschaft von Grund auf neu aufzubauen, aber er würde in der Kabine von United sofort Respekt genießen. Und seine Mentalität, um jeden Preis zu gewinnen, könnte genau das sein, was man braucht, um den Klub aus seiner derzeitigen Flaute zu befreien.

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Graham Potter

Man könnte behaupten, dass Brighton ohne Graham Potter, der das solide Fundament gelegt hat, nicht die Mannschaft wäre, die sie heute unter De Zerbi ist. Potter hat die Seagulls während seiner dreijährigen Amtszeit in eine Top-10-Mannschaft der Premier League verwandelt, was ihm eine Chance auf eine große Karriere bei Chelsea einbrachte.

Die Blues-Eigentümer unter der Leitung von Todd Boehly setzten auf Potter, nachdem sie sich in den ersten Wochen der Saison 2022/23 gegen ein Weitermachen mit Thomas Tuchel entschieden hatten. Und Potter blieb dann in seinen ersten neun Spielen ungeschlagen.

Die Ergebnisse verschlechterten sich jedoch bald, da er Schwierigkeiten hatte, den aufgeblähten Kader zu managen, und er konnte nicht verhindern, dass Chelsea in die untere Hälfte der Tabelle abrutschte. Es war keine Überraschung, als Potter nach nur sieben Monaten entlassen wurde und er ist bisher noch nicht auf die Trainerbank zurückgekehrt.

Es wurde berichtet, dass Ratcliffe ein Angebot für Potter in Erwägung zieht, falls seine Minderheitsübernahme im Old Trafford wie erwartet zustande kommt. Und Potter würde sicherlich die Chance ergreifen, seinen Ruf wiederherzustellen.

Potters Trainerqualitäten sind unbestreitbar, aber seine Ernennung würde die United-Fans wahrscheinlich nur noch mehr verprellen. Es scheint ihm an Charisma und Selbstvertrauen zu mangeln, die für den Erfolg bei einem Spitzenklub notwendig sind.

Kieran McKenna
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Kieran McKenna

Kieran McKenna wurde 2016 als Trainer der U18-Auswahl von United installiert und überzeugte so sehr, dass er nur zwei Jahre später zum Co-Trainer der ersten Mannschaft ernannt wurde. Er behielt diesen Job im Old Trafford dann auch nach der Entlassung von Ole Gunnar Solskjaer im November 2021, aber zu diesem Zeitpunkt fühlte er sich schon bereit, selbst als Chefcoach zu arbeiten.

Einen Monat später entschied sich Ipswich Town für McKenna, der den Verein in seiner ersten vollen Saison zum Aufstieg aus der League One in die Championship führte. Und dort steht Ipswich nun nach 13 Spielen in der Saison 2023/24 auf Platz zwei der Tabelle.

McKenna hat sich in kurzer Zeit einen Ruf als gewiefter Taktiker erarbeitet und es wird nicht lange dauern, bis er wieder in der Premier League ist - wenn nicht mit Ipswich, dann bei einem noch größeren Verein.

Eine Rückkehr zu United mag zum jetzigen Zeitpunkt weit hergeholt erscheinen, aber die profilierteren Berufungen in der Ära nach Sir Alex Ferguson sind allesamt gescheitert. Und McKennas Insiderwissen über den Klub verschafft ihm gute Chancen, zumindest für ein Gespräch in Betracht gezogen zu werden.

Antonio Conte
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Antonio Conte

Ein weiterer bekannter Name, der derzeit auf der Suche nach einer neuen Aufgabe ist, ist der ehemalige Chelsea-Trainer Antonio Conte, dessen Amtszeit bei Tottenham im März ein böses Ende fand. Der Italiener schaffte es, die Spurs zurück in die Top-Vier zu führen, verlor aber schließlich die Kontrolle über die Umkleidekabine und kritisierte öffentlich die Spieler und den Verein dafür, dass sie eine Kultur der Mittelmäßigkeit ermöglichten - was beim Vorsitzenden Daniel Levy nicht gut ankam.

Dennoch hat Conte in seiner Zeit bei Chelsea den Premier-League-Titel geholt und in seiner Zeit bei Juventus und Inter insgesamt vier Scudetti gewonnen. Die Aufgabe, ten Hag bei United zu ersetzen, würde ihn sicher nicht abschrecken, und er lässt sich in der Kabine nicht gerne für dumm verkaufen.

Der Nachteil von Conte ist, dass er zu einer pragmatischen taktischen Herangehensweise neigt, ähnlich wie der frühere United-Trainer José Mourinho. Und das sorgt selten für ein großes Spektakel. Kurzfristig würde er Ergebnisse liefern, weshalb er zweifelsohne ein Kandidat für den Job im Old Trafford sein wird, aber der 54-Jährige ist vielleicht nicht der richtige Mann, um die trübe Stimmung zu verbessern.

Michael Carrick
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Michael Carrick

Michael Carrick war Solskjaers Assistent im Old Trafford, bevor er kurzzeitig als Interimstrainer die erste Mannschaft von United leitete (zwei Siege und ein Unentschieden). Aber er entschied sich gegen einen Verbleib bis zum Ende der Saison 2021/22.

Bei Middlesbrough trat Carrick im Oktober 2022 dann seine erste feste Stelle als Cheftrainer an. Er übernahm eine Mannschaft, die in der Championship auf Platz 21 lag, einen Punkt vor dem ersten Abstiegsplatz. Der ehemalige Mittelfeldspieler von United sorgte jedoch für die Wende, als Boro einen Lauf bis zu den Playoffs hinlegte, um dann im Halbfinale eine knappe Niederlage gegen Coventry City hinnehmen zu müssen.

