BVB - Erkenntnisse zu Borussia Dortmund nach dem 1:1 gegen PSG: Der Mut steht auf wackligen Beinen

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Gegen PSG wird der Mut von Borussia Dortmund belohnt, steht aber auf sehr wackligen Beinen. Karim Adeyemi betreibt dagegen erste Wiedergutmachung. Die Erkenntnisse nach dem 1:1 des BVB.

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BVB: Mut wird belohnt, steht aber auf wackligen Beinen

Nachdem Borussia Dortmund in Mailand, Leverkusen und Stuttgart drei Auswärtspartien in Folge bestritt und dabei jeweils einen sehr defensiven Spielansatz wählte, waren Diskussionen aufgekommen, ob diese Herangehensweise nicht der Identität des BVB widersprechen würde. Das war angesichts der Leistungen gegen die beiden deutschen Kontrahenten irgendwo auch nachvollziehbar, schließlich war man in diesen Partien trotz des Defensivfokus' so gut wie chancenlos.

Nun, vor dem abschließenden Gruppenspiel in der Champions League gegen Paris Saint-Germain, sagte Trainer Edin Terzic: "Es geht darum, dass wir mutig auftreten wollen. Wir wollen uns nicht das vorwerfen lassen, was uns nach dem Spiel in Paris erwartet hatte." Auch bei PSG stand die Borussia tief und wollte Kontern, doch das gelang nicht.

Was in Frankreich jedoch etwas besser funktionierte als in den vergangenen Wochen, war die Abwehrleistung an sich. Gegen Bayer und den VfB hätte es für Dortmund weit mehr als nur die drei Gegentore hageln können, ja müssen.

Gleiches lässt sich jetzt nach dem 1:1 gegen Paris behaupten, wenngleich der Ansatz ein anderer war. Die Hausherren agierten in der Tat mit viel Mut, attackierten hoch und schafften es so, die Defensive des Gegners verwundbar zu machen. Einzig die Chancenverwertung hätte besser ausfallen müssen.

Der BVB steht schon sicher im Achtelfinale der Champions League.
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BVB: "Das Allerwichtigste ist die Aktivität"

Doch das ist gleichermaßen das Stichwort: Auch PSG hatte zahlreiche Gelegenheiten, auch PSG hätte problemlos drei, vier Treffer erzielen können. Der Dortmunder Mut stand auf wackligen Beinen, weil die Westfalen bei Pariser Schnellangriffen oft nur hinterher hechelten. Dortmunds Abwehr ist auch im Dezember weit davon entfernt, sattelfest zu sein.

Es ist unter dem Strich bei weitem nicht so, dass Terzic den BVB einen defensiven Fußball spielen lässt. Der Gedankengang, gerade auswärts in der Königsklasse oder gegen die sehr formstarken Teams aus Leverkusen und Stuttgart tief zu stehen, mit vielen Beinen zu verteidigen und über die Tempospieler gefährlich zu werden, ist unter den derzeitigen Begebenheiten absolut legitim. Allerdings wirft dieser Underdog-Fußball in erster Linie ein schlechtes Bild auf den aktuellen BVB und seinen Kader.

Dennoch liegt es diesem natürlich deutlich mehr, den Vorwärtsgang zu suchen und offensiver zu spielen. "Der Mut, den die Mannschaft heute gezeigt hat: Das muss unser Weg sein", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. "Das Allerwichtigste ist die Aktivität", sagte Terzic und liegt damit richtig.

Am Mittwochabend hatten die BVB-Kicker gute Antworten parat auf die Fragen des Trainers zu diesem Komplex: "Wie zeige ich mich, wie bin ich bereit eine Option zu sein, wenn mein Mitspieler den Ball hat? Wie bin ich bereit, Tiefe anzulaufen, um den Gegner auseinander zu ziehen, Spieler zu binden?"

In den beiden abschließenden Spielen des Jahres in Augsburg und gegen Mainz wird der BVB gegen tiefstehende Mannschaften spielerische Lösungen anbieten müssen. Der Defensivansatz ist für das Jahr 2023 somit Geschichte. Die Problematik in der Abwehr aber bleibt - und wird auch im kommenden Jahr die wohl größte Baustelle für Terzic sein.

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BVB: Karim Adeyemi betreibt erste Wiedergutmachung

Wie schon im Vorjahr, nachdem er im Sommer 2022 nach Dortmund wechselte, verläuft auch die zweite Hinrunde von Karim Adeyemi alles andere als zufriedenstellend. Verletzungen, Formschwäche, die Debatten um seine Absage an die U21 - der 21-Jährige stand die meiste Zeit nachvollziehbar im Abseits.

