"Setzt der Verstand aus": Pikante Verbindungen bei der Afrika-Kooperation des FC Bayern München

FC Bayern München, Oliver Kahn
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Die Akademie Gambinos Stars Africa ist der erste Partner des Joint Venture vom FC Bayern und dem Los Angeles FC. Damit unterstreichen die Münchner ihre Afrika-Ambitionen - und kooperieren mit einem einstmals scharfen Kritiker.

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2015 lag der Fokus bei der Talentsuche des FC Bayern noch weitestgehend auf Deutschland. Laut einiger nationaler Konkurrenten sammelten die Münchner damals durchaus zu aggressiv die größten Talente des Landes ein. Für 500.000 Euro wechselte in jenem Sommer beispielsweise der 16-jährige Timothy Tillman von der SpVgg Greuther Fürth zum FC Bayern, sein drei Jahre jüngerer Bruder Malik schloss sich direkt an.

"Wenn Bayern kommt, setzt bei vielen der Verstand aus", kritisierte Fürths damaliger Präsident Helmut Hack daraufhin in der SportBild. "Eine Katastrophe" sei der Wechsel Tillmans zum FC Bayern gar: "Da schaffen es doch die wenigsten Spieler, sich durchzusetzen. Dann wird man von da aus wieder verliehen oder abgegeben."

Tatsächlich blieb beiden Tillmans der Durchbruch in München verwehrt: Malik debütierte zwar für die Profis, ließ sich dann aber erst zum Rangers FC nach Glasgow und nun an die PSV Eindhoven verleihen. Timothy kehrte später nach Fürth zurück und spielt aktuell kurioserweise beim Los Angeles FC.

Gemeinsam mit dem MLS-Klub gründete der FC Bayern im März dieses Jahres das Joint Venture Red&Gold Football. In der damaligen Pressemitteilung hieß es: "Ziel der Zusammenarbeit ist es, internationale Talente auch in Kooperation mit Partnervereinen für die eigenen Mannschaften und den Profifußball auszubilden."

FC Bayern
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Bayern-Kritiker Helmut Hack: Von Fürth nach Gambia

Anschließend passierte sechs Monate lang gar nichts, ehe die beiden Klubs mit den Gambinos Stars Africa am Montag einen ersten Partner bekanntgaben. Gründer und Eigentümer der Akademie: der einstige Bayern-Kritiker Helmut Hack. Als Präsident warf der fränkische Tee-Unternehmer mit der TSV Vestenbergsgreuth die Münchner 1994 sensationell aus dem DFB-Pokal. Von 1996 bis 2018 stand Hack der SpVgg Greuther Fürth vor, ehe er sich fußballerisch nach Afrika orientierte.

2019 gründete der nun 74-Jährige die Akademie Gambinos Stars Africa im westafrikanischen Land Gambia. "Nachdem ich viel Zeit in Afrika und insbesondere in Gambia verbracht habe, ist der Fußball auf diesem Kontinent für mich immer mehr zu einer Herzensangelegenheit geworden", sagte Hack. "Ich bin sehr dankbar, dass unsere Akademie auf diese Weise mit dem FC Bayern München und dem Los Angeles Football Club verbunden ist und Teil eines neuen und wettbewerbsstarken Systems ist, um Fußballtalente aus Afrika für Afrika, Europa und die USA zu begleiten und entwickeln."

Seit Juli kooperieren die Gambinos Stars Africa ihrerseits mit den Sane Elite Stars aus dem benachbarten Senegal und der Phoenix Sports Association aus Kamerun. Mit zwei Klubs also aus deutlich renommierteren Fußball-Nationen als Gambia. Zumindest über Umwege hat der FC Bayern nun Zugriff auf mehrere afrikanische Märkte.

Helmut Hack: Als Präsident warf der fränkische Tee-Unternehmer mit der TSV Vestenbergsgreuth die Münchner 1994 sensationell aus dem DFB-Pokal. Von 1996 bis 2018 stand er der SpVgg Greuther Fürth vor, ehe er sich fußballerisch nach Afrika orientierte.
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FC Bayern und der LAFC: Afrika statt Uruguay

Jochen Sauer, Münchens NLZ-Chef und Geschäftsführer von Red&Gold Football, begrüßte die Gambinos Stars Africa "als einen ersten, sehr wichtigen Partner. Gemeinsam wollen wir die besten Talente in Westafrika finden, ihnen ein optimales Umfeld für ihre Entwicklung und den individuell für sie besten sportlichen Weg in die europäischen Ligen oder in die MLS bieten."

Ursprünglich war als erster Partner des Joint Ventures ein Klub aus Uruguay angedacht. Im Frühling bestätigte der damalige Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn Gespräche mit dem uruguayischen Erstligisten River Plate, diese scheinen seitdem jedoch versandet zu sein. Zumindest indirekt besteht mittlerweile eine Verbindung zu Wacker Innsbruck. Der viertklassige österreichische Traditionsklub schloss eine Kooperation mit dem LAFC ab. Laut ORF spielt bei der Zusammenarbeit auch der FC Bayern eine Rolle, kürzlich wechselte der 19-jährige Nigerianer Daniel Francis von der Münchner Reserve zu Wacker.

Die nun fixierte Kooperation mit den Gambinos Stars Africa unterstreicht unterdessen die Afrika-Ambitionen des FC Bayern. Vor wenigen Wochen gingen die Münchner bereits eine - durchaus umstrittene - Partnerschaft mit dem ostafrikanischen Land Ruanda ein. Die dortige Tourismus-Kampagne Visit Rwanda beerbte Qatar Airways als Platin-Partner des FC Bayern.

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