2. Bundesliga - Power Ranking zum Saisonstart: Der Hamburger SV schafft es wieder nicht

Von Christian Guinin
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Platz 6 - HANNOVER 96

Auftaktprogramm: Werder Bremen (A), Hansa Rostock (H), Dynamo Dresden (A), 1. FC Heidenheim (H), SV Darmstadt 98 (A)

Knapp zwei Wochen, nachdem sich Hannover 96 und Trainer Kenan Kocak getrennt hatten, stand der neue Mann vor der Tür. Und Jan Zimmermann kam mit einer starken Empfehlung, den Regionalligisten TSV Havelse über die Relegation in die 3. Liga geführt zu heben. Nun soll er bei den Niedersachsen, die als 13. der vergangenen Saison ihren Erwartungen etwas hinterherliefen, vieles neu richten.

Die ersten Wochen unter dem 41-Jährigen waren vielversprechend. Als prominenteste Neuzugänge präsentierte der Klub Sebastian Stolz (ablösefrei von Jahn Regensburg), Sebastian Ernst (ablösefrei von Greuther Fürth) und Sebastian Kerk (für 50.000 Euro vom VfL Osnabrück), Marcel Franke ist neuer Kapitän. Kompensieren muss das Team jedoch den Abgang von Genki Haraguchi, der ablösefrei zu Union Berlin wechselt

"In den vergangenen Jahren hat man dort oft vom Aufstieg geredet, dieses Jahr ist das erstmals nicht der Fall. Das kann den Druck nehmen", so Neururer, der 1994/1995 und 2005 bis 2006 selbst auch in Hannover arbeitete. Seit gefühlt einer Ewigkeit herrscht in Hannover so etwas wie Aufbruchsstimmung. 96 hat durchaus die Qualität, oben mitzuspielen, allzu große Hoffnungen sollte man sich aufgrund der starken Konkurrenz aber nicht machen. Im Rennen um die ersten drei Plätze ist man nur mit Außenseiterchancen dabei.

Platz 5 - HOLSTEIN KIEL

Auftaktprogramm: FC St. Pauli (A), FC Schalke 04 (H), Jahn Regensburg (H), Fortuna Düsseldorf (A), Erzgebirge Aue (H)

Zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren in der 2. Bundesliga schaffte es Kiel in der vergangenen Saison überraschend in die Bundesliga-Relegation. Zwar scheiterten die Störche dort wie schon 2017/18, erneut hatten sie aber ihre Klasse eindrucksvoll bewiesen.

Mit Trainer Ole Werner, Alexander Mühling und Hauke Wahl sowie Routinier Fin Bartels sind einige Leistungsträger weiter Teil der Mannschaft, die mittlerweile allerdings auf Jae-sung Lee (ablösefrei zum FSV Mainz 05) und Janni Serra (ablösefrei zu Arminia Bielefeld) verzichten muss.

"Seit Jahren machen die Verantwortlichen dort eine hervorragende Arbeit und verfolgen ein kluges Konzept samt guter Kontinuität", lobt Neururer die Arbeit der Kieler. Doch stellt sich die Frage, ob man die Abgänge der Leistungsträger kompensieren kann. Wenn ja, gehören sie für mich zu den Aufstiegskandidaten." Als der große Aufstiegsfavorit, der über seine reine individuelle Klasse oben mitmischen kann, wird Kiel nicht an den Start gehen. Jedoch zeigten die Kieler schon im vergangenen Jahr, dass mit ihnen zu rechnen ist, eine erneute Überraschung ist also nicht ausgeschlossen.

Platz 4 - HAMBURGER SV

Auftaktprogramm: FC Schalke 04 (A), Dynamo Dresden (H), FC St. Pauli (A), SV Darmstadt 98 (H), 1. FC Heidenheim (A)

Das noch vor wenigen Jahren als aus der Bundesliga unabsteigbar geltende Hamburg startet bereits in seine vierte Spielzeit in der 2. Bundesliga. Einfacher dürfte es dabei nicht geraten, stiegen mit Nordrivale Bremen und Schalke doch zwei weitere frühere Bundesliga-Spitzenvereine ab. Der neue Übungsleiter Tim Walter steht also vor einer echten Herausforderung.

Torjäger Simon Terodde verloren die Hamburger an den Konkurrenten Schalke 04, Sven Ulreich ist zurück beim FC Bayern und Rick van Drongelen wechselte zu Union Berlin. Einen echten Königstransfer hat der HSV auf der anderen Seite nicht zu bieten. Mit Robert Glatzel kam ein ambitionierter Mittelstürmer als Ersatz für Terodde, als gleichwertigen Ersatz kann man dies aber nicht betrachten. Viel Geld konnte der Traditionsklub nach dem erneut verpassten Aufstieg und wegen der Corona-Pandemie nicht in die Hand nehmen.

Vielleicht nimmt es dem HSV etwas Druck, dass er dieses Mal nicht als klarer Favorit auf den Aufstieg gilt. "Wenn sie aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben, müssten sie eigentlich vorne mitspielen", meint Neururer. Trotzdem: Die Qualität lässt noch zu wünschen übrig. Sollte auf dem Transfermarkt nicht noch etwas passieren, wird der Aufstieg für den HSV eine echte Herausforderung.