Wenngleich es sicher unglücklich war, dass er sich nicht zum zweiten Mal in Folge für die U21 verfügbar machte, hatte Adeyemi isoliert betrachtet ja keinen allzu falschen Gedanken: Er wollte in der Länderspielpause in Dortmund bleiben, regelmäßig trainieren und sich beim Verein anbieten, um künftig häufiger zu spielen.

In sechs Pflichtspielen stand er seitdem zweimal in der Startelf. Adeyemi ist auch weiterhin weit entfernt von der starken Form der vergangenen Rückserie. Doch man merkt ihm an, dass er Wiedergutmachung für die Negativschlagzeilen betreiben möchte, die ihn zuletzt mehrere Wochen lang begleiteten.

In Mailand ist der Knoten geplatzt und Adeyemi traf erstmals in dieser Saison, nun legte er gegen PSG Saisontor Nummer zwei nach. Das bleibt bei 18 Einsätzen, allerdings nur sieben von Beginn an, freilich eine magere Ausbeute.

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BVB: Karim Adeyemi in alter Julian-Brandt-Manier

Trotzdem hat sich seine Körpersprache verbessert. Adeyemi beißt mehr, kämpft mehr und zeigt in seinem Spiel seltener die seltsam-lethargischen Züge, die selbst neutralen Beobachtern die Zornesröte ins Gesicht treiben können. Gegen Paris kam er nach Mats Hummels (8) mit sieben auf die meisten Balleroberungen beim BVB.

"Er hat einen sehr engagierten Eindruck gemacht", sagte auch Sportdirektor Kehl. Das Pflänzchen auf dem Weg zurück zu Normalform ist noch sehr zart. Was Adeyemi nun braucht, wenngleich das auch für die gesamte Mannschaft gilt, ist Konstanz. Noch hatte er auch zuletzt in alter Julian-Brandt-Manier eine zu große Streuung zwischen überragenden Situationen und eklatanten Fehlern, teils innerhalb weniger Minuten.

Auch muss er insgesamt deutlich stabiler im Zweikampf werden. Ob Foul oder nicht, Adeyemi liegt zu häufig auf dem Boden. Er ist nun gebrandmarkt, sein Ruf bei den Schiedsrichtern hat während seiner Dortmunder Zeit merklich gelitten. Darunter litt er in jüngerer Vergangenheit schließlich selbst, denn einige Aktionen hätten tatsächlich einen Pfiff für Adeyemi nach sich ziehen müssen. Die bleiben jedoch aus. Seine ersten ordentlichen Reaktionen auf die üppige Kritik aber immerhin nicht.

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PSG wird es noch bereuen, nicht auf Sieg gespielt zu haben

Terzic und Kehl ließen in ihren Spielanalysen nach Schlusspfiff nicht unerwähnt, dass die Pariser in den finalen Minuten des Spiels nicht mehr alles unternommen hatten, um die Partie noch in einen Sieg zu drehen. Das Tor zum 2:1 der AC Mailand bei Newcastle United hatte den Franzosen gereicht, um ins Achtelfinale einzuziehen.

"Das Resultat in Newcastle war sehr gut für uns. In der 85. Minute habe ich den Spielern gesagt, dass sie nicht mehr zu viel Risiko gehen sollen. Wir wollten aber dennoch als Erster die Gruppe beenden", sagte Trainer Luis Enrique bei DAZN.

Vor der Partie war sich der Spanier noch sicher, das Spielfeld als Sieger zu verlassen. Das wäre angesichts der zahlreichen guten Torchancen durchaus drin gewesen. Andererseits zeigte sich PSG auch besiegbar, bei den Auftritten in der Gruppenphase mit nur acht Punkten aus sechs Spielen überzeugte das vermeintliche Star-Ensemble nicht.

Im Achtelfinale, wo man in den vergangenen sieben Spielzeiten fünf Mal scheiterte, bekommen es die Pariser nun mit echten Schwergewichten zu tun, wenn man das überraschend starke Real Sociedad einmal abzieht. Bayern München, der FC Arsenal, Real Madrid, Atlético Madrid, Manchester City oder FC Barcelona lauten die möglichen Gegner.

Auch wenn Enrique noch meinte, im Februar werde sein Team stärker sein: Paris ist derzeit kein Kandidat auf den so lange ersehnten Titel. Und wird es in dieser Form noch bereuen, in den Schlussminuten in Dortmund nicht auf Sieg gespielt zu haben.

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BVB: Die restlichen Spiele von Borussia Dortmund im Jahr 2023

DatumWettbewerbGegner
16. Dezember, 15.30 UhrBundesligaFC Augsburg (A)
19. Dezember, 20.30 UhrBundesliga1. FSV Mainz 05 (H)