FC Bayern München: Ex-Widersacher, Verwandte oder Stallgeruch? Mögliche Kahn-Nachfolger im Überblick

Von Nino Duit
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Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn (53) steht beim FC Bayern München massiv in der Kritik - und angeblich sogar vor dem Aus. Wer wird als Nachfolger gehandelt? Ein Überblick.

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Eine Entscheidung über die Zukunft von Kahn sowie Sportvorstand Hasan Salihamidzic soll bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 22. Mai fallen. Das Gremium besteht aus neun Männern und ist für die Bestellung und Abberufung der Vorstände verantwortlich. Kahns Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis zum 31. Dezember 2024.

Axel Hellmann
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Möglicher Kahn-Nachfolger aus der Bundesliga: Axel Hellmann

Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher liefert sich bei seinem aktuellen Klub seit Monaten einen Machtkampf mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Philip Holzer - und ist damit eigentlich prädestiniert für einen Posten beim FC Bayern. Die Moderation interner Streitigkeiten gehört bei den Münchnern schließlich zum Kerngeschäft.

Hellmann ist seit 2001 für die Eintracht tätig, seit 2012 gehört er dem Vorstand an. Der 51-Jährige gilt als Macher der modernen Eintracht: Siege im DFB-Pokal und in der Europa League, Champions-League-Achtelfinale, die Entdeckung und Entwicklung etlicher spannender Spieler - kaum ein deutscher Klub kann auf so erfolgreiche und emotionale Jahre zurückblicken wie Hellmanns Eintracht.

Laut Sky soll es schon Gespräche zwischen Hellmann und Vertretern des FC Bayern gegeben haben. Laut Bild habe er aber abgesagt, demnach wolle er sich zwischen einem Verbleib bei der Eintracht (Vertrag bis 2027) und dem Posten als DFL-Geschäftsführer entscheiden. Seit dem Abschied von Donata Hopfen führt Hellmann die DFL interimistisch gemeinsam mit Oliver Leki vom SC Freiburg. Leki möchte nicht hauptamtlich außerhalb vom Sport-Club arbeiten.

Christian Seifert
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Top-Manager, der jetzt in Bewegtbild macht: Christian Seifert

Hopfens Vorgänger als DFL-Geschäftsführer war Christian Seifert. Auch er gilt beim FC Bayern als Kandidat für die Kahn-Nachfolge. Nach 16 erfolgreichen Jahren an der Spitze des Ligaverbands verabschiedet sich Seifert 2021, um gemeinsam mit dem Axel-Springer-Verlag die Plattform DYN aufzubauen. Dabei handelt es sich um einen Streaming-Dienst, der ab August 2023 alle möglichen Sportarten übertragen wird. Außer Fußball.

Beim FC Bayern genießt Seifert höchste Wertschätzung. Schon vor zwei Jahren bezeichnete Präsident Herbert Hainer den 53-Jährigen als "Glücksfall für den deutschen Fußball" und "Prototyp einer soliden Erfolgskultur". Laut Sport1 fühle sich Seifert seinem aktuellen Projekt aber äußerst verbunden und stehe auch nicht für eine Doppelrolle zur Verfügung.

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Möglicher Kahn-Nachfolger: Oliver Bierhoff

Während Hellmann und Seifert auf erfolgreiche Jahre zurückblicken können, hatte es Oliver Bierhoff zuletzt nicht leicht. Bierhoff kam 2004 gemeinsam mit Jürgen Klinsmann und Joachim Löw als Manager zum DFB und führte den Verband in die Moderne. Seit dem WM-Titel 2014 wandelte sich sein einst positives Image aber radikal: Zuletzt galt Bierhoff als Gesicht des Niedergangs und der Überkommerzialisierung der deutschen Nationalmannschaft.

Nach der desaströsen WM in Katar trennte sich der DFB von Bierhoff, der in der Zwischenzeit vom Manager zum Geschäftsführer aufgestiegen war. Als einziger der bisher gehandelten Kandidaten wäre Bierhoff sofort verfügbar. Womöglich problematisch: Während seiner Zeit beim DFB stritt sich Bierhoff regelmäßig öffentlich mit den Münchner Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge über unterschiedlichste Themen.