Platz 3 - FORTUNA DÜSSELDORF

Auftaktprogramm: SV Sandhausen (A), Werder Bremen (H), 1. FC Nürnberg (A), Holstein Kiel (H), FC Schalke 04 (A)

Für den letztjährigen Absteiger Fortuna Düsseldorf und seinem neuen Coach Christian Preußer geht es darum, nach einem durchschnittlichen Jahr wieder vorne anzugreifen und um den Aufstieg mitzuspielen.

Der Top-Transfer ist Felix Klaus, der nach einer Leihe für 1,1 Mio. Euro fest vom VfL Wolfsburg verpflichtet wurde, zudem kommt Khaled Narey ablösefrei vom HSV. Mit Kenan Karaman (ablösefrei zu Besiktas Istanbul) und Kevin Danso (Leih-Rückkehr zum FC Augsburg) verliert die Fortuna allerdings auch zwei wesentliche Leistungsträger.

Das Team ist mit einem Haufen junger Talente gespickt, für die Qualität der beiden Bundesliga-Absteiger reicht es aber nicht. Sollten diese jedoch schwächeln, kann die Fortuna zur Mannschaft der Stunde werden. Mut macht vor allem die vergangene Rückrunde, als man nach schwachem Saisonstart beinahe noch im Aufstiegsrennen mitgespielt hätte.

Platz 2 - WERDER BREMEN

Auftaktprogramm: Hannover 96 (H), Fortuna Düsseldorf (A), SC Paderborn (H), Karlsruher SC (A), Hansa Rostock (H)

Erst zum zweiten Mal überhaupt musste Bremen den Gang in die 2. Bundesliga antreten, standesgemäß gehen die Hanseaten also als einer der großen Favoriten auf den Aufstieg in diese Saison. Aber: Werder steht vor einer schwierigen Aufgabe, muss unter seinem neuen Trainer Markus Anfang den Umbruch schaffen - der schon einigen etablierten Clubs, die abgestiegen waren, Schwierigkeiten bereitete.

Abgesehen von den Abgängen von Milot Rashica (für 11 Mio. Euro zu Norwich City), Niklas Moisander (ablösefrei zu Malmö FF) und Theodor Gebre Selassie (ablösefrei zu Slovan Liberec) haben es die Bremer geschafft, ihr Erstligateam weitestgehend zusammenzuhalten. Eine schlagkräftige Mannschaft, die mit Bayerns Defensiv-Youngster Lars-Lukas Mai und dem Südkoreaner Kyu-hyun Park (für 250 Tsd. Euro von Ulsan Hyundai) verstärkt wurde, haben die Norddeutschen somit allemal.

"Bei Bremen wird entscheidend sein, wie die Mannschaft am Ende des Transferfensters aussieht. Im Augenblick werden immer noch Spieler abgegeben, das könnte auch Werder treffen", sagt Neururer. Kann der SVW seine starke individuellen Besetzung zusammenhalten, wird man aber auf jeden Fall um eine Bundesliga-Rückkehr mitspielen. Zu einem Selbstläufer dürfte die jedoch nicht geraten.

Platz 1 - FC SCHALKE 04

Auftaktprogramm: Hamburger SV (H), Holstein Kiel (A), Erzgebirge Aue (H), Jahn Regensburg (A), Fortuna Düsseldorf (H)

Nach über 30 Jahren im Oberhaus musste der FC Schalke 04 vergangene Saison zum vierten Mal nach 1981, 1983 und 1988 den bitteren Gang in die zweite Liga bestreiten. Und auch wenn man dies als abgeschlagener Tabellen-18. tat, ist klar, dass alles andere als der direkte Wiederaufstieg nicht akzeptabel ist. Zu viel Geld steht für die Knappen auf dem Spiel, als drohendes Beispiel muss man sich nur den HSV anschauen. Die Rückkehr in die Bundesliga ist also quasi alternativlos.

S04 geht mit dem Vorteil in die Saison, dass Coach Dimitrios Grammozis bereits im März übernahm, das Team dementsprechend kennt und nach seinen Vorstellungen auf- und umbauen durfte. Auch die lange Planungszeit (der sichere Abstieg stand praktisch schon im Frühjahr fest) dürfte den Knappen in die Karten gespielt haben. Mit Simon Terodde sicherte sich Königsblau zudem einen der besten Torjäger der Geschichte der 2. Bundesliga - der im neuen Spieljahr sogar zum historisch besten Torschützen der Liga avancieren könnte. Von den Altlasten des Vorjahres hat man sich getrennt und das Team mit Spielern wie Danny Latza (FSV Mainz 05), Dominick Drexler (1. FC Köln), Marius Bülter (Union Berlin) und Martin Fraisl (ADO Den Haag) sinnvoll verstärkt.

Schalke ist der Top-Favorit auf den direkten Aufstieg, sicher kann sich in Anbetracht der Unruhen der vergangenen Jahre aber nicht sein, dass nicht die nächste große Enttäuschung ansteht. Das sieht auch Neururer so. Einen Top-Favoriten auf den Aufstieg gibt es für ihn nicht. Die zweite Liga sei "eine komplett andere Sportart. Wenn sie frühzeitig annehmen und begreifen, kann es funktionieren. Die Qualität der Spieler ist da. Das große Problem wird sein, dass es für jedes Team, das gegen Schalke spielt, das Saisonhighlight wird. Damit musst du klarkommen." Der Start wird dementsprechend entscheidend, Königsblau braucht Euphorie und Ruhe gleichermaßen. Gelingt das, gelingt auch der direkte Wiederaufstieg.