Nach einem schlechten Start in die neue Saison hat Carricks Team nun fünf der letzten sechs Meisterschaftsspiele gewonnen und ist damit wieder im Rennen um einen Playoff-Platz. Der 42-Jährige wird als möglicher Nachfolger von ten Hag gehandelt und wäre wie McKenna in der Lage, einen Umbruch zu bewirken.

Er hat bereits die Unterstützung von Solskjaer erhalten, der im Mai gegenüber The Athletic erklärte: "Michael ist ein Mann mit Werten und Prinzipien, ein großer Familienmensch, aber auch mit einem unübertroffenen Wissen. Er ist ein Gewinner, aber er hat seine Emotionen immer noch unter Kontrolle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nicht Trainer von Manchester United wird."

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Unai Emery

Unai Emery wurde zu einem der Top-Trainer in Europa, nachdem er bei Sevilla über sich hinausgewachsen war und bei Paris Saint-Germain eine Reihe von Trophäen gewann - auch wenn er in der Champions League scheiterte. Als Arsenal Emery 2018 als Nachfolger des legendären Arsene Wenger wählte, schien er wie geschaffen für den Klub. Doch er schaffte es nicht, die Gunners zurück in die Top-Vier zu führen, und hielt es nur 18 Monate im Emirates Stadium aus.

In der Folge sanken die Aktien des Spaniers, aber er erinnerte alle an seine einzigartigen Qualitäten, als er Villarreals Triumph in der Europa League 2021 und den sensationellen Einzug der Spanier ins Halbfinale der Champions League in der folgenden Saison ermöglichte.

Aston Villa holte Emery im vergangenen Oktober zurück in die Premier League und seitdem hat er bewiesen, dass man ihm bei Arsenal wahrscheinlich mehr Zeit hätte geben sollen. Villa steht nach zehn Spielen in dieser Saison auf dem fünften Platz und Emery hat das Beste aus Spielern wie Ollie Watkins, Matty Cash und Ezri Konsa herausgeholt sowie gleichzeitig spannende Talente wie Moussa Diaby und Nicolo Zaniolo verpflichtet.

Emery hat eine Mannschaft, die unter Steven Gerrard auf Platz 14 abgerutscht war, wieder auf Vordermann gebracht und hat nun eine echte Chance, sich für die Champions League zu qualifizieren. United wäre verrückt, den ehemaligen Arsenal-Coach, der genau weiß, wie er seine Ressourcen maximieren und die Erwartungen übertreffen kann, nicht zumindest in Betracht zu ziehen.

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Xabi Alonso

Xabi Alonsos Status als Liverpool-Legende würde es ihm schwer machen, bei Uniteds Fans einen reibungslosen Start zu haben. Aber er ist wohl der vielversprechendste junge Trainer, den es derzeit gibt. Bayer Leverkusen befand sich in der Abstiegszone der Bundesliga, als er im Oktober 2022 das Amt übernahm - und die Werkself beendete die Saison dann nach einer gewaltigen Steigerung auf dem sechsten Platz. In der laufenden Spielzeit ist das Team sogar noch einmal deutlich besser geworden und hat nach acht Siegen und einem Unentschieden in den ersten neun Spielen die Tabellenspitze inne.

Alonso ist ein Trainer, der ein ähnliches taktisches Konzept wie Guardiola verfolgt, mit dem er während seiner Zeit bei den Bayern zusammengearbeitet hat - und das zahlt sich aus. Leverkusen ist unter Alonso eine wahre Augenweide. In dieser Saison hat man in nur 15 Spielen bereits 50 Tore erzielt und Alonso entwickelt eine großartige Erfolgsbilanz, wenn es darum geht, seine Spieler zu verbessern.

Er ist dazu bestimmt, in naher Zukunft einen der größten Klubs der Welt zu übernehmen. Und United könnte bereit sein, seine Verbindung zu Liverpool zu ignorieren, wenn man bedenkt, wie viel Potenzial er hat.

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Roy Keane

Zu guter Letzt ist da noch die United-Legende Roy Keane, der seit seinem Abschied aus Ipswich im Jahr 2011 keine Cheftrainerfunktion mehr innehatte. Der Ire hatte es an der Portman Road schwer, war aber zuvor in der Premier League bei Sunderland als Trainer tätig und beeindruckte zwischen 2013 und 2018 auch als Assistenzcoach für sein Land.

Keane betonte, dass er gerne auf die Trainerbank zurückkehren würde und sagte dem Podcast Stick to Football: "Ich würde gerne wieder einsteigen. Ich bin jetzt schon seit einigen Jahren nicht mehr im Geschäft, aber ich rege mich immer noch jeden Samstag darüber auf, dass ich keine Mannschaft habe und seit zehn bis elf Jahren nicht mehr trainiert habe. Das geht nie weg. Aber es kommt darauf an, welche Gelegenheit sich einem bietet. Sunderland war nicht einfach, Ipswich war eine große Herausforderung. Es kommt auf den Verein, den Zeitpunkt und den Vertrag an."

Ferguson sorgte dafür, dass Keane United 2005 nach einem Streit verließ, aber der Ire kehrte im vergangenen Sommer zum ersten Mal in offizieller Funktion zum Verein zurück, als er das dritte Trikot für 2023/24 präsentierte. Realistisch betrachtet steht Keane bei den Red Devils nicht ganz oben auf der Liste für die Nachfolge von ten Hag, aber es sind auch schon seltsamere Dinge passiert. Und die Fans im Old Trafford würden ihn sicher mit offenen Armen empfangen.

 

 

 

 

 

 

 

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