FC Bayern München - Bouna Sarr: Vom Transferflop zum "besten Außenverteidiger des Kontinents"

Von Jonas Rütten
Bouna Sarr gilt beim FC Bayern München als Transferflop und aufgrund seines Gehalts als teurer Ladenhüter.
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Bouna Sarr gilt beim FC Bayern München als Transferflop und aufgrund seines Gehalts als teurer Ladenhüter. Während er beim Rekordmeister oftmals die Bank drückt, blüht er beim Afrika Cup für den Senegal auf. Sogar so sehr, dass sich eine Win-Win-Situation für den Spieler und auch den FCB anbahnt.

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Als Bouna Sarr vor etwas mehr als eineinhalb Jahren als Neuzugang beim FC Bayern München präsentiert wurde, staunten viele nicht schlecht. Ein damals 28-jähriger, im besten Fall solider Außenverteidiger ohne Champions-League-Erfahrung beim großen FCB? Und das auch noch für kolportierte zehn Millionen Euro zuzüglich eines guten Gehalts für die kommenden vier Jahre? Das war nicht unbedingt ein Transfer der Kategorie "Bayern-like".

Doch Sportvorstand Hasan Salihamidzic war sich sicher: "Er wird uns auf einer wichtigen Position helfen." Gemeint hatte er, dass Sarr in einer intensiven Saison mit einem Mammutprogramm als amtierender CL-Sieger und in Zeiten der Coronavirus-Pandemie Benjamin Pavard auf der rechten Seite zwar nicht die Stammposition würde streitig machen, aber immerhin als grundsolide Aushilfe würde fungieren können.

Immerhin war es auch ein Stück weit Hansi Flick, der Sarr überhaupt auf den Radar des FC Bayern gebracht hatte. So zumindest stellte es der Spieler selbst in einem Interview mit RMC Sport da. Demnach habe er Flick bei einem Testspiel des FC Bayern gegen Sarrs damaligen Klub Olympique Marseille von sich überzeugt: "Ich habe ganz gut gespielt. Ihr Trainer schätzte meine Leistung und sagte mir, er wolle mich holen."

Weil bei den Bayern recht schnell Not am Mann in der Defensive war, kam Sarr zügig zu seinen Bewährungschancen. Doch den guten Eindruck, den er bei Flick noch bei jenem Testspiel hinterlassen hatte, konnte er nicht mehr bestätigen. Sarr rutschte im Verlauf der Saison in der Rechtsverteidiger-Hierarchie sogar hinter den etatmäßigen Innenverteidiger Niklas Süle. Auch der Trainer-Wechsel von Flick auf Julian Nagelsmann verbesserte seine Situation nicht. Im Gegenteil.

Sarr beim FC Bayern auch unter Nagelsmann Dauerreservist

Denn Nagelsmann setzte trotz eines erneuten Pavard-Ausfalls auf Nachwuchskraft Josip Stanisic. Nur ein einziges Mal stand Sarr in der laufenden Saison in der Startelf: In der ersten DFB-Pokalrunde gegen den Bremer SV. Insgesamt kommt er auf lediglich 226 Einsatzminuten in dieser Spielzeit. "Er tut sich schwer, die Leistung stabil auf den Platz zu bringen", kritisierte Nagelsmann. Der mittlerweile 29-Jährige bekam spätestens da den Stempel als Transferflop aufgedrückt.

Umso erstaunlicher war dann das Interview, das er im Dezember der L'Equipe gab. Dort sagte er, dass er trotz allem nicht an einen Abschied vom FC Bayern denke, sich erst im Juni zu einer Bestandsaufnahme mit den Verantwortlichen zusammensetzen wolle. Außerdem lieferte er seinen Kritikern eine Erklärung für seine teilweise sehr dürftigen Leistungen in seiner bisherigen Bayern-Zeit. "Was die Leute nicht wissen, ist, dass ich mit zusammengebissenen Zähnen spielte. Mein Knie schmerzte, ich nahm vor jedem Spiel Entzündungshemmer", sagte Sarr.

Außerdem kündigte der in Frankreich geborene, im Oktober 2021 aber frisch gebackene senegalesische Nationalspieler große Taten an. Den Afrika Cup im Januar 2022 werde er "nutzen, um zu zeigen, wozu ich in der Lage bin".

Und weil er dieses "Versprechen" aktuell einlöst, könnte sich an seinem "Treueschwur" gegenüber den Bayern im Winter tatsächlich noch einmal etwas ändern.

Sarr als "bester Außenverteidiger des Kontinents" gefeiert

Für den Senegal stand Sarr bislang in jeder der 270 Turnier-Minuten auf dem Platz und überzeugte mal als Rechtsverteidiger, mal in ungewohnt offensiver Rolle als Außenbahnspieler. Als der senegalesische Fußball-Verband via Twitter fragte, ob seine Nutzer damit einverstanden seien, dass man Sarrs Leistung bislang im Turnier als "außergewöhnlich" bezeichne, lobten die User überschwänglich. Sarr wurde gar als "bester rechter Außenverteidiger des Kontinents" bezeichnet.

Die guten Leistungen sollen das Interesse einiger namhafter Klubs geweckt haben, darunter die AS Roma und Lille. Wie Sport1 berichtet, gibt es mittlerweile Anfragen, jedoch noch keine konkreten Angebote. Allerdings wolle Sarr spätestens im Sommer das Kapitel Bayern schließen. Befürchtungen, der teure Ladenhüter (Jahresgehalt von circa 2,5 Mio.) könnte seinen gut dotierten Vertrag bis 2024 einfach aussitzen, hätten sich dann erledigt.

Sollte Sarr weiterhin solch positive Schlagzeilen schreiben, hielte sich wohl auch das Transferminus der Bayern in Grenzen. Die nächste Gelegenheit dazu hat Sarr am Dienstag, wenn er im Achtelfinale beim Afrika Cup mit Senegal auf die Kap Verden trifft (17 Uhr, Alle Spiele des Afrika gibt es LIVE bei sportdigital.de)

Bouna Sarr: Leistungsdaten und Statistiken beim FC Bayern

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