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Der mit dem FCB-Stallgeruch: Philipp Lahm

Gebürtiger Münchner, ehemaliger Kapitän und generell ein reflektierter Mensch: Eigentlich ist Philipp Lahm prädestiniert für eine Führungsrolle beim FC Bayern. Stallgeruch und so. 2017 galt der 39-Jährige schon mal als Kandidat für die Position des Sportchefs. Damals lehnte er aber ab, weil Hoeneß "noch zu tatkräftig ist, um loszulassen".

Dieser Umstand hat sich zwischenzeitlich geändert, wird von Hoeneß' aktuellem Verhalten aber konterkariert. Obwohl er eigentlich nur noch als einfaches Aufsichtsratsmitglied fungiert, mischt der 71-Jährige wieder bei allen wichtigen Entscheidungen mit und tauchte am Mittwoch sogar auf dem Trainingsplatz auf.

Hoeneß' Präsenz dürfte diesmal aber nicht das ausschlaggebende Argument Lahms gegen eine Tätigkeit in der Führung des FC Bayern sein. Aktuell plant er als Turnierdirektor schließlich die Heim-Europameisterschaft 2024. Laut Bild steht er dem FC Bayern deshalb nicht zur Verfügung.

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Möglicher Kahn-Nachfolger aus der Familie: Florian Hoeneß

Womöglich erhöht sich die Hoeneß-Präsenz beim FC Bayern sogar noch - und zwar, indem Uli seinen 43-jährigen Sohn Florian in eine Führungsposition hievt. Dieses Gerücht streute jedenfalls die Bild. Florian Hoeneß übernahm 2001 im Alter von nur 21 Jahren beim Familienbetrieb HoWe Wurstwaren die Geschäftsführung. Die Firma mit Sitz in Nürnberg beschäftigt rund 300 Mitarbeiter. Obwohl es für ihn nach eigener Auskunft "bis ich 14, 15 Jahre alt war nur Fußball gab", arbeitete er noch nie im Profi-Fußball-Business.

Zu seinem Vater Uli pflegt er ein enges Verhältnis. "Papa und ich haben die gleiche Sicht auf wichtige Lebensthemen", sagte Florian Hoeneß neulich der Bild. "Ich bewundere an ihm seine Streitkultur. Er ist nicht nachtragend, duckt sich nie weg und sagt offen, was er denkt. Dazu hat er die Gabe, eigene Fehler einzugestehen." Wie nun bei Oliver Kahn? Bekanntlich übernahm der ehemalige Keeper auch auf Betreiben Hoeneß' 2021 den Vorstandsvorsitz beim FC Bayern.

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FC Bayern statt Rote Bullen? Oliver Mintzlaff

Von 2014 bis 2022 moderierte Oliver Bierhoff den rasanten Aufstieg des von Red Bull alimentierten Retortenklubs RB Leipzig. Einige Rückschläge des Projekts hatte Mintzlaff auch dem FC Bayern zu verdanken, der sich regelmäßig in Leipzig bediente. Zuletzt wechselten Abwehrchef Dayot Upamecano, Kapitän Marcel Sabitzer und Trainer Julian Nagelsmann nach München, im Sommer folgt Mittelfeldmotor Konrad Laimer.

"Ich hoffe, dass die Bayern auch mal andere Ideen finden und nicht immer unsere Spieler holen", klagte Mintzlaff vergangenen Sommer im Zuge des Laimer-Pokers. Aktuell muss sich der 47-Jährige aber nicht mehr mit solchen Marginalien herumschlagen. Seit dem Tod des langjährigen Konzernchefs Dietrich Mateschitz Ende vergangenen Jahres fungiert Mintzlaff als einer von drei Red-Bull-Geschäftsführern.

Die Verstrickungen zwischen dem FC Bayern und Red Bull sind übrigens überraschend eng: Die beiden Unternehmen bauen aktuell beispielsweise in München gemeinsam den multifunktionalen SAP Garden, der anschließend dem Eishockey-Klub EHC Red Bull München und auch ein bisschen Bayerns Basketballern als Heimat dienen soll.

Karl-Heinz Rummenigge
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FC Bayern - zurück in die Zukunft: Karl-Heinz Rummenigge

Wenn Kahn rausgeschmissen wird und es bei keiner der genannten Personen klappt? Dann muss zumindest interimistisch vielleicht dessen Vorgänger Karl-Heinz Rummenigge (67) übernehmen. Dass Hoeneß ehemalige Weggefährten zu Comebacks überreden kann, zeigt der Fall Jupp Heynckes.